Serie Mein Laden 75-Jährige arbeitet 100 Stunden pro Woche

Düsseldorf · Seit 36 Jahren betreibt Irene Velten das kleine Büdchen an der Löricker Straße.

 Irene Velten verkauft in ihrem Büdchen alles für den täglichen Bedarf. Und sie hat immer ein offenes Ohr für ihre Kunden.

Irene Velten verkauft in ihrem Büdchen alles für den täglichen Bedarf. Und sie hat immer ein offenes Ohr für ihre Kunden.

Foto: hans-jürgen bauer

Lörick Wenn die kleinsten Kunden kommen und in den Bonbon-Gläsern nach ihren Lieblingssorten suchen, braucht Irene Velten Geduld. Aber die nächsten Kunden warten bereits, und deshalb füllt sie "bunte Tüten" ab: "Ich weiß ja, was die Kinder mögen." Und Irene Velten weiß auch, was die erwachsene Stammkundschaft wünscht. Schließlich führt sie seit 36 Jahren an der Löricker Straße 51 ein "begehbares Büdchen". Auf 16 Quadratmetern gibt es dort eine enorme Auswahl an Produkten für den täglichen Gebrauch - Kartoffeln und Eier vom Bauernhof, Imkerhonig, Gemüse und andere Lebensmittel, Getränke (auch gekühlt), Tabak- und Süßwaren, Briefmarken, Zeitungen, Zeitschriften, Telefon- und Handykarten.

"Ich richte mich nach der Nachfrage, habe Preise unter Tankstellen-Niveau und bin flexibel", sagt Velten selbstbewusst. So läuft das auch bei den Backwaren. Da setzt sie auf "Düsseldorfs bekannteste Bäckerei", hält eine Auswahl aus dem Hinkel-Angebot bereit und besorgt auf Wunsch auch alles andere aus dem Programm. Das gilt zum Wochenende ebenfalls für Torten aus der Bäckerei Schlüter. Ansonsten gibt's im "Kleinen Laden" ab 7 Uhr frische Brötchen, "backfrisch, wie direkt aus der Bäckerei und auch eine Tasse Kaffee". Um Besonderheiten wie den Bring-Service aufrechterhalten zu können, klingelt für die 75-Jährige um 4.30 Uhr der Wecker - außer dienstags, am Ruhetag. Ab 7 Uhr steht sie hinter der Theke (sonntags 9.30 Uhr). Von 11 bis 15 Uhr ist geschlossen: "Da muss ich einkaufen." Der Tag im "Löricker Kult-Kiosk" endet um 21 Uhr: "Das sind pro Woche 60 Stunden Öffnungszeit und rund 100 Arbeitsstunden für mich."

Vieles hat sich seit der Eröffnung verändert. Früher kamen die Leute, wenn sie etwas vergessen hatten. Heute gehen sie in den Supermarkt: "Die verlängerten Öffnungszeiten machen's möglich." Trotzdem sind Irene Velten und ihr Büdchen in Lörick eine Institution. "Sie ist eine soziale Anlaufstelle im Dorf. Sie wird hoch geschätzt - nicht nur ihre Ware. Bei ihr kann man sich auch mal ausweinen", erzählt Kundin Rosemarie Nöcker. Und so wird Irene Velten weitermachen: "Eine Nachfolge ist nicht in Sicht. Wer will denn schon so viele Stunden arbeiten?"

(RP)
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