Rheinbahn-Betriebshof Abschied vom Steinberg

Mit dem Fahrplanwechsel am Wochenende schließt die Rheinbahn nach 103 Jahren den Betriebshof in Bilk. Bahnen und Mitarbeiter wechseln nach Lierenfeld. Zur Zukunft des Depots Am Steinberg gibt es neue Vorschläge.

 Betriebshofassistent Heinz Wichmann trägt einen der letzten Umzugskartons vom Gelände Am Steinberg.

Betriebshofassistent Heinz Wichmann trägt einen der letzten Umzugskartons vom Gelände Am Steinberg.

Foto: RP, Andreas Endermann

Heute Abend verlässt Heinz Wichmann nach 32 Jahren zum letzten Mal sein Büro am Steinberg. Der Betriebshofassistent der Rheinbahn wird wie seine 53 Kollegen ab Montag in Lierenfeld arbeiten, denn das Nahverkehrsunternehmen schließt am Wochenende das Depot in Bilk. "Da schmerzt das Herz", sagt Wichmann. "Wir haben hier ein familiäres Umfeld gehabt, man hat hier nicht nur Kollegen getroffen, sondern auch Freunde."

Als Wichmann 1979 am Steinberg anfing, arbeiteten dort mehr als 200 Menschen, im vergangenen Jahr waren es noch 110. Seit November verlegt die Rheinbahn nach und nach Züge und Mitarbeiter auf den großen Betriebshof, seit rund drei Wochen sind auch Umzugskartons mit Akten und Ersatzteilen von Bilk nach Lierenfeld unterwegs. Die letzte reguläre Bahn, die Am Steinberg vom Hof rollt, wird am Samstag um 9.15 Uhr ein Zug der Linie 713 sein. Anschließend starten dort noch drei Partybahnen, die letzte um 17.40 Uhr.

Für den 19. Juni plant die Rheinbahn ein Abschiedsfest auf dem Gelände. Zwischen 11 und 15 Uhr können Besucher noch einmal die alten Bahnen und das Depot besichtigen, dann werden die historischen Züge in einem Corso über den Hauptbahnhof nach Lierenfeld fahren.

Dann endet die 103-jährige Geschichte des Betriebshofs Am Steinberg. Anfang des vergangenen Jahrhunderts suchten die Städtischen Straßenbahnen (1922 in der Rheinischen Bahngesellschaft, heute Rheinbahn, aufgegangen) ein großes Gelände, weil sie damals ihr Netz nach Süden erweiterten. 1908 eröffneten sie schließlich den Betriebshof Am Steinberg, der bis 1911 um mehrere Hallen auf die heutige Größe wuchs. Die größten Veränderungen hat die älteste Halle erlebt. Dort entstanden Depot und Werkstatt für die Busse der Rheinbahn, als das Unternehmen diese nach Heerdt verlagerte, zogen die karnevalistischen Wagenbauer ein.

Wie die Zukunft des Depots am Steinberg aussieht, ist offen. In der Diskussion sind eine künstlerische und eine museale Lösung. Nach einem Vorschlag sollen Absolventen der Kunstakademie dort Ateliers erhalten, um sie an Düsseldorf zu binden. Zudem könnte eine Dependance der Zero-Gruppe dort entstehen.

Der andere Vorschlag stammt vom Verein "Linie D" und sieht vor, ein Verkehrsmuseum zu errichten. "Linie D" nennt dafür drei Gründe: das denkmalgeschützte Gebäude, die deutschlandweit einmaligen Bahnen aus den Zwanzigern, die immer noch betriebsbereit sind, und den Einfluss der Rheinbahn auf die Stadtentwicklung, zum Beispiel im Linksrheinischen.

In einem Treffen heute will FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus Bürgermeister Friedrich G. Conzen (CDU) davon überzeugen, dass der Betriebshof ungeachtet künftiger Planungen in den kommenden beiden Jahren von der "Linie D" genutzt werden kann: "Wenn wir die Gebäude leerstehen lassen und nicht mehr heizen, nehmen sie garantiert Schaden." Außerdem gebe es in Lierenfeld ohnehin zu wenig Platz, so dass Bahnen draußen abgestellt werden müssen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort