Nur wenige Lehrer sind interessiert 14 Grundschulen in Düsseldorf ohne Rektor

Düsseldorf · Fehlende finanzielle Anreize, zahlreiche Überstunden und die Aussicht, deutlich weniger mit Kindern zu arbeiten, hindern Lehrer an einer Bewerbung. Wer die Verantwortung trotzdem übernimmt, tut dies meist aus Berufung.

 Die angehende Direktorin Nanette Weidelt mit Boxer Ito. Das Tier ist Schulhund an der Don-Bosco-Montessori-Grundschule in Oberkassel.

Die angehende Direktorin Nanette Weidelt mit Boxer Ito. Das Tier ist Schulhund an der Don-Bosco-Montessori-Grundschule in Oberkassel.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Besetzung der Rektoren- und Konrektoren-Stellen an städtischen Grundschulen ist ein Problem. Laut Schulverwaltungsamt fehlt aktuell an 14 der 86 Schulen ein Leiter. Sechs Stellen konnten "noch nicht besetzt werden, obwohl sie ausgeschrieben waren. Es mangelt weiterhin an Bewerbungen", teilt das Rathaus auf Anfrage mit.

Bei acht weiteren Grundschulen ist der Chefsessel, der meist ein Chefinnensessel ist, ebenfalls vakant. Hier seien die Stellen ausgeschrieben oder würden es bald, sagt Florian Dirszus vom Schulverwaltungsamt. "Jede nicht besetzte Leitungsstelle stellt für die Schüler, Lehrer und Eltern eine große Belastung dar", sagt FDP-Schulexperte Mirko Rohloff.

Warum Pädagogen zögern, Verantwortung zu übernehmen, weiß Nanette Weidelt. In Kürze wird die 39-Jährige ihre Ernennungsurkunde zur Schulleiterin der Don-Bosco-Montessori-Gemeinschaftsgrundschule in Oberkassel erhalten. "Als Pädagogin ist man plötzlich auch Juristin, Personal- und Eventmanagerin sowie Marketing-Expertin. Dafür hat man weniger Unterricht und meist keine eigene Klasse mehr. Das schreckt ab."

Und noch ein Grund macht die Leitungsstellen unattraktiv. "Als Konrektorin bekomme ich 159 Euro mehr im Monat - brutto, versteht sich. Als Leiterin werden es 260 Euro zusätzlich sein", sagt Weidelt. Dafür kommt die Düsseldorferin meist bereits um 7.15 Uhr an die Salierstraße, verlässt sie an den meisten Tagen nicht vor 16.30 Uhr.

Ihr Job, das weiß sie, ist in den dafür vorgesehenen unterrichtsfreien Stunden nicht zu bewältigen. Hinzu kommt die Gesamt-Verantwortung für 180 Kinder. "Wegen des Geldes macht man es nicht", resümiert sie. Und weswegen dann? "Weil ich gestalten, unserer Montessori-Pädagogik besondere Akzente verleihen kann", sagt sie und streichelt Ito über den Rücken. Der knapp zwei Jahre alte deutsche Boxer ist einer dieser Akzente. Denn Ito - er gehört Weidelt und ihrem Mann - ist "Schulhund" und gehört zum pädagogischen Konzept. "Großstadt-Kinder haben oft keinerlei Berührung mit Tieren. Dabei können sie viel von ihnen lernen."

Dass die Leitungsstellen Probleme bereiten, weiß auch Ursula Platen von der Schulaufsicht. Ungeachtet der aktuellen Liste aus dem Rathaus ("die meisten dieser Stellen werden wir am Ende besetzen") liegt für sie das eigentliche Problem bei den Konrektoren. Rund 20 Stellen seien unbesetzt "und es sieht nicht so aus, als ob sich das bald ändern würde".

Die Expertin kennt viele Gründe, warum manche Vakanz Jahre dauert. Kopfzerbrechen bereitet ihr etwa die Rektorenstelle an der katholischen Grundschule (KGS) Mettmanner Straße in Flingern-Süd. Hier habe es eine sehr engagierte kommissarische Schulleiterin gegeben, die den Führungsjob gerne übernommen hätte. "Sie war aber evangelisch und an einer KGS muss zumindest der Leiter oder die Leiterin katholisch sein."

Trotz all dieser Probleme warnt Platen Eltern vor der Schlussfolgerung, Kinder kämen an Schulen ohne offizielle Leitung irgendwie zu kurz. "Natürlich ist ein Rektor oder eine Rektorin wichtig, aber an vielen Grundschulen leisten Leitungsteams und kommissarische Führungskräfte eine ausgezeichnete pädagogische Arbeit."

(jj)
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