Düsseldorf 3000 Daimler-Mitarbeiter streiken

Düsseldorf · Alle drei Schichten des Mercedes-Werks haben Dienstag gegen die geplante Verlagerung von Teilen der Produktion demonstriert und die Arbeit niedergelegt. Offiziell ist es kein Streik, de facto aber standen die Bänder 22 Stunden still.

Düsseldorf: Das sagen die Daimler-Streikenden
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Die Beschäftigten des Düsseldorfer Mercedes-Werks haben gestern aus Protest gegen einen möglichen Jobabbau die Arbeit niedergelegt. Bereits die Nachtschicht versammelte sich um 0 Uhr vor Werkstor 3. Etwa 1000 Mitarbeiter haben nach Angaben der IG Metall daran teilgenommen. Jeweils um 7 und um 14 Uhr zogen weitere je 1000 Daimler-Mitarbeiter mit Protestplakaten und Trillerpfeifen vom Werk zur Zentrale der IG Metall NRW an der Roßstraße.

Daimler prüft derzeit die Verlagerung der Produktion des Transporters Sprinter für den US-Markt nach Übersee. VW lässt die Auftragsproduktion für den Crafter 2016 auslaufen. Damit verlöre das Düsseldorfer Werk ab 2018 mehr als ein Drittel seiner Aufträge. Entsprechend fürchtet die IG Metall den Abbau von 1800 Arbeitsplätzen. Eine der drei Schichten könnte eingespart werden.

Betriebsräte und Gewerkschafter äußerten völliges Unverständnis für die Pläne von Daimler. "Das Geschäft mit dem Sprinter boomt. Hier geht es nicht darum, eine Krise abzuwenden. Der Stellenabbau in dem wirtschaftlich rentablen Werk hat schlicht den Zweck der Gewinnmaximierung", sagte Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW.

Betriebsratschef Thomas Weilbier fühlt sich vom Daimler-Management belogen: "Noch vor wenigen Wochen wurde beteuert, dass der Wegfall der VW-Aufträge keinen Einfluss auf das Werk habe. Das entsprach nicht der Wahrheit", so Weilbier. Grundsätzlich sei man zu Gesprächen mit Daimler bereit. Die Belegschaft würde aber nicht aus der Deckung gehen, bis Daimler den ersten Schritt mache. "Wir kaufen nicht den Zonk", ergänzte Betriebsrat Bernd Kost. Weiter berichtete er davon, Mitarbeiter seien von ihren Vorgesetzten unter Druck gesetzt worden, nicht an der Arbeitsniederlegung teilzunehmen. "Es wurde mit Abmahnungen gedroht, die manche als Kündigungsdrohungen auffassten", sagte Kost. Ein Daimler-Sprecher widersprach, es habe solche Drohungen nicht gegeben.

Der IG-Metall-Beauftragte Volker Consoir äußerte die Sorge, Daimler könnte nur wegen möglicher hoher Subventionen eines US-Bundesstaates den Neubau eines Werkes anstreben. Die Stimmung unter den Daimler-Mitarbeitern ist gereizt. Das Durchschnittsalter im Werk liegt bei 47 Jahren. Es geht die Angst um, nach einem Jobverlust bei Daimler große Probleme zu haben, wieder in den Arbeitsmarkt zu kommen. Auf Transparenten der Demonstranten waren Slogans wie "Hinter jedem Arbeitsplatz steht eine Familie" zu lesen.

Gestern tagte in Bremen der Aufsichtsrat des Autokonzerns. Beträchtlich dürfte der Produktionsausfall durch den Protesttag sein. Denn durch die Arbeitsniederlegungen zwischen 0 und 22 Uhr wurden statt der üblichen 725 nur etwa 60 Sprinter gebaut. Das kann wegen der Vollauslastung nicht aufgeholt werden. Den Verlust schätzen Experten auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.

Der Daimler-Vorstand will bis zum 21. Oktober entscheiden, ob Teile der Sprinter-Produktion tatsächlich verlegt werden. Die IG Metall hat weitere Protestaktionen angekündigt.

(RP)
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