Düsseldorf 54 Diebe leben an nur zwei Adressen

Düsseldorf · Reisende Einbrecher finden in Düsseldorf leicht Unterschlupf. In manchen Wohnungen hausen 30 Personen auf engstem Raum. Die Stadt ist machtlos. Noch – ein Landesgesetz könnte das ändern.

Düsseldorf: 54 Diebe leben an nur zwei Adressen
Foto: Foto:Endermann / Grafik:Radowski

Reisende Einbrecher finden in Düsseldorf leicht Unterschlupf. In manchen Wohnungen hausen 30 Personen auf engstem Raum. Die Stadt ist machtlos. Noch — ein Landesgesetz könnte das ändern.

Die Fahndungsgruppe der Kripo wusste genau, wo sie im Rahmen des Großeinsatzes zur Einbrecherbekämpfung hin musste: Stresemann- und Kölner Straße. Dort — das haben die Ermittlungen der vergangenen Monate ergeben — kriechen etliche der reisenden Täter unter, die vor allem im Winter in Düsseldorf auf Einbruchstour gehen.

Es sind nicht die einzigen Unterschlüpfe in der Stadt. An Gustav-Poensgen-, Friedrich- und Stresemannstraße hatte die Polizei erst im Dezember in drei Häusern 140 Menschen überprüft — knapp die Hälfte waren polizeibekannte Diebe. Auch an der Bendemannstraße gibt es ein Haus, in dem deutlich mehr Menschen leben als gemeldet sind, und auch deren Strafregister sind größtenteils nicht leer. Die Nachbarn solcher Domizile fühlen sich unwohl, fürchten Zustände wie im so genannten Duisburger Problemhaus. Die Razzien der Polizei ändern wenig: Wer nicht gerade per Haftbefehl gesucht oder zur Festnahme ausgeschrieben ist, bleibt da. Das waren am Donnerstag drei Personen an den beiden durchsuchten Adressen.

Nicht angemeldet zu sein, ist aber nicht kriminell. "Höchstens eine Ordnungswidrigkeit", sagt Ralph Huth vom Amt für Einwohnerwesen. Schließlich kann jeder Mensch Besuch haben. Und die Gäste auch mal länger bleiben. "Wer soll das kontrollieren? Und wer will ernstlich solche Kontrollen?" Vier Außendienstler gehen für die Behörde Hinweisen von Polizei, OSD und aus der Nachbarschaft nach, weisen auf das Meldegesetz hin. "Eine Adresse, die wir nicht im Griff haben, gibt es in Düsseldorf nicht", sagt Huth. Doch seine Abteilung, sagt er auch, ist bloß die "Buchhaltung", sorgt dafür, dass Melderegister und Mieterlisten weitgehend übereinstimmen und auch der Realität entsprechen. Vor allem in großen Liegenschaften wisse oft nicht einmal der Vermieter, wer in seinen Wohnungen lebt. Hinweise aus der Nachbarschaft sind deshalb wichtig. Und meist auch nicht gerade uneigennützig — schließlich zahlen alle die Wohn-Nebenkosten für die nicht gemeldeten Mitbewohner mit.

Offiziell werden beim Ordnungsamt Informationen über "überbelegte" Wohnungen nicht gesammelt, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus. Aber natürlich kennt auch der OSD die Adressen. Nicht selten muss der Ordnungsdienst dort wegen Ruhestörung einschreiten — und steht dann in einer Wohnung mit mehr als 30 Schlafplätzen.

Die überfüllten Behausungen müssen gar nicht unbedingt Verstecke für Kriminelle sein: Jugend- und Gesundheitsamt, bisweilen auch die Ausländerbehörde müssen dort tätig werden. Sie ahnden dann Verstöße oder bieten Hilfe an. Nur das Wohnungsamt ist bislang nicht gefragt — aber aufmerksam.

Wenn im Mai ein Gesetzentwurf den Landtag passiert, der erstmals festschreibt, wie viel Platz einem Menschen in seiner Wohnung zusteht (neun Quadratmeter), dann kann auch die Wohnungsaufsicht einschreiten — gegen menschenunwürdige Zustände und gleichzeitig gegen bequeme Rückzugsräume von Kriminellen.

(RP)
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