Düsseldorf 260.000 Türken dürfen im Dome wählen

Düsseldorf · Erstmals können türkische Staatsbürger in Deutschland an den Wahlen teilnehmen und mitentscheiden, wer neues Staatsoberhaupt der Türkei wird. Der ISS-Dome in Düsseldorf wird dafür bis Sonntag in ein Wahllokal verwandelt.

Ob der umstrittene Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan neues Staatsoberhaupt der Türkei wird, ist eine Frage, die auch in Düsseldorf entschieden wird. Denn erstmals müssen in Deutschland lebende Türken nicht in die Türkei reisen, um ihre Stimme abzugeben: Die rund 1,4 Millionen Wahlberechtigten können bundesweit in sieben Wahllokalen zur Urne gehen - dafür werden Messe- und Veranstaltungshallen in Wahllokale umgewandelt, darunter sogar das Berliner Olympiastadion - in den konsularischen Vertretungen der Türkei könnte man den Wählerandrang nicht bewältigen.

In Düsseldorf wird der Rather ISS-Dome in ein Wahllokal mit 100 Kabinen verwandelt. Ab dem heutigen Donnerstag und bis Sonntag, 3. August, sind 260 000 Wahlberechtigte aufgerufen, dort ihren Stimmzettel auszufüllen und damit mitzuentscheiden, wer die Türkei als Staatsoberhaupt führen soll. In der Landeshauptstadt selbst leben zwar knapp 14 000 Menschen mit türkischen Wurzeln, doch da das Düsseldorfer Generalkonsulat auch Staatsbürger aus Duisburg, Kleve, Krefeld, Mettmann, Mönchengladbach, Neuss, Oberhausen, Remscheid, Solingen, Viersen, Wesel und Wuppertal betreut, können insgesamt 260 000 Menschen ihr Kreuz in Düsseldorf machen.

Damit der Andrang im und rund um den ISS-Dome nicht zu groß wird, sollten die Wahlberechtigten im Internet einen verbindlichen Termin zur Stimmabgabe beantragen. Der Aufforderung kamen allerdings nur wenige nach: Nur gut 20 000 Wahlberechtigte beantragten nach Angaben der Düsseldorfer Vize-Konsulin Nesrin Tuncay einen Termin. Allen übrigen Staatsbürgern wurde ein Zeitfenster zur Stimmabgabe zugewiesen. Wie viele Türken von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen werden, ist ungewiss: Die Türkische Gemeinde rechnet bundesweit mit einer Wahlbeteiligung in Höhe von knapp 70 Prozent.

Recep Tayyip Erdogan: Das ist der türkische Staatspräsident
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Foto: AP

Verkehrsteilnehmer sollten sich während der viertägigen Wahlen in Düsseldorf auf ein größeres Verkehrsaufkommen einstellen. Da die Wahlberechtigten nicht nur aus der Landeshauptstadt, sondern auch aus Städten wie Krefeld, Oberhausen oder Duisburg anreisen, ist nicht nur rund um das Veranstaltungszentrum mit mehr Verkehr auf den Straßen zu rechnen. Die Rheinbahn wird allerdings keine zusätzlichen Busse einsetzen, sagte Sprecherin Heike Schuster auf Anfrage der RP. Dafür hätte das Verkehrsunternehmen einen Auftrag vom Dome erhalten müssen, doch das sei nicht geschehen. Man rechne damit, dass sich die Wählerscharen über die vier Tage verteilen - gewählt wird jeden Tag von 8 bis 17 Uhr.

Die Düsseldorfer Polizei, die für die Ordnung rund um das Veranstaltungszentrum zuständig ist, stehe in ständigem Austausch mit dem türkischen Generalkonsulat, sagte Sprecherin Susanne Heusgen. Bei der Polizei rechne man aber während der Wahl, die am kommenden Sonntag endet, nicht mit besonderen Vorkommnissen. Für die Ordnung und Sicherheit im Dome ist das türkische Generalkonsulat zuständig.

 Als der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan 2011 im ISS Dome auftrat, hörten mehr als 11 000 Besucher ihm zu. Damals forderte Erdogan seine Landsleute dazu auf, sich zu integrieren, aber nicht zu assimilieren.

Als der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan 2011 im ISS Dome auftrat, hörten mehr als 11 000 Besucher ihm zu. Damals forderte Erdogan seine Landsleute dazu auf, sich zu integrieren, aber nicht zu assimilieren.

Foto: Andreas Endermann

Die Wahlumschläge werden von Düsseldorf in die türkische Hauptstadt Ankara geschickt und dort ausgezählt. In der Türkei findet die Präsidentenwahl am 10. August statt. Erstmals wird das Staatsoberhaupt direkt vom Volk gewählt. Der seit 2007 amtierende Präsident Abdullah Gül tritt nicht mehr an.

(RP)
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