Düsseldorf "Als Taxifahrer kriegt man nichts geschenkt"

Düsseldorf · Monika Renner (64) fährt seit 25 Jahren Taxi. Sie berichtet, wie sich die höheren Preise für sie auswirken - und warum die Debatte sie ärgert.

 Taxifahrerin Monika Renner musste sich viele Beschwerden wegen der Preiserhöhung anhören.

Taxifahrerin Monika Renner musste sich viele Beschwerden wegen der Preiserhöhung anhören.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

"In der Zeit direkt nach der Preiserhöhung haben sich schon viele Fahrgäste beklagt. Eine Fahrt von Bilk zum Flughafen zum Beispiel kostet jetzt so ungefähr 30 bis 31 Euro. Früher waren es 25 bis 27 Euro, je nachdem, wo in Bilk man einsteigt. Das ist schon ein heftiger Unterschied. Ich habe den Kunden dann immer gesagt: Beschweren sie sich bei der Stadt oder bei Arbeitsministerin Andrea Nahles, schließlich lag es am Mindestlohn, dass Taxifahren zum März 2015 deutlich teurer geworden ist. Dieser Hinweis hat die meisten beruhigt. Viele wissen gar nicht, dass wir Taxifahrer sozusagen nicht die Bösen sind. Wir bestimmen die Preise nicht selbst. Die Taxi-Innung war sogar dagegen, dass sie mit einem Mal so stark steigen.

Inzwischen haben sich die Leute an den neuen Tarif gewöhnt. Ich merke zum Glück auch nicht, dass die Zahl meiner Fahrten deutlich abgenommen hat. Ich habe insgesamt sogar den Eindruck, dass die Stimmung unter den Taxifahrern seit der Preiserhöhung etwas besser ist. Viele gucken nicht mehr ganz so griesgrämig. Durch die höheren Preise kommt endlich ein bisschen was auf die Uhr. Vorher haben zum Beispiel die ersten anderthalb Kilometer nur 5,50 Euro gekostet. Und anderthalb Kilometer sind lang. Da schaut man als Fahrer aufs Taxameter und wartet, dass es endlich umspringt. Das geht schon an die Nerven. Jetzt ist der Grundpreis etwas niedriger, dafür kostet schon der erste Kilometer extra. So kommt insgesamt mehr zusammen.

Durch den Mindestlohn steigt natürlich der Druck auf die Unternehmer. Es muss ein bestimmter Umsatz zusammenkommen, sonst werden die 8,50 Euro pro Stunde ein Zuschussgeschäft. Das ist an schwächeren Tagen nicht einfach. Für unseren Verdienst als Fahrer spielt dazu das Trinkgeld eine große Rolle, das ist wie in der Gastronomie. Leider ist das nach meinem Eindruck weniger geworden.

Was mir schon auffällt: Seit der Preiserhöhung stehe ich öfter an leeren Halteplätzen. Man hört auch von vielen Unternehmern, die Wagen abgegeben haben. Ich habe auch Gerüchte gehört, dass manche Unternehmer ihren Fahrern neuerdings über die wenig lukrative Mittagszeit einfach freigeben. Dann sparen sie für diese Stunden den Mindestlohn.

Ich selbst fahre seit 25 Jahren Taxi. Vorher habe ich in einem Büro gearbeitet, der Wechsel hat sich damals durch Zufall ergeben. Ich mache es immer noch gern, deshalb bin ich dabeigeblieben. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass der Beruf insgesamt schwerer geworden ist. Aber man kriegt nichts geschenkt. Ich starte immer gegen 3-4 Uhr morgens und fahre dann bis mittags, vor allem am Hauptbahnhof und am Flughafen. Die Altstadt vermeide ich eher, das ist am frühen Morgen ein ganz eigenes Klientel. Eine Fahrt bringt im Schnitt 20 Euro. Manche Kollegen stehen lange am Flughafen und spekulieren auf eine weite Fahrt in eine Nachbarstadt, aber das mache ich nicht. Da muss man auch großes Glück haben.

Gelegentlich hat man in einer Schicht auch einen langen Leerlauf zu überstehen. Kürzlich habe ich mal drei Stunden gewartet, bis ich eine Fahrt bekommen habe. Am Ende hat sie dann 16,60 Euro gebracht. Auch das muss man einrechnen, wenn man über Taxipreise redet. Dazu kommen gestiegene Kosten, zum Beispiel für Krankenversicherung. Deshalb ärgert es mich, dass eine Preiserhöhung immer so aufgebauscht wird. Wenn die Rheinbahn teurer wird, finden das alle ganz normal. Bei Taxis wird laut geschimpft."

Protokolliert von Arne Lieb

(RP)
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