Düsseldorf Airport wird zur Etappe für den Grand Départ

Düsseldorf · Zwei Monate vor dem Start der Tour de France in Düsseldorf drehte sich gestern am Flughafen alles ums Fahrradfahren. An zahlreichen Stationen konnten die Besucher dabei auch selbst aktiv werden.

 Hoch hinaus bis unter das Dach der Flughafenhalle ging es für die Hochseil-Artisten, die mit ihren Rädern auf einem dünnen Seil balancierten.

Hoch hinaus bis unter das Dach der Flughafenhalle ging es für die Hochseil-Artisten, die mit ihren Rädern auf einem dünnen Seil balancierten.

Foto: H.-J. Bauer

Das kurze graue Haar ist blondiert, Gesicht und Hände sind braun gebrannt, und auch sonst macht Dietrich Thurau, dem Radsportfan besser bekannt unter seinem Spitznamen Didi, mit seinen 62 Jahren noch eine ziemlich gute und durchtrainierte Figur. Bis in die Alpen trug die deutsche Tourlegende 1977 das Gelbe Trikot des Führenden bei der Frankreich-Rundfahrt.

Gestern war er am Düsseldorfer Flughafen der Stargast, als sich im Abflug-Terminal alles um Radsport im Allgemeinen und den Grand Départ in Düsseldorf in zwei Monaten im Besonderen drehte. Und natürlich sprach Thurau Oberbürgermeister Thomas Geisel seine Glückwünsche dafür aus, die Tour nach Düsseldorf geholt zu haben.

Geisel wiederum war langsam, sehr langsam sogar, wie in Zeitlupe absolvierte er eine knapp zehn Meter lange Strecke auf dem Rad, und das war gut so. Denn beim Slowbiking ging es darum, der Letzte zu sein, und das schaffte der OB in erstaunlichen 32 Sekunden, während seine Frau Vera doch recht flott dem Zielstrich entgegenfuhr.

An den vielen Mitmach-Stationen, die sich gestern am Airport auf unterschiedliche Weise alle mit dem Radsport beschäftigten, bildete sich vor dem Simulator, an dem man dank einer Virtual-Reality-Brille die Düsseldorfer Touretappen nachfahren konnte, eine besonders lange Schlappe. Restlos begeisterte stieg etwa der neunjährige Tim vom Rad und erklärte seinem Vater ernsthaft, er werde die zweite Langetappe komplett nachfahren, so bald er Ferien habe. Den Einwand des Papas, das sei mit mehr als 200 Kilometern bis nach Lüttich dann doch ein wenig lang, konnte ihn wenig beindrucken. "Du musst ja nicht mitfahren, dann bleib' halt zu Hause."

Nicht zum Nachahmen empfohlen war das, was die Geschwister Weisheit auf dem Hochseil über den Köpfen der Besucher zelebrierten. In zwölf Metern über dem Boden demonstrierte die zwölfköpfige Artistenfamilie unter anderem auf speziellen Fahrrädern waghalsige Kunststücke auf dem Hochseil inklusive einer Menschenpyramide. Da stockte den Besuchern des Spektakels ebenso wie den zufällig vorbeischlendernden Fluggästen manches Mal der Atem, auch wenn ein Netz für Sicherheit sorgte. Pascal Thibault, der nach einem Kurztrip in Düsseldorf wieder zurück nach Paris fliegen wollte, war extra früher zum Flughafen gekommen, um sich die "Tour de l'aéroport", so die offizielle Bezeichnung der Veranstaltung, anzuschauen. "Dass die Tour de France hier in Düsseldorf startet, finde ich super. Irgendwie hat die Stadt nämlich tatsächlich etwas von Klein-Paris", findet er.

Mit den Rädern, die aus dem Deutschen Fahrradmuseum in Bad Brückenau den Weg nach Düsseldorf gefunden hatten, würde sich heute kaum noch jemand auf die Straße wagen. Vor allem nicht, wenn es sich dabei um ein Laufrad aus Holz aus dem Jahr 1820 handelt, das sowohl mit den Füßen beschleunigt als auch gebremst werden muss. Andere Hoch-, Tretkurbel- oder bereits vollgummibereifte Sicherheitsräder, die in einer kleinen Ausstellung gezeigt wurden, waren da schon fahrtüchtiger. Dazu passend konnten Kinder im Terminal auf nostalgischen Dreirädern und in Seifenkisten ihre Runden drehen. Und siehe da: Sie waren glücklich. Es geht auch ohne High Tech.

(RP)
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