Serie Mein Laden Alle wollen Ordner mit Filz und Leder

Düsseldorf · Seit 1933 werden in der Buchbinderei an der Lorettostraße Bücher gefertigt - bis heute an alten Maschinen.

 Mariano Martín und Sabine Neufelder in ihrer Buchbinderei.

Mariano Martín und Sabine Neufelder in ihrer Buchbinderei.

Foto: het

Unterbilk Auf dem schmalen Gang in den Hinterhof an der Lorettostraße stapeln sich etliche Pappkartons und Papierbögen. Öffnet man die Tür zum versteckt liegenden Laden steht man vor Hunderten Büchern und Kartonagen. Schnell lässt sich erkennen, um welches Handwerk es sich handelt: Bereits seit 1933 werden in dieser Werkstatt Bücher, Hefte und Mappen gebunden - damit ist die Buchbinderei an der Lorettostraße eine der ältesten Geschäfte Düsseldorfs.

Nachdem der vorherige Inhaber verstorben war, stand die kleine Werkstatt mehrere Jahre leer. Zunächst ließ sich kein Nachfolger finden, der das Handwerk der Buchbinderei beherrscht, bis sich vor mittlerweile 21 Jahren Sabine Neufelder und Mariano Martín entschieden, die langjährige Tradition an der Lorettostraße fortzusetzen. Neufelder hat eine sechsjährige Ausbildung zur Buchbindermeisterin absolviert und bereits viele Jahre Berufserfahrung. Martín betrieb eine Galerie im Ruhrgebiet - beide kannten und schätzten sich.

Anfangs verkauften Neufelder und Martín hauptsächlich an Geschäftskunden, doch im Laufe der Zeit wollten immer mehr der Geschäftsleute handgemachte Bücher, Mappen und Hefte für den Privatgebrauch kaufen. "Zudem kamen unheimlich viele Leute aus der Gegend auf uns zu und sagten, sie wussten gar nicht, dass es uns gibt", so Martín. "Wir fanden es beide blöd, dass Menschen vor Ort nichts von uns hatten", ergänzt Neufelder. Um auch den persönlichen Kontakt zu den Kunden zu entwickeln, entschlossen sich die beiden, alle Angebote auch Privatkunden zugänglich zu machen.

Das Binden der Bücher geschieht, wie bereits der Name der Buchbinderei "handmade" (dt. handgemacht) verrät, noch per Hand an Maschinen, die bereits viele Jahrzehnte alt sind. Trotz des traditionsreichen Ambientes arbeiten Neufelder, Martín und ihre zwei Angestellten mit neuesten Techniken, die auch individuelle Prägungen von Büchern ermöglichen. Auch nach vielen Jahren zeigen sich die Buchbinder noch innovativ und haben immer wieder Ideen für neue Produkte. So variieren die Formate, Bedruckungen und Materialien der gebundenen Bücher ständig. Zuletzt haben sie ein Notizbuch aus Leder entworfen, dessen Buchblock sich austauschen lässt, wenn er vollgeschrieben ist. Das mit Abstand beliebteste Produkt bei Privat- und Geschäftskunden sind mittlerweile Ordner, die es in allen Farben und Formaten gibt. Martín: "Von der Anwaltskanzlei über den Lehrer bis zur Privatperson, die Leute stehen auf Ordner mit Filz oder Leder." Ordner sind eben nicht gleich Ordner, wie die bunten Regale im Laden zeigen.

(RP)
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