Düsseldorf Abgehörte Telefonate entlasten Wollersheim

Düsseldorf · Die Mitschnitte waren Thema im Prozess wegen Bandenbetrugs in seinen früheren Bordellen.

 Bert Wollersheim besucht den Prozess Anfang Oktober.

Bert Wollersheim besucht den Prozess Anfang Oktober.

Foto: wuk

Rotlicht-Gastronom Bert Wollersheim hat den Betrugsverdacht gegen neun frühere Mitarbeiter, darunter vier Frauen, bei (abgehörten) Telefonaten eine "widerliche, traurige Sache" und eine "harte Nummer" genannt. Das wurde gestern im Landgerichtsprozess um angeblich bandenmäßig organisierte Serienbetrügereien an Bordellkunden bekannt. Ermittler hatten die Telefonate mitgehört. Wollersheim sitzt nicht mit auf der Anklagebank. Vorwürfe gegen ihn hatten sich im Laufe der Ermittlungen nicht bestätigt.

Zum Hintergrund: Seit Juli müssen sich Rotlichtmanager, Gesellschafter, Hauswirtschafter, Servicekräfte und Prostituierte aus Bordellbetrieben an der Rethelstraße sowie einem Erotik-Hotel vor Gericht verantworten. Laut Anklage sollen sie nach einem Plan von Rotlicht-Größe Thomas M. (48) jahrelang Bordellgäste mit Alkohol, Drogen oder K.-O.-Tropfen außer Gefecht gesetzt und deren Konten derweil geplündert haben — ohne, dass es für die Abbuchungen angeblich je eine Gegenleistung gegeben hat. Die Beute betrug laut Staatsanwaltschaft mindestens 300 000 Euro. Alle Angeklagten schweigen sich zu diesen Vorwürfen bisher aus. Bert Wollersheim, der zunächst als Namensgeber für das Mammutverfahren um Bandenbetrug in den ehemals von ihm mit-geführten Betrieben galt, war erst nach wochenlanger Untersuchungshaft wieder freigekommen. Belege dafür, dass er bei einem solchen Serienbetrug mitgemacht oder davon gewusst hatte, hatten sich nicht gefunden.

Jetzt wurden die Mitschnitte von Telefonaten angehört, die Wollersheim zunächst mit einem befreundeten Bordellbesitzer in Norddeutschland, dann auch mit einem angeblich in einem der Bordelle an der Rethelstraße ausgenommenen Kunden geführt hatte. Darin gab sich Wollersheim entsetzt über die von den Gesprächspartnern geschilderten Abzock-Praktiken. "Das hört sich sehr dubios an", hatte Wollersheim demnach gesagt. Details wollte er mit dem angeblich betrogenen Bordellkunden später direkt in Düsseldorf besprechen. Dazu war es aber nicht mehr gekommen, weil Wollersheim und die jetzt angeklagten Ex-Mitarbeiter im Juli nach einer Großrazzia in Untersuchungshaft gekommen waren.

Der Prozess gegen die neun übrig gebliebenen Angeklagten geht weiter. Als Zeuge wird Bert Wollersheim dabei nicht gehört werden. Nachdem er angekündigt hatte, jegliche Aussage zu verweigern, hatte die Strafkammer auf seine Vorladung verzichtet.

(RP)
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