Düsseldorf Abschied von den Tieren im Aquazoo

Düsseldorf · Wegen des Umbaus werden ab dieser Woche viele Bewohner in andere Zoos ausquartiert. Die Pinguine werden nicht zurückkehren.

Aquazoo Düsseldorf: Tiere werden ausquartiert
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Aquazoo Düsseldorf: Tiere werden ausquartiert

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Für Bettina Hütten sind es traurige Tage. Fast 25 Jahre hat die Tierpflegerin die Eselspinguine im Aquazoo betreut. Nun muss sie Abschied nehmen vom verschmusten Olaf, der dominanten Steffi, dem verfressenen Mr. Piggy und den anderen drei. Es fehlt nur noch ein Gesundheitscheck, dann ziehen die Tiere in den Wuppertaler Zoo.

Die Transportbox steht schon bereit. "Der Abschied fällt mir sehr schwer", sagt Hütten. Nun wollen sie und ihre Kollegen dafür sorgen, dass die Pinguine den Transport mit möglichst wenig Stress überstehen — und werden den Kollegen in Wuppertal ganz genau erklären, was man alles über die sechs Vögel wissen muss.

Letzter Tag: Düsseldorfer Aquazoo schließt bis 2015
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Letzter Tag: Düsseldorfer Aquazoo schließt bis 2015

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Foto: Bretz, Andreas

Die Pinguine sind nicht die einzigen Bewohner, die in diesen Tagen aus dem Aquazoo ausziehen. Seit Sonntag ist der Zoo geschlossen, bis 2015 wird er umfassend saniert. Dächer, Böden, Decken und Lampen werden erneuert, Infotafeln neu gestaltet. Und wo heute zum Teil noch blaue Schwimmbadfarbe in den Becken durchscheint, sollen bald natürliche Landschaften entstehen.

Viele Tiere müssen deshalb umziehen: Die Krokodile kommen nach Dänemark, die Weißbüschelaffen nach Ostdeutschland. Kleine Tiere wie Insekten oder Tausendfüßler werden innerhalb des Gebäudes umquartiert, zum Beispiel in Kästen im Vortragsraum, der derzeit nicht benötigt wird.

Manche Tiere kehren bald zurück. Für andere ist der Abschied endgültig: Um ihnen zusätzlichen Stress zu ersparen, werden sie nicht noch einmal transportiert, sondern durch andere Exemplare ersetzt. Außerdem wird der Zoo einige der 510 Tierarten austauschen oder neue Gruppen anlegen. Anstelle der Eselspinguine werden die kleineren südafrikanischen Pinguine einziehen, außerdem Papageientaucher.

In der Fischabteilung herrscht gereizte Stimmung. Mit einem Glaskasten mit Köder wollen die Mitarbeiter die exotischen Fische im Korallenbecken einfangen. Die denken aber gar nicht daran, freiwillig in die Falle zu schwimmen — da ist bei den Menschen viel Geduld gefragt, und vielleicht bald der Griff zum Kescher.

Auch für die Otter steht der Abschied bevor. Die Tierpfleger kontrollieren am Mittag zum letzten Mal sorgfältig die große Transportkiste, später wollen sie mit dem Einfangen beginnen. Die Nacht sollen die Tiere bereits in der Box verbringen, am Morgen soll der Transport losgehen. Die Otter wissen davon natürlich noch nichts — oder vielleicht doch? Zoodirektor und Otterexperte Wolfgang Gettmann findet die vier Tiere nervöser und weniger aufs Betteln bei den menschlichen Besuchern eingestellt als sonst; die Tierpflegerin vermutet hingegen, dass die Nervosität der Gruppe eher mit der nahenden Mahlzeit zusammenhängt als mit der anstehenden Reise.

Die Sanierung ist ein großes Projekt. Rund 13 Millionen Euro wird sie kosten; etwa 1,8 Millionen davon stemmt der Freundeskreis des Museums. Mit dem Geld wird auch ein Blockheizkraftwerk eingebaut, die Lüftungsanlage erneuert, die Glas-Pyramiden des Zoodaches werden saniert. Das Lichtkonzept wird modernisiert, und auf einer komplett neuen Kinderebene können die jüngsten Besucher bald spielerisch und mit Tafeln auf Augenhöhe lernen. Außerdem wird der Zoo barrierefrei. Eine neue Attraktion ist das modernisierte Haifischbecken: eine bessere Filteranlage wird es ermöglichen, auch große Fische wie zum Beispiel Rochen zu zeigen.

Während der Auszug der Tiere noch läuft, wird an anderen Stellen im Zoo längst für die Wiedereröffnung gearbeitet. Insektenexperte Dieter Schulte zum Beispiel ist gedanklich schon weit in der Zukunft: Er freut sich über Neuzugänge bei den Gottesanbeterinnen. Ein Hobby-Insektenzüchter bringt die Tiere vorbei, welche die Grundlage einer Zucht bilden und dann in einem großen Becken ab 2015 mit anderen Tierarten ausgestellt werden sollen. "Insekten kauft ein Zoo nicht einfach wie Elefanten", sagt Schulte. "Man muss mit einer kleinen Zucht anfangen."

Schon richtig Form angenommen haben die ersten Räume des neu gestalteten Naturkundemuseums, das weiterhin den Zoo ergänzen soll — diese Kombination ist außergewöhnlich. Bereits seit drei Jahren arbeiten Wissenschaftler und Pädagogen an der Ausstellung. Präparatorin Renée Lavalette werkelt im Untergeschoss am Entwurf für eine Schautafel über eine Qualle, deren Gift für 250 Menschen reicht, und andere gefährliche Meeresbewohner. Schon jetzt sind viele solcher Entwürfe in Echtgröße aufgebaut, immer wieder werden die Mitarbeiter in den kommenden Monaten schauen, ob die Anordnung stimmt und die Texte korrekt und verständlich sind. Die Pädagogen werden während der Schließung auch Schulen besuchen und außerhalb des Zoos über die Wasserwelt erzählen.

Bei Nemo, dem prominentesten Otter des Zoos, ist von Nervosität übrigens nichts zu bemerken: Er schläft weit entfernt von seinen aufgeregten Artgenossen in seinem Körbchen im Büro von Zoodirektor Gettmann. Der hat das Zoo-Maskottchen großgezogen und darf es nach seiner Pensionierung Ende des Monats als Geschenk der Stadt mitnehmen.

(RP)
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