Düsseldorf 200 Flüchtlinge für Lörick

Lörick · Das linksrheinische Düsseldorf bereitet sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen und Asylbewerben vor. Eine Wohnanlage wird an der Oberlöricker Straße gebaut. Nach den Sommerferien sollen die ersten Bewohner einziehen.

 Diakoniepfarrer Thorsten Nolting und Miriam Koch (rechts) informierten über den Bau einer Flüchtlingswohnanlage an der Oberlöricker Straße. Daniela Partenzi (Mitte) moderierte den Abend.

Diakoniepfarrer Thorsten Nolting und Miriam Koch (rechts) informierten über den Bau einer Flüchtlingswohnanlage an der Oberlöricker Straße. Daniela Partenzi (Mitte) moderierte den Abend.

Foto: Anne Orthen

Bedenken gegen den Bau der Unterkünfte in Modulbauweise für Flüchtlinge an der Oberlöricker Straße 321 gab es nicht. Im Gegenteil, beim Bürgerforum in der fast voll besetzten Philippuskirche mit der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch, Diakoniepfarrer Thorsten Nolting, Bezirksvorsteher Rolf Tups und Iris Bürger von der Bezirksverwaltung entstand eher der Eindruck, dass die Löricker es kaum erwarten können, die 200 Flüchtlinge aus Krisengebieten und Asylbewerber willkommen zu heißen. Warum das so reibungslos ablief, brachte Anwohner Dietrich Kauffmann auf den Punkt. "Wir haben schon in den 1990er Jahren ein ,Containerdorf' mit Aussiedlern an selber Stelle gehabt und gute Erfahrungen gemacht."

Noch aber heißt es, Geduld zu haben, denn die Anlage muss erst aus vormontierten Elementen aufgebaut werden. Eine entsprechende Bauvoranfrage wurde jüngst von den linksrheinischen Bezirksvertretern auf den Weg gebracht. "Nach den Sommerferien können die ersten Bewohner einziehen", sagt Miriam Koch, die über Einzelheiten der neuen Anlage berichtete. Demnach sind fünf Wohnmodule geplant mit je 20 Wohneinheiten. Jede Einheit ist für zwei Erwachsene vorgesehen gegebenenfalls mit Säugling oder Kleinkind. Möbliert wird sie mit einem Etagenbett, Tisch und Sitzgelegenheit. Es gibt eine Gemeinschaftsküche zur eigenen Versorgung. Die Sanitäranlagen sind jeweils im Flur für etwa zehn Personen, Dusche und WC jeweils getrennt für Männer und Frauen. Außerdem sind in der Anlage vier Waschmaschinen und vier Wäschetrockner vorgesehen. An Grünzonen, Hof und Spielflächen für die Kinder ist ebenfalls gedacht. Eingesetzt wird ein städtischer Verwalter als Ansprechpartner und ein 24-Stunden Pförtnerdienst. Das "Dorf" wird zwar umzäunt, das Tor aber nicht verschlossen.

Das JHQ wird zur Flüchtlingsunterkunft
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Das JHQ wird zur Flüchtlingsunterkunft

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Foto: Dieter Weber

Die Teilnehmer des Bürgerforums bewegte die Frage, ob die Räume für eine größere Familie ausreichten und die hygienischen Voraussetzungen gegeben seien. Miriam Koch: "Durch die flexiblen Baukörper können Räume beispielsweise für eine Großfamilie erweitert und auch eine eigene Küche eingebaut werden." Und für die Sauberkeit sorgen regelmäßig Reinigungsdienste.

Das Thema schulpflichtige Kinder beschäftigt die pensionierte Lehrerin Isabell Ghosh, die sich ehrenamtlich für Deutschkurse zur Verfügung stellt. "Von den 200 Personen, die in Lörick wohnen werden, sind etwa ein Drittel Kinder unter 18 Jahren" sagte Miriam Koch und Sven Holly (CDU), Mitglied des Schulausschusses, ergänzte: "Die Carl-Benz-Realschule wird sechs Flüchtlingskinder aufnehmen." Die Versammlung forderte nachdrücklich, Anträge für mehr Lehrkräfte an das Land NRW zu stellen. Die Fragen: Wo kann ich mich einsetzten, wie helfen und was spenden?, blieben vorerst unbeantwortet. Thorsten Nolting sprach von einer überwältigenden Hilfsbereitschaft und appellierte: "Wir müssen warten, bis die Menschen in ihren Unterkünften sind. "Erst dann können wir sehen, was ihnen noch fehlt. Vorher ist es uns nicht möglich, Spenden annehmen, weil wir nicht wissen, wohin damit." Der Löricker Pfarrer Michael Rischer kann sich vorstellen, seine Kirche und auch das benachbarte Gemeindezentrum als Sammelplatz zur Verfügung zu stellen. "Die Flüchtlinge könnten zu uns kommen und sich dann selbst aussuchen, was sie brauchen."

Die Vorlaufzeit bis zur Ankunft beziehungsweise Einzug der Flüchtlinge im Sommer soll nun genutzt werden, um Netzwerke mit Haupt- und Ehrenamtlichen zu knüpfen, Sprachkurse und Spendenaktionen wie auch Freizeitangebote zu organisieren. Immer mit dem Ziel, kein Ghetto zu schaffen, sondern die Menschen, die hier Zuflucht suchen, aus ihren Unterkünften zu holen, sie zu begleiten und in die Gesellschaft zu integrieren.

(RP)
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