Düsseldorf Airport-Seelsorge im Doppelpack

Düsseldorf · Ab sofort kümmern sich Ute Clevers und Johannes Westerdick um Menschen am Flughafen. Möglich wurde der ökumenische Neustart durch den Airport. Dieser finanziert einen erheblichen Teil der beiden Stellen.

 Sie sind die neuen Gesichter der ökumenischen Flughafenseelsorge: Pastoralreferent Johannes Westerdick und Sozialpädagogin Ute Clevers.

Sie sind die neuen Gesichter der ökumenischen Flughafenseelsorge: Pastoralreferent Johannes Westerdick und Sozialpädagogin Ute Clevers.

Foto: Andreas Bretz

Der vom Co-Piloten mutwillig herbeigeführte Absturz der Germanwings-Maschine steckt Flughafengeschäftsführer Michael Hanné noch in den Knochen. In abgeschirmten Räumen erfuhren Angehörige und Freunde damals das Unfassbare. "Unvorstellbar, wie wir diese Situation ohne Flughafen- und ohne Notfallseelsorger hätten handhaben sollen", sagt Hanné. Davon, dass Reisende auch jenseits solcher Tragödien am Flughafen besondere Ansprechpartner brauchen, ist der Geschäftsführer fest überzeugt. Mal geht es um Flugangst oder um einen Segen für die Reisegruppe, mal um die Betreuung verunglückter oder erkrankter Passagiere, mal um Rückwanderer, die im Ausland kein Glück hatten, und in ihrer Heimat nach der Landung erst einmal vor dem Nichts stehen. Und immer wieder suchen Obdachlose aus der City oder den nördlichen Stadtteilen in den Terminals nach Flaschen oder einfach nur nach einer warmen Ecke.

"Wir kümmern uns um alle, die uns brauchen", sagt Ute Clevers. Seit dieser Woche arbeitet die evangelische Sozialpädagogin als Flughafenseelsorgerin in Lohausen. Mit Menschen in Nöten kennt sie sich aus. Bis vor ein paar Tagen koordinierte sie die Ehrenamtler bei der Flüchtlingshilfe der Düsseldorfer Diakonie, davor leitete sie die Bahnhofsmission in Krefeld. Unterstützt wird sie - zunächst einmal pro Woche - von Johannes Westerdick. Der katholische Pastoralreferent arbeitet noch bis zum kommenden Frühjahr als Klinikseelsorger an einer Reha-Klinik in Kettwig. Dann wird auch er komplett an den drittgrößten deutschen Airport wechseln.

Der Flughafen als Gemeinde ist eine Herausforderung. Mehr als 90.000 Menschen werden allein heute zum Auftakt der Herbstferien den Fliegern entgegeneilen. "Aber selbst in den ruhigeren Wintermonaten kommen wir auf 45.000 Passagiere pro Tag", sagt Hanné. Hinzu kommen 19.500 Mitarbeiter, die am Airport oder bei den Airlines beschäftigt sind. Und gerade bei Letzteren brodelt es zurzeit kräftig, eines der Stichworte lautet: Umbau bei Air Berlin. "Manche haben Existenzangst, trotzdem müssen sie funktionieren und vor den Kunden immer lächeln. Wer das nur schwer aushält, kann zu uns kommen", sagt Clevers. Und ihr Kollege fügt an: "Selbstverständlich gelten bei uns dieselben Verschwiegenheitsregeln wie bei einem Priester. Wir bieten einen komplett geschützten Raum."

Erfreut ist Superintendentin Henrike Tetz darüber, dass aus dem von der evangelischen Kirche nicht mehr weiterfinanzierten Projekt nach fünfmonatiger Pause nun ein gemeinsames Angebot beider Kirchen wird. "In der Notfall-, der Klinik- und der Bahnhofsseelsorge arbeiten wir seit langem gemeinsam und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht." Stadtdechant Ulrich Hennes macht deutlich, dass es neben Gesprächen auch Gebete und Gottesdienste geben wird. Dafür soll der Gedenkraum, der an die Brandkatastrophe von 1996 erinnert, verstärkt genutzt werden.

Präsenz zeigen Clevers und Westerdick ab sofort nicht nur in ihrem Büro, sondern auch an einem mobilen Seelsorge-Schalter. Dass das jetzt wieder möglich ist, verdanken sie vor allem dem Flughafen. Er finanziert "einen größeren Anteil der beiden Stellen".

(jj)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort