Düsseldorf 15-Jähriger sammelt Komponistenpreise

Düsseldorf · Leander Ruprecht spielte mit vier Jahren Klavier, schrieb für die Berliner Symphonikern und mag Musik, die erschüttert.

 Leander Ruprecht komponiert manchmal bis in die Nacht. Die Stücke des Elftklässlers spielten auch die Berliner Symphoniker schon.

Leander Ruprecht komponiert manchmal bis in die Nacht. Die Stücke des Elftklässlers spielten auch die Berliner Symphoniker schon.

Foto: Felix Herrlein

In seiner Wiedergabeliste auf der Musikplattform Spotify reihen sich Lieder der Popsängerin Lana del Rey an Kammerstücke von Dmitri Schostakowitsch: Leander Ruprecht ist Komponist und 15 Jahre alt. Er geht zur Schule, will studieren, am liebsten weit weg, und er erhielt gerade zum dritten Mal eine Auszeichnung beim Bundeswettbewerb "Jugend komponiert". Wenn es nach ihm ginge, würde er schon jetzt nur noch Musik machen.

"Es sind zwei Parallelwelten", sagt Leander und meint die Schule und seine Musik. An manchen Tagen müsse er sich überwinden, um elf Uhr abends das Notenpapier beiseitezulegen und sich an die EnglischHausaufgaben zu machen. Vom Musikunterricht in der Schule fühlt er sich nicht gefordert, das stelle für ihn aber kein Problem dar. "Ich habe gute Freunde im Kurs, und außerdem ist es ja auch nicht schlecht, in etwas gut zu sein."

Dass Leander als Komponist durchaus "gute" Leistungen erbringt, bescheinigen ihm in regelmäßigen Abständen Preise beim Bundes- und Landeswettbewerb "Jugend komponiert", der "Vaillant-Kompositionspreis" und sein Erfolg beim Komponierwettbewerb "opus one" der Berliner Symphoniker. Für das Star-Ensemble der Bundeshauptstadt schrieb er das Stück "Tribulation", zu spielen von einer neunköpfigen Orchesterbesetzung mit Bassklarinette, Violoncello und Horn. Auch Leander hätte sich eine Karriere als Instrumentalist vorstellen können, hängte sein Fagott aber vor zwei Jahren an den sprichwörtlichen Nagel. Denn neben der Schule lasten die drei wöchentlichen Kurse an der Clara-Schumann-Musikschule, an denen der 15-Jährige teilnimmt, voll aus.

Hört man Leanders "traffic-choked accident", in dem das berühmte Motiv aus Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" elektronisch verfremdet und mit Sprechpassagen versetzt erklingt, dann wird klar, was er mit seinen Werken bezwecken will. "Ich mag es, wenn Musik erschüttert", sagt Leander. Bei ihm habe das am stärksten die Uraufführung von Oskar Gottlieb Blarrs Vierter Sinfonie 2011 getan.

Schon früh kam Leander mit klassischer Musik in Berührung. Seine Mutter nahm ihn mit fünf Jahren in die Tonhalle mit - die er aber weinend wieder verließ: "Das war mir zu laut." Und dann gab es da noch seinen Großvater. Als leidenschaftlicher Pianist begeisterte er Leander schon als Vierjährigen, mit sechs begann der Unterricht. Seit 2011 erhält Leanders auch Kurse im Komponieren an der Clara-Schumann-Musikschule beim britischen Musikpädagogen David Graham. Der ließ ihm zu Beginn freie Hand beim Musikmachen, seit vorgestern erhält Leander aber auch anspruchsvollen Theorieunterricht - den braucht er für die Aufnahmeprüfungen beim Studium. Nach der Schule soll es für Leander weggehen: "Köln ist mir eigentlich zu nah. Vielleicht gehe ich nach Berlin." Dort ist der junge Komponist schon jetzt kein unbeschriebenes Blatt mehr.

(RP)
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