Clara-Schumann-Musikschule in Düsseldorf Ärger um fehlende Plätze an der Musikschule

Düsseldorf · Die Zahl der Kinder auf den Wartelisten der städtischen Musikschule in Düsseldorf hat einen Höchststand erreicht. Stellen werden nicht besetzt, weil das Rathaus sparen will. Eltern und Kinder sind frustriert. Die CDU fordert, Musiklehrer einzustellen.

 Kaleb Heckenthaler (11) würde gerne an der städtischen Musikschule (im Hintergrund) weiterlernen. Einen Platz hat er bislang nicht.

Kaleb Heckenthaler (11) würde gerne an der städtischen Musikschule (im Hintergrund) weiterlernen. Einen Platz hat er bislang nicht.

Foto: Andreas Bretz

Kaleb Heckenthaler ist enttäuscht. "Ich wollte so gerne mit dem Bariton weitermachen oder stattdessen Posaune lernen und jetzt gibt es plötzlich keinen Platz mehr", sagt er. Der Elfjährige hat Pech gehabt. Sein Lehrer, der die beiden Instrumente unterrichtet, verlässt die Clara-Schumann-Musikschule. Ob er ersetzt wird, ist unklar. Denn die Bildungseinrichtung soll - wie die meisten Bereiche der Verwaltung - sparen. Und das geht am ehesten beim Personal. "Verwaltung 2020" nennt sich das Programm, das Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) zur Chefsache erklärt hat.

Was diese Vorgaben für die Musikschule bedeuten, zeigen Zahlen, die Kulturdezernent Hans-Georg Lohe im Kulturausschuss auf Anfrage der CDU vorgestellt hat. Danach stehen 3209 Jungen und Mädchen auf Wartelisten. Betroffen sind beliebte Fächer wie die musikalische Früherziehung, Klavier, Gitarre, Violine, Blockflöte, Trompete und Posaune. Zum Vergleich: Im Dezember 2016 hatte es auf diesen Listen 2737 Einträge gegeben, ein Jahr zuvor waren es 2675. "Von 110 Stellen im pädagogischen Bereich sind 10,5 nicht besetzt. Hinzu kommen weitere 3,5 Stellen, die beispielsweise durch Kündigungen oder Pensionierungen frei wurden", sagt Musikschulleiter Peter Haseley. Zumindest für diese 3,5 Stellen wurden Wiederbesetzungsanträge gestellt. "Eine Antwort habe ich noch nicht", sagt Haseley und fügt an: "Ich wünsche jedem Kind einen Platz und verstehe die Sorgen der Eltern."

Doch die sind mächtig sauer. "Vor zwei Jahren habe ich meine Tochter Garance fürs Cello angemeldet, einen Platz haben wir bis heute nicht", sagt Valerie Nanot-Brisson. Mit einem Jahr Wartezeit hatte die 43-Jährige gerechnet. "Das war beim Klavierunterricht für unsere ältere Tochter Camille schon so", sagt die Ludenbergerin. Aber das sie nach zwei Jahren noch nicht weiß, ob es überhaupt klappt, findet sie "unmöglich". Für eine Stadt, die ihr Engagement in Bildung und in Familien werbewirksam vor sich hertrage, sei dies "ein absolutes Armutszeugnis".

Scharfe Kritik am Sparkurs an dieser Stelle übt CDU-Ratsherr Pavle Madzirov. "Die Gebühren für die Musikschule wurden zum Verdruss vieler Eltern zum Jahr 2016 angehoben. Nun im Gegenzug Leistungen weiter einzuschränken, ist doch den Bürgern nicht zu vermitteln", sagt der Lehrer. Dass auch in schwarz-gelben Zeiten die Wartelisten recht lang waren, räumt der Politiker ein. "Aber wir haben die Listen nicht noch verlängert. Und wir haben über sehr viele Jahre nicht an der Gebührenschraube gedreht." Von der Rathaus-Führung fordert Madzirov eine Neubewertung. "Es gibt Bereiche, für die gilt die 20-Prozent-Einspar-Vorgabe offenbar." Genau das müsse auch für die Clara-Schumann-Musikschule gelten, fordert er. Auch für Sylvia Pantel, CDU-Bundestagsabgeordnete und Vize-Vorsitzende des Fördervereins der Musikschule, ist klar: "Alle vakanten Stellen müssen wiederbesetzt werden. Sonst funktioniert es nicht."

Derweil reißt vielen Eltern der Geduldsfaden. Sie melden ihren Nachwuchs an privaten Musikschulen an. Für Valerie Nanot-Brisson ist das keine Alternative. "In der städtischen Musikschule kann man ein Instrument für einen kleinen Betrag leihen, bei den Privaten muss man es oft anschaffen. Das ist bei einer Sechsjährigen ein Risiko und außerdem für Familien mit mehreren Kindern schlicht zu teuer."

(jj)
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