Düsseldorf Rapper Kollegah landet vor Michael Jackson

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Rapper schaffte es mit dem Album "King" auf Platz eins der Charts. Wissenschaftler und Fans erklären das Phänomen.

Die Highlights vom Webvideopreis 2014 in Düsseldorf
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Foto: Deutscher Webvideopreis/EWVA

Sich selbst als König zu bezeichnen, das grenzt normalerweise an Größenwahn. Normalerweise. Denn wenn ein Musiker in den letzten Wochen einen Rekord nach dem anderen bricht, dann kann die Frage gestellt werden, ob er sich die Krone nicht zurecht aufgesetzt hat. Kollegah ist so ein Künstler. Die zurückliegenden Tage waren selbst für den schon an Erfolge gewöhnten Düsseldorfer Rapper außergewöhnlich: In den ersten 24 Stunden nach Erscheinen seines neuen Albums "King" verkaufte er 115 446 Exemplare und landete damit noch vor Michael Jackson auf Platz eins. Als erster deutscher Künstler überhaupt eroberte er Platz eins der Rangliste auf der Seite Spotify. 10,9 Millionen Internetnutzer haben sich dort seine neuen Lieder anhören wollen.

Aber woher rührt dieser Erfolg? Kollegah ist bekannt für seine Rap-Technik, den so genannten Doubletime-Rap, bei der er seine Verse in doppelter Geschwindigkeit sprechsingt. Die Kunst ist dabei, verständlich zu bleiben und den Takt nicht zu verfehlen. "Kollegah ist extrem gut. Inhaltlich sehe ich keine Unterschiede zu weiteren Rap-Größen, aber er hebt sich von der lyrischen Qualität und seiner Technik her deutlich vom Rest ab", sagt Student Andre Görtz.

Auch deutsche Wissenschaftler machen sich Gedanken darüber, wieso Kollegah seine Musik so erfolgreich vermarkten kann. Heiner Barz vom Institut für Bildungsforschung und Bildungsmanagement an der Heinrich-Heine-Universität sagt: "Kollegah ist ein Virtuose. Seine Techniken sowie seine Rhetorik sind Kunst, ja sogar eine Hochleistung. Darüber hinaus ist er äußerst geschäftstüchtig. Schon lange vor dem Erscheinen seines Albums hat er das begierige Publikum häppchenweise mit Videos angefüttert. Er beherrscht das Merchandising voll und ganz." Der Rapper, mit bürgerlichem Namen Felix Blume, kann in sämtlichen Schichten der Bevölkerung punkten. "Er studiert Jura in Mainz. Sicher ist er auch deshalb für Jugendliche aus der Mittelschicht oder dem Bildungsbürgertum anschlussfähig", erklärt Barz.

Kollegah gibt sich in seinen Werken als Kunstfigur. In seinem Auftreten schwingt immer eine kleine Prise Ironie mit. "Man kann vermuten, dass ein Teil der Attraktivität auf einem offen propagiertem Ego basiert, einem zur Schau gestellten Hedonismus und Materialismus, der gesellschaftlich auch gefordert ist, aber in seinen aggressiven Aspekten nirgends unmaskiert auftreten darf", sagt Boris Voigt, Musiksoziologe an der Universität Hamburg.

Was auffällt: Trotz vieler frauenfeindlicher Zeilen hat Kollegah auch viele weibliche Fans. Beispielsweise Sonja van Heck: "Ich mag seine Beats und die Texte allgemein. Die Sprüche über Frauen ignoriere ich einfach - zumal er gut aussieht." Giulia Braun bewertet es ähnlich: "Ich sehe das nicht so engstirnig und nehme mir das nicht zu Herzen, was er ausspricht und der Großteil der Männerwelt ohnehin denkt. Natürlich sind seine Anspielungen oft derbe, aber entweder lache ich darüber oder ich identifiziere mich einfach nicht damit."

Die musikalische Wahlheimat Düsseldorf hat Kollegah vor wenigen Tagen einen weiteren besonderen Karrieremoment beschert. Beim Webvideopreis, der Preisverleihung für die besten Internetclips, hat der Rapper für seine verschiedenen Webshows gleich drei Auszeichnungen erhalten - natürlich so viele wie kein Künstler vor ihm. Und kein König.

(RP)
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