Düsseldorf 700 Ruderer beim Marathon auf dem Rhein

Düsseldorf · Beim 43. Rheinmarathon ruderten Sportler aus 69 Vereinen und sechs Nationen die 42,8 Kilometer lange Strecke von Leverkusen nach Hamm zum RC Germania. Besonders schnell: das irische Team um Aodhan Kelly.

Welche Stadt kann von sich sagen, dass sie zwei Marathons beheimatet? Düsseldorf. Im Frühjahr geht es auf dem Landweg beim Metro-Group-Marathon Düsseldorf per Pedes über 42,195 Kilometer durch die Stadt. Und immer am ersten Oktober-Samstag ist der RC Germania im Stadtteil Hamm Organisator und Zielpunkt des Rheinmarathons auf dem Wasser von Europas verkehrsreichstem Strom. Diesmal ruderten die 42,8 Kilometer von Leverkusen zur Germania knapp 700 Sportler aus 69 Vereinen und sechs Nationen in 150 Booten, darunter blutige Anfänger, Olympia-Routiniers und erfahrene Atlantik-Ruderer.

Zur dritten Kategorie gehört Aodhan Kelly aus Dublin. Der 29-Jährige rudert seitdem er zehn Jahr alt ist, war als Junior für Irland bei Weltmeisterschaften unterwegs und versuchte vor zwei Jahren, den Weltrekord für Atlantik-Überquerungen im Ruderboot zu knacken. Mit fünf weiteren Crewmitgliedern war der Dubliner bereits 27 Tage und mehr als 2000 Meilen von Marokko in Richtung Barbados unterwegs, bevor das Boot kenterte und er erst nach vielen Stunden aus Seenot gerettet wurde.

"Der Rheinmarathon ist abgesehen vom Atlantik das härteste Rennen, das ich mitgemacht habe. Es ist die längste Distanz, die ich je an einem Stück gerudert bin. Auf dem Atlantik rudert man zwei Stunden und ruht sich dann zwei Stunden aus", sagt Kelly, der für den Fermoy Rowing Club antrat. Er hat absoluten Respekt vor dem Team der Jönköping University aus Schweden.

Erst vor drei Monaten hatte Carter Arnold und Paul Buckley das Ruderprogramm an der Uni ins Leben gerufen. Vor vier Wochen saßen die 85 Studenten erstmals im Boot. Dennoch ist es nicht verantwortungslos, sechs von ihnen auf den Rhein zu schicken. "Wir hatten ein Auswahlverfahren. Nur wer körperlich und mental fit genug war, konnte nach Düsseldorf fahren", sagt Biologie-Dozent Arnold. 20 Studenten hatten die Kriterien erfüllt, die sechs besten starteten beim Düsseldorfer Ruderklassiker. Für die Hochschullehrer, die den Rheinmarathon mehrfach absolviert haben und auch diesmal wieder an den Riemen zogen, ist die Tortur zwischen Leverkusen und Hamm nicht nur sportliche Hochleistung, sondern auch eine Reise zum inneren Ich. "Um ins Ziel zu kommen, brauchst du Teamgeist, Durchhaltevermögen, Motivation, die Fähigkeit Zweifel zu überwinden, Respekt vor der Aufgabe und den Mut, die Herausforderung anzugehen. Wer den Rhein im Ruderboot bezwungen hat, hat die Erfahrung gemacht, das vieles möglich ist", sagt Arnold. Die Schweden aus Jönköping waren jedenfalls diejenigen, die während und nach der Siegerehrung mit einem glücklichen Dauerlächeln im Gesicht über das Germania-Clubgelände gingen.

Für Arnold und Buckley ist klar, dass sie auch 2015 mindestens sechs studentische Rudereleven zum Rheinmarathon lotsen. Arnold: "Wir haben eine Facebook-Gruppe zum Düsseldorf Rheinmarathon gegründet. Wiederkommen will auch Kelly: "Der Marathon ist eine gute Vorbereitung für den nächsten Versuch, den Atlantik zu überqueren."

(RP)
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