Düsseldorf 23.000 Besucher bei der Nacht der Museen

Düsseldorf · Die Düsseldorfer feierten am Samstag eine berauschende Kunstnacht. Viele Museen waren überfüllt. Rund 35 Museen, Galerien und Off-Locations öffneten für die Nacht der Museen 2015 ihre Türen bis 2 Uhr morgens. Rund 23.000 Kunst-Pilger waren dabei.

Impressionen von der Nacht der Museen 2015
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Impressionen von der Nacht der Museen 2015

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Foto: Holger Lodahl

Echte Publikumsmagneten waren die Ausstellungen der großen Häuser, wie die Uecker-Sonderausstellung im K20. Von dort aus starteten Benjamin und Jana Müller ihre Museen-Nacht. Einen festen Plan, wie es nach der Uecker-Schau weiter gehen sollte, hatte das Ehepaar aus Monheim nicht. "Wir gehen spontan durch die Stadt und lassen uns treiben", sagte Benjamin. Für Jana aber war sicher, wo die Tour enden wird: "Ich freue mich auf's Lustwandeln im Garten vom Schloss Benrath", sagte sie.

Viele Besucher zählte auch das Haus des Karnevals an der Zollstraße. Wer hineinging, wurde noch auf der Straße vor dem Eingang von der Großen Karnevalsgesellschaft "Elf vom Dörp 1929" begrüßt. Die vier Jecken bewiesen, dass der Monat April auch mal eine gute Karnevalszeit ist. Staunen rief die Ausstellung im Haus hervor. Besucherin Maria Nussbaum aus Mettmann war verblüfft über die Prinzenpaar-Fotos vergangener Jahrzehnte, die pompösen Kostüme und vor allem über die unzähligen Orden, die im Obergeschoss von der Decke baumelten. "Es sind etwa 3000 Stück", sagt Stefan Winkler-Nottscheidt, einer der ehrenamtlichen Führer im Karnevalsmuseum.

Daniel Betzin aus Düsseldorf spielte bei der Nacht der Museen den Stadtführer für seine Freunde aus Wuppertal. Im unterirdischen Ausstellungsraum "KiT — Kunst im Tunnel" etwa legte die Gruppe einen Halt ein. "Kunst macht Spaß", sagte Betzin. "Die Location hier im KiT ist cool." Weitere Stationen auf seiner Tour-Liste waren das K21 und das Museum Kunstpalast, das Fotografien von Wim Wenders zeigt. "Gut, dass wir einen Stadtführer haben", sagte Johannes Pfänder aus der Wuppertaler Gruppe. "Daniel macht das richtig gut. Wir wollen so viel wie möglich sehen."

Im Stadtmuseum an der Berger Allee hatten die Mitarbeiter viel zu tun. Etwa 2000 Besucher sahen sich die Ausstellung "Von Augenblick zu Augenblick — Juden in Düsseldorf nach 1945" an. "Unsere Gäste sind sehr interessiert, ernsthaft und geduldig", sagte Museums-Chefin Susanne Anna. Das Programm war umfangreich: Sänger Dima Sirota und Band spielten jüdische Musik, dazu gab es Tee nach den Regeln ost-europäischer jüdischer Kultur, während Christoph Danelzik-Brüggemann, Leiter der Sammlungen des 19. Jahrhunderts, durch die Ausstellung führte. Dabei waren auch Tilman und Kirsten Keller. Das junge Ehepaar wohnt sein zwei Jahren in Düsseldorf. "Im Stadtmuseum gefällt uns, dass hier der Alltag der jüdischen Kultur dargestellt wird", sagten die beiden. Dass am Freitagabend für die Juden der Sabbat beginnt und damit der Ruhetag der Woche, wussten sie bis zu ihrem Besuch im Stadtmuseum nicht.

Nicht jedes Haus, das auf dem offiziellen Programm der Nacht der Museen stand, ist auch ein Museum. Der Düsseldorfer Landtag etwa. Kunst gab es aber dort dennoch zu sehen. "Wir haben ja eine umfangreiche Sammlung mit Werken unter anderem von Uecker, Piene und Immendorff", sagte Wibke Busch, stellvertretende Pressesprecherin vom Landtag. Beliebt bei den Besuchern war der Plenarsaal. Dort saßen zahlreiche Besucher, wo sonst die Abgeordneten streiten. Aber nicht politische Reden hörten die Gäste, sondern einen Vortrag von Hans Zinnkann, Chef der Pressestelle vom Landtag. Zinnkann berichtete von der Arbeit der Politiker und von der Architektur des Landtages. "Wir verstehen uns als Haus der Bürger — und das wollen wir durch die Teilnahme an der Nacht der Museen ausdrücken", sagte Wibke Busch. Gut 3000 Besucher nahmen das Angebot an.

Großer Beliebtheit erfreuten sich Mitmach-Aktionen. Das Hetjens-Museum etwa ließ für Experimentierfreudige Schmuckstücke mit dem eigenen Porträt in Porzellan anfertigen. Das Filmmuseum begeisterte mit kreativen Workshops und einem Filmquiz. Im Theatermuseum konnten Mutige als "Hamlet" einmal selbst Bühnenluft schnuppern. Im Polnischen Institut waren Tango- und Klassik-Klänge auf dem Akkordeon zu hören. Im Maxhaus sorgten die Musical-Darsteller aus "Starlight Express" mit Gospel und Soul für eine ausgelassene Atmosphäre. Besonderen Zuspruch erfuhren die Lesungen: Frank Goosen unterhielt die Zuhörer im Haus der Architekten mit Geschichten aus dem Ruhrgebiet und im Schloss Benrath gab Manuel Andrack abenteuerliche Wandertipps.

Das Boui Boui an der Suitbertusstraße in Bilk machte den großen Museen ernstzunehmende Konkurrenz hinsichtlich der Besucherzahlen. Mehrere Tausend zählten die Veranstalter. In den Hallen zeigen Kunst-Studenten und Autodidakten ihre Arbeiten. "Ein krasser Ort", sagten Tilman und Kirsten Keller, die nach Stadtmuseum und Landtag dem Boui Boui einen Besuch abstatteten. Malerei, Film, Video und Bildhauerei waren zu sehen sowie die Arbeitsplätze der Künstler, die aus den Überbleibseln so mancher durchgemachter Nacht auch Kunst machten: So trug eine Installation aus unzähligen Kronkorken die "Null-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich" zu Grabe. "Da kann ich mir schon vorstellen, wie hier gearbeitet wird", sagte Kirsten Keller amüsiert.

Kulturdezernent Hans-Georg Lohe lobte die Atmosphäre der Nacht der Museen 2015. "Es ist eine Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung unsere Besucher die vielfältigen Angebote, die ihnen die Museen in dieser besonderen Nacht gemacht haben, angenommen haben", sagte er.

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