Dormagen Wo der Dresscode hitzefrei macht

Dormagen · Weil sich das Thermometer der 40-Grad-Marke nähert, streifen die Arbeiter auf der Baustelle in Knechtsteden mal die Hemden ab und gönnen sich eine kalte Dusche. Auch an anderen Arbeitsplätzen wird die Kleiderordnung gelockert.

Während draußen die Menschen in Shorts und Tanktops unterwegs sind, haben Beschäftigte in Dormagener Unternehmen mit Kleiderordnung nichts zu lachen. Hemd und Krawatte, lange Hose und geschlossene Schuhe sind bei den männlichen Mitarbeitern von Banken, der Stadtverwaltung und auch Restaurants ein Muss. Die Frauen haben es da einfacher: ihnen erleichtern Röcke und kurzärmlige Blusen die Arbeit bei den sommerlichen Temperaturen, allerdings sind schulterfreie Oberteile und offene Schuhe ebenfalls ungern gesehen.

"Zwar ist im Sommer luftigere Kleidung erlaubt, aber Jeans und T-Shirt sind trotzdem ein No-Go", so Raimund Franzen, stellvertretender Unternehmenssprecher der Sparkasse Neuss. Bauchfrei oder trägerlos geht da gar nicht, leichtere Stoffe wie Leinen oder mit Seide gefütterte Sakkos bieten Alternativen. Auch in der VR-Bank Dormagen herrscht trotz Hitze noch Etikette. Die Mitarbeiter haben sich hier den Dresscode selbst erarbeitet. Ab 25 Grad gibt es eine "Kleidungserleichterung", die auf kurzärmelige Hemden auch ohne Krawatte umschwenkt, dennoch muss ein eleganter, förmlicher Look beibehalten werden.

 Krawattenlos: Tobias Oechsler und Sascha Forsthoff von der VR Bank.

Krawattenlos: Tobias Oechsler und Sascha Forsthoff von der VR Bank.

Foto: "Tinter, Anja (ati)"

In den Büros der Stadt Dormagen hält man die Kleiderordnung ebenfalls ein. "Bei uns gibt es keinen einheitlichen Dresscode, weil wir völlig verschiedene Arbeitsfelder haben. Wir gehen davon aus, dass die Mitarbeiter ihrer Aufgabe entsprechend angemessen gekleidet sind", sagt Harald Schlimgen, Pressesprecher der Stadt Dormagen.

Im Kreiskrankenhaus in Hackenbroich sieht es trotz Hitzewelle auch nicht überall sommerlich aus: "Während Pflegekräfte auf T-Shirts umsteigen dürfen, muss die Schutzbekleidung im OP beibehalten werden", so Elisabeth Roderhoff, Sprecherin des Kreiskrankenhauses. Aus hygienischen Gründen müssen Ärzte sich an die Vorschriften halten, ganz egal bei welchem Wetter.

Busfahrerin Alla Jegel genießt den Durstlöscher von der Betriebsleitung.

Busfahrerin Alla Jegel genießt den Durstlöscher von der Betriebsleitung.

Foto: "Tinter, Anja (ati)"

Die Mitarbeiter des Busverkehr Rheinland (BVR) haben nicht ganz so viel zu schwitzen. Laut Jasmin Münster, Betriebsleiterin des BVR, gibt es eine Kleiderordnung für alle Fahrer, bestehend aus Polohemden und lang- bzw. kurzärmeligen Hemden. "Die wird natürlich bei diesen Temperaturen gelockert: Eine dunkle Jeans oder ein längerer Rock sind völlig in Ordnung", so Münster. Den ganzen Tag bei Hitze Busfahren, ist trotzdem unangenehm.

Auch Restaurants wie die Pizzeria "La Rustica" auf der Kölner Straße legen Wert auf korrekte Kleidung und lassen ihre Mitarbeiter schwitzen. Ein weißes Hemd und lange dunkle Hose sowie geschlossene Schuhe sind auch vor dem Steinofen ein absolutes Muss.

Selbst für die Pfarrer in Dormagen gibt es keine Erleichterung. "Im Gottesdienst ist die liturgische Kleidung vorgesehen, aber in unseren Kirchen ist es ja auch immer gut belüftet und eher kühl", sagt Pfarrer Peter Stelten von der katholischen Kirchengemeine Dormagen.

Bleibt den Mitarbeitern wohl nichts anderes übrig als bei dem Wetter - falls vorhanden - die Klimaanlage im Büro aufzudrehen - oder in die Kirche zu gehen.

(NGZ)
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