Dormagen Zwei Frauen sind Spitze in der Hörspiel-Szene

Dormagen · Bei den Zonser Hörspieltagen wurden diesmal die Autorin Helga Bürster und Darstellerin Jeanne Devos für ihre Arbeit ausgezeichnet.

Wie kommt ein Mädchen vom Land, aus dem Kanton Appenzell in der Schweiz, zur Kunst? Na, sie läuft barfuß über saftig-grüne Wiesen - und stolpert drüber. "So hab' ich sie gefunden", erzählte Jeanne Devos. Die diesjährige Gewinnerin des mit 1000 Euro dotierten "Zonser Darstellerpreises" für besondere schauspielerische Leistungen im Hörspiel kleidete ihre Vorstellung und ihren Dank in der Nordhalle des Kulturzentrums Friedestrom geschickt in eine Art Mini-Hörspiel, in der sie sich selbst spielte. Den Text hatte ihr passenderweise Rebecca Christine Schnyder auf den Leib geschrieben. Passend deshalb, weil Devos für ihren Part im Hörspiel "Öber em Tal" geehrt wurde, das aus Schnyders Feder stammt. Und passend nicht zuletzt auch deshalb, weil Schnyder im vergangenen Jahr selbst in Zons ausgezeichnet worden war - mit dem Hörspielpreis für das beste regionale Stück.

Der ging diesmal an die Autorin Helga Bürster, die die Jury unter dem Vorsitz von Henrik Albrecht mit ihrem niederdeutschen Stück "Rogge" überzeugte. Die Geschichte auf drei Zeitebenen handelt von einem aufrechten Demokraten, der sein Handeln und seine Einstellung in der Zeit des Nationalsozialismus - zum Beispiel verweigert er den Hitler-Gruß - mit dem Leben bezahlen muss. Dieser Mann, der Landwirt Willi Rogge, hat wirklich gelebt und wurde am 14. April 1945, also kurz vor Kriegsende, tatsächlich in Dötlingen bei Oldenburg von den Nazis ermordet.

In diesem Ort lebt heute Helga Bürster, die von der Geschichte wusste und sie künstlerisch verarbeitete. Das Nordwestradio sendete das Hörspiel zum 70. Todestag von Willi Rogge. "Ich verstehe den Preis auch als Auszeichnung für diesen Menschen", sagte die Autorin vor vollbesetztem Saal im Kulturzentrum Friedestrom. Ihr Dank galt auch Regisseur Hans Helge Ott und allen Mitwirkenden des Hörspiels.

Die Zonser Hörspieltage veranstaltet das Internationale Mundartarchiv "Ludwig Soumagne" in Verbindung mit dem Arbeitskreis "Regionales Hörspiel", Teilnehmer sind Redakteure, Regisseure und Autoren. Achim Thyssen, Leiter des Mundartarchivs, erinnerte an die Geschichte der Hörspieltage, die seit 1993 in Zons zu Hause sind (davor gab es Treffen in Hannover, Wiesbaden und Zermatt). "Der Preis ist finanziell zwar eher klein, ideell aber eine geschätzte Auszeichnung", meinte Thyssen. Der Jury-Vorsitzende Henrik Albrecht dankte dem Mundartarchiv für die neuerliche Gastfreundschaft und berichtete vom Entscheidungsprozess. "Wir hatten acht Einreichungen", berichtete Albrecht dem Auditorium. Auf Platz zwei beim Hörspielpreis landete Hans Delbruck mit dem Stück "Doctor mendacii", Rang drei ging an Dirk Schmidt mit dem Hörspiel "Calibra oder die Geißel Gottes".

Die Verleihung des Hörspiel- und des Darstellerpreises übernahm Kreisdirektor Dirk Brügge.

(NGZ)
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