Grüne: "Völlig unangemessen" 2,5 Millionen für Tour-Start

Düsseldorf · Mehr Geld hat Düsseldorf für ein Event noch nie ausgegeben. Mit 500.000 Euro ist der Ski-Weltcup bisher Spitzenreiter. Entsprechend geteilt ist das Echo – die Grünen sprechen von "völlig unangemessenen Ausgaben".

Die Tour de France 2008 im Zeitraffer
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Foto: AFP

Mehr Geld hat Düsseldorf für ein Event noch nie ausgegeben. Mit 500.000 Euro ist der Ski-Weltcup bisher Spitzenreiter. Entsprechend geteilt ist das Echo — die Grünen sprechen von "völlig unangemessenen Ausgaben".

Mit der Bewerbung für den Prolog der Tour de France 2010 stößt die Stadt in neue Dimensionen bei der Finanzierung solcher Events vor. Mindestens 2,5 Millionen Euro muss Düsseldorf lockermachen, wenn es den Zuschlag erhalten will. Diese Summe und weitere Details der Bewerbung liegen heute erstmalig den Politikern im Sportausschuss vor. Zum Vergleich: Der Ski-Langlauf-Weltcup im Dezember kostet eine halbe Million Euro.

Die Entscheidung darüber, wo das Radrennen in zwei Jahren startet, soll spätestens Anfang November fallen. Rotterdam und Utrecht sind Düsseldorfs Konkurrenten. Im April hatte eine Delegation mit Oberbürgermeister Joachim Erwin an der Spitze in Paris die Landeshauptstadt und das Tour-Rahmenprogramm vorgestellt.

Kritik an der Höhe der Kosten äußern die Grünen. Als "völlig unangemessen" bezeichnet Fraktionssprecher Günter Karen-Jungen den Millionen-Aufwand. So viel Geld für die "Tour der Drogen" auszugeben, sei mit den Grünen nicht zu machen. Karen-Jungen verweist auf die Dopingskandale, die dem Radsport einen hohen Imageschaden zugefügt hätten. Auch SPD-Fraktionschef Günter Wurm ist skeptisch: "Ich bin mir nicht sicher, ob das die Art Veranstaltung ist, die Düsseldorf braucht."

"Die Bürger entscheiden"

Dies zu entscheiden, sei nicht Sache der Politik, sagt dagegen FDP-Fraktionsgeschäftsführer Manfred Neuenhaus. Welche Feste und Veranstaltungen es gibt, sei Sache der Bürger. Wenn etwas so gut angenommen werde wie der Ski-Weltcup oder die Präsentation der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft, dürfe die Politik dies nicht kaputtreden. Damit sei aber kein Freibrief verbunden, alles zu zahlen, was die Veranstalter verlangen. Derzeit bemüht sich die Düsseldorf Marketing & Tourismus GmbH darum, dass auch im kommenden Jahr Rennwagen über die Kö rasen. Doch auch andere Städte sind an der DTM-Präsentation interessiert. Möglich, dass die 400 000 Euro, die Düsseldorf bisher bezahlt hat, nicht mehr ausreichen.

Christina Begale, Geschäftsführerin der Sportagentur in der DMT, will den Politikern heute im Sportausschuss Gründe nennen, weshalb Düsseldorf von der Ausrichtung des Prologs bei der Tour de France profitieren würde. Sie erwartet eine Million Zuschauer entlang der Strecke für das Tour-Wochenende. Allein der Tourtross benötige 7000 Hotelzimmer. Dadurch und durch Besucher würden rund 20 Millionen Euro in die Kassen von Hoteliers, Gastronomen und Geschäftsleuten fließen.

50 Millionen Euro Werbewert

Der Werbewert belaufe sich auf 50 Millionen Euro: durch Werbepräsenz, weltweite Medienkontakte und die Steigerung des Bekanntheitsgrades. Grundlage dieser Berechnungen sind auf Düsseldorf heruntergebrochene Zahlen vom Tourstart 2007 in London. Christina Begale: "Wenn man eine Kampagne für Düsseldorf mit demselben Ziel starten wollte, müsste man ein Vielfaches mehr an Geld in die Hand nehmen."

Dass eine Düsseldorfer Beteiligung durch mögliche Dopingfälle eher in Negativwerbung umschlagen könnte, befürchtet sie nicht. Der Kampf gegen Doping werde längst verschärft geführt, und Düsseldorf stehe für sauberen Sport.

(RP)
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