Düsseldorf Abriss der Ulmer Höh' hat begonnen

Düsseldorf · Seit Dezember arbeiten Bauleiter Fabian Weise und sein Team von der Firma Linkamp auf dem ehemaligen Gefängnisgelände. Einige Gebäude sind schon gefallen, die Kapelle wird derzeit wintersicher gemacht.

 Der Schutt türmt sich auf dem Gelände des ehemaligen Gefängnisses in Derendorf. Nach und nach fallen die Gebäude. Nur die Kapelle soll bleiben, die jetzt eingerüstet wurde.

Der Schutt türmt sich auf dem Gelände des ehemaligen Gefängnisses in Derendorf. Nach und nach fallen die Gebäude. Nur die Kapelle soll bleiben, die jetzt eingerüstet wurde.

Foto: Bretz Andreas

Endlich ist sie von der Straße aus zu sehen, die ehemalige Kapelle auf dem Gefängnisgelände Ulmer Höh'. Eine Frau steht neugierig am Bauzaun, eine ganze Weile schaut sie durch das Gitter auf die Trümmer, die dort verstreut liegen. Irgendwann fragt sie den Sicherheitsmann, der das Areal bewacht, nach der Kirche. Vandalen haben sich illegal Zutritt verschafft, seit die JVA 2012 umgezogen ist nach Ratingen. Nicht einmal. Nicht zweimal. Sie haben Graffiti neben den Eingang der Kapelle gesprüht, Fensterscheiben zertrümmert, Löcher in das Gemäuer des alten Zellentraktes geschlagen und die Kirche sogar angezündet. Das war im Frühjahr 2016. Seitdem wird die Ulmer Höh' bewacht. Rund um die Uhr.

Im Dezember vergangenen Jahres wurde die Ulmer Höh' vom Noch-Eigentümer, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB), an die Abbruchfirma Linkamp übergeben, die bis September alle Gebäude abreißen will. Außer die Kapelle. Die soll bleiben, zu groß sei die Bedeutung, zu interessant die Geschichte, finden viele Düsseldorfer, die rot-grüne Landesregierung und die Künstlergruppe "Leben-Kunst-Ulmer-Höh", die die unteren Etagen der Kirche zu Wohnungen ausbauen und den Saal im oberen Teil für Ausstellungen nutzen will.

 Vandalen haben ein riesiges Loch in den früheren Zellentrakt geschlagen.

Vandalen haben ein riesiges Loch in den früheren Zellentrakt geschlagen.

Foto: Bretz Andreas

Viele Jahre lag die Kapelle versteckt hinter dem Transportgefängnis. "In diesem Teil der JVA saßen die Insassen in Isolationshaft, wenn sie nach Düsseldorf kamen oder in ein anderes Gefängnis verlegt wurden", sagt Fabian Weise von der Abbruchfirma Linkamp. Drei Viertel des Transportgefängnisses ist schon abgerissen worden, vorher musste Weises Team das Gebäude entkernen und sanieren. Zwei Wochen hat das gedauert, dann konnte der Sortiergreifer bestellt werden - eine Art Bagger, mit dem Weises Team das Transportgefängnis abreißen konnte. "Wir nennen das heute kontrollierter Rückbau", erklärt der Bauleiter.

Währenddessen hat ein Zimmermann mit einem Statiker den Dachstuhl der Kirche versteift, durch die Brandstiftung war er zu einem großen Teil zerstört worden. Ein Gerüst ist um die Kapelle gebaut worden, Dachdecker montieren gerade ein provisorisches Wellblechdach. Damit die Kapelle winterfest ist. So richtig glauben kann Horst Wackerbarth das noch nicht. "Die ist fertig, wenn der Winter vorbei ist", mutmaßt der Fotokünstler, Mitglied der Initiative "Leben-Kunst-Ulmer-Höh". Die Gruppe forderte schon nach dem Brand einen Schutz für die Kapelle, der BLB kündigte in einem Schreiben vom November 2016 schließlich eine solche Maßnahme an. Bisher ist nichts passiert, "die Kirche verrottet", sagt Wackerbarth.

"Die verschiedenen Sicherungsmaßnahmen werden nach unseren Planungen Anfang/Mitte März abgeschlossen sein", sagt Nicole Zander vom BLB. Zutritt zur Knastkapelle bekommt im Augenblick niemand, zu groß sei die Gefahr, dass Material herabfallen könnte. "Die Kapelle ist erstaunlicherweise in einem optisch guten Zustand", sagt Fabian Weise. "Aber da muss einiges gemacht werden", fügt er hinzu. Im Prinzip müsse sie kernsaniert werden, die Vandalen, der Brand, Löschwasser, Regen, Schnee und Kälte haben dort ihre Spuren hinterlassen. Was genau mit der Kapelle geschehen soll, das weiß der Bauleiter nicht. "Wir machen einen Trennschnitt und arbeiten uns dann vor bis zu den Werter-Wohnhäusern an der Metzer Straße", sagt Weise. "Ich habe jetzt gehört, dass ein Treppenhaus in der Kapelle, das mit dem Zellentrakt verbunden ist, abgerissen werden soll", sagt Horst Wackerbarth.

 Die Mauern wurden mit Graffiti beschmiert.

Die Mauern wurden mit Graffiti beschmiert.

Foto: Bretz Andreas

Das bräuchte die Initiative aber, um einen Zugang zum oberen Teil der Kapelle zu haben und die Fluchtwegebestimmungen zu erfüllen. Die Kapelle wird bleiben, ist sich Wackerbarth sicher. "Aber nicht für unsere Pläne." Nicole Zander vom BLB entgegnet, dass der Abriss des Treppenhauses im angrenzenden Haftflügel "keinerlei Einfluss auf das Bestehenbleiben der Kapelle nimmt." Ein Käufer für das Gelände steht bisher noch nicht fest, der BLB befinde sich gerade im laufenden Verkaufsprozess. Nur so viel: "Die Frist zur Abgabe des Teilnehmerantrags ist gestern abgelaufen", sagt Zander.

(RP)
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