Düsseldorf 240.000 Euro zu viel für Lehrerin?

Düsseldorf · Eine Pädagogin soll fünfeinhalb Jahre lang zu viel Geld erhalten haben.

 Die angeklagte Lehrerin mit ihrem Anwalt Georg Grotefels vor der Verhandlung im Amtsgericht.

Die angeklagte Lehrerin mit ihrem Anwalt Georg Grotefels vor der Verhandlung im Amtsgericht.

Foto: Wulf Kannegießer

Als Kunstlehrerin habe sie sich "mit Mathematik nie beschäftigt". So versuchte eine Pädagogin (65) gestern dem Amtsgericht zu erklären, warum sie in Altersteilzeit mehr als fünfeinhalb Jahre lang nicht bemerkt habe, dass sie vom Landesamt für Besoldung noch als Vollzeitkraft verbucht und bezahlt wurde. Monatlich rund 2000 Euro zu viel hat sie dadurch laut Betrugs-Anklage erhalten, insgesamt fast 240.000 Euro. "Die Summen waren so kompliziert und schwierig", so die Angeklagte weinend. Auch habe ihr Ehemann (ebenfalls pensionierter Lehrer) "immer mein Konto überwacht". Dass sie jahrelang fast doppelt so viel Geld erhielt, habe sie also "nicht gemerkt".

Auf dem zweiten Bildungsweg habe sie studiert, "ich habe nicht mal Abitur", sagte die 65-Jährige unter Tränen. Dass sie in ihrer Altersteilzeit als Beamtin zwischen August 2009 und März 2015 von 41 Wochenstunden auf 18,26 Stunden gewechselt war, habe sie bewusst entschieden. Doch statt entsprechend weniger Geld zu erhalten, blieben ihre Einkünfte fast sechs Jahre lang gleich. "Dass so eine Riesensumme zusammengekommen ist, war ein Schock. Das zieht einem den Boden weg." Um finanzielle Dinge habe sie sich nie gekümmert, alles ihrem Mann überlassen. Und: "Ich hatte volles Vertrauen ins Landesamt, habe mich drauf verlassen, dass die alles richtig machen." Briefe der Behörde habe sie zwar regelmäßig bekommen, aber dann "nur noch abgeheftet".

Wohin das zu Unrecht gezahlte Geld geflossen ist? "Wir haben Kinder aus Heimen adoptiert, engagieren uns für Verwandtschaft in Russland und für eine Hilfsorganisation." Gegen einen Rückforderungsbescheid des Landesamts für die zu hoch ausgezahlten Gehälter habe sie nur Widerspruch eingelegt, weil ihr Zivilanwalt ein "überwiegendes Verschulden bei dem Landesamt sieht". Immerhin habe die Behörde den Fehler gemacht und jahrelang jeden Monat rund 2000 Euro zu viel ausgezahlt. Jetzt allerdings will sich die angeklagte Lehrerin mit dem Landesamt doch um eine Ratenrückzahlung des ganzen Schadens bemühen. In drei Wochen geht der Prozess gegen die 65-Jährige weiter.

(wuk)
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