Düsseldorf Air-Berlin-Macher Achim Hunold wird 65

Düsseldorf · Aus einer Fluggesellschaft mit zwei Jets machte der Selfmade-Man die zweitgrößte deutsche Airline - in Düsseldorf gilt er als Urgestein.

 Joachim Hunold bei der Bambi-Verleihung in der Stadthalle. Er ist Unternehmer - aber vertrat auch die CDU im Stadtteilparlament.

Joachim Hunold bei der Bambi-Verleihung in der Stadthalle. Er ist Unternehmer - aber vertrat auch die CDU im Stadtteilparlament.

Foto: Bauer

Es gibt Bilder von Unternehmern, die lösen beim Betrachter Assoziationen aus von ererbter Seriosität und einer Kultur, in der ein Vertrag per Handschlag gilt. Zumindest Letzteren kann man mit Joachim Hunold abschließen - wenn er denn Vertrauen zu seinem Gegenüber gefasst hat. Das Persönliche hat für den gebürtigen Düsseldorfer hohen Stellenwert, langjährige Geschäftsbeziehungen waren ihm stets wichtig. Seine große Zeit als Unternehmensführer hat Hunold jedoch hinter sich. Chef von Air Berlin ist er seit drei Jahren nicht mehr. Er führt als Chairman "Rantum Capital" und finanziert über Fonds mittelständischer Unternehmen. Am 5. September wird er 65 Jahre alt.

Hunolds Karrieregeschichte ist die vom hemdsärmeligen Aufsteiger, der gewitzt ist, innovativ, ehrgeizig und einen eigenen Kopf hat. Der in der Altstadt gekellnert ("mein Psychologie-Studium"), sein Jura-Studium nicht beendet, aber sich ab 1978 von unten bis oben durchgebissen hat. Erst am Düsseldorfer Flughafen bis 1982 in der Abfertigung bei Braathens Air Transport, dann bis 1990 bei der LTU, die er nach einem Streit mit dem Haupteigner WestLB als Marketing- und Vertriebsdirektor verließ. Schließlich startete 1991 die Air-Berlin-Story mit zwei Flugzeugen. Ohne Hunold gäbe es den Erfolg der Airline nicht, sie ist sein Lebenswerk, aber schicksalhaft steht er auch für die großen Probleme der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft.

Er wollte und musste mit dem Unternehmen immer größer werden, häufte Schulden an, übernahm Mitbewerber wie DBA und LTU. Hunold investierte Milliarden in Flugzeugkäufe, an seiner Seite als Verhandler Niki Lauda mit seiner Airline. "Ich darf nicht schlechtere Konditionen bekommen als Ryanair", sagte er dann an der Bar und meinte damit wichtige Vorteile im Preiskampf der Billigflieger. Das war er übrigens mit seiner Airline schnell nicht mehr. Hunold entwickelte vielmehr ein Buchungssystem zur Perfektion, mit dem er je nach Nachfrage den Ticketpreis in Sekundenschnelle ändern konnte. Das machte Hunold sogar mit dem Laptop vom heimischen Sofa aus - ein Vorteil im Konkurrenzkampf, der ihn geradezu diebisch freute.

Lachen mit Achim Hunold, das ging und geht immer. Er hat Humor, stand schon als kleiner Junge in der Bütt, besucht auch in Düsseldorf immer wieder den Prinzenball. Als Hunold 2007 den Orden wider den tierischen Ernst erhielt, war er in seinem Element. Dass die Dankesrede in Aachen zwar Witz, aber auch ein bisschen viel Schleichwerbung beinhaltete, störte ihn nicht.

Gefeiert hat Hunold auch mit seinen Angestellten, vor allem in den Wachstumsjahren. Das Verhältnis war fürsorglich-patriarchalisch und kostenbewusst - so wurde Air Berlin auf der Mittelstrecke zum ernsthaften Lufthansa-Konkurrenten. Hunold erklärte, was bei der Lohnentwicklung ging und was nicht, aber Betriebsräte wollte er im eigenen Haus nicht haben. Bis zum Kauf der LTU hat er dies durchgehalten, dann erwarb er die Arbeitnehmervertreter quasi mit. Am Ende passte Hunold, der Querkopf, immer weniger zur eigenen Airline, die die Regeln des internationalen Parketts zu befolgen hatte. Verbunden ist er ihr aber noch immer, ist offiziell Mitglied des Board of Directors.

Mit Düsseldorf ist Hunold eng verbunden, tat auch stets im Sponsoring viel, etwa für Fortuna und den Rochusclub. Der vierfache Familienvater ist mit Mörsenbroich verbunden, saß dort für die CDU in der Bezirksvertretung. Einer seiner frühen Freunde hieß Joachim Erwin, und als die Scheidung anstand, war klar, dass dieser sein Rechtsanwalt sein würde. Politisch ist er stets geblieben, die Editorials im Bordmagazin hätten jeden Wahlkampf geziert. Eingesetzt hat er sich zuletzt auch im Kommunalwahlkampf, beriet OB Dirk Elbers. Sein Rat kam in diesem Fall zu spät.

(RP)
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