Prozess in Düsseldorf 20.000 Volt überlebt - Versicherung will plötzlich nicht zahlen

Düsseldorf · Ein Mann ringt mit einer Versicherung um seine Anerkennung als Unfallopfer: Joachim Danckert (56) zog vors Landgericht, weil er nach einem 20.000-Volt-Stromschlag von seiner Unfallversicherung mehr als 430.000 Euro fordert.

 Joachim Danckert leidet nach eigenen Angaben bis heute an Schlafstörungen und depressiven Episoden.

Joachim Danckert leidet nach eigenen Angaben bis heute an Schlafstörungen und depressiven Episoden.

Foto: Wulf Kannegiesser

In einer Trafo-Anlage war der Installateur im Herbst 2012 von einem Lichtbogen durchzuckt und schwer verletzt worden, musste zweimal wiederbelebt und nach tagelangem Koma noch 17 Mal operiert werden. Er sei "einer der wenigen weltweit, die so einen Stoß überlebt haben", sagt er. Die Versicherung will aber nicht zahlen. Ein Urteil steht aus.

Danckerts Firma war ein Spezialbetrieb, der Trafo-Anlagen auch bei laufendem Betrieb reinigen durfte. Jahrelang ging dabei alles gut — bis zum Einsatz im Rechenzentrum einer Großbank. Zwölf Trafos hatte er mit zwei Mitarbeitern schon gereinigt, der dreizehnte wurde ihm zum Verhängnis. Was genau geschah, weiß der 56-Jährige nicht mehr. Er müsse dem Gerät trotz Schutzanzug wohl zu nahe gekommen sein. Die Folge war ein Lichtbogen, dann "ein Riesenknall", wie er sagt. Mitbekommen habe er davon nichts: Die Kollegen hätten ihn geborgen und wiederbelebt, einem Rettungsteam gelang die erneute Wiederbelebung.

Der Stromschlag war an der Schläfe und der linken Hand in den 56-Jährigen gefahren und am Oberschenkel ausgetreten. Massive Verbrennungen und Herzstillstand waren die Folgen. Bis heute kann er keine Kälte spüren, der linke Arm schwillt grundlos an, Danckert leidet an Schlafstörungen, Höhenangst, depressiven Episoden.

Die Versicherung hatte ihm zunächst zwar 10.000 Euro gezahlt, dann aber plötzlich bestritten, dass es einen Unfall gab und seine Herzprobleme von dem Vorfall stammen. "Krass" nennt sein Anwalt den abrupten Gesinnungswechsel. Die Richterin ließ offen, ob die Versicherung hier gleich mehrfach "gegen Treu und Glauben" verstoßen habe. Erstmal soll jetzt ein Gutachter den 56-Jährigen untersuchen. Also hält der Linkshänder, der rentenrechtlich längst als Invalide anerkannt ist, weiter sein "Notfall-Set" parat: Zwei Knetfiguren, um die Muskulatur in den Händen zu lockern. Und eine rote Clowns-Nase aus Gummi: "Um mich daran zu erinnern, dass es auch Lustiges im Leben gibt."

(wuk)
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