Düsseldorf Alte Villa auf neuen Hochglanzfotos

Düsseldorf · Nach zwei Jahren Leerstand machen FH-Studenten das Haus an der Kaiserswerther Straße zur Ausstellungsfläche. Die Fotos von Möbeln, Einrichtungen und Haushaltsgegenständen erinnern liebevoll an das Leben vergangener Jahrzehnte.

Golzheim Eigentlich sollte Eric Fritsch in dem großen Haus an der Kaiserswerther Straße nur ab und zu nach dem Rechten sehen. Im Frühjahr 2013 war die letzte Bewohnerin, eine hochbetagte Dame, gestorben. Die Verkaufsvorbereitungen zogen sich aber in die Länge. So baten die Erben den Studenten, dem leeren Haus regelmäßig einen Besuch abzustatten. Bald war Eric Frisch von der Atmosphäre des Hauses fasziniert. "Alles im Haus war noch wie zu den Lebzeiten der Bewohner", sagt er. Schwere Schränke der vergangenen 50 oder 60 Jahre enthielten Bücher der Jahrhundertwende. Vergilbte Fotos und Briefe berichteten von längst vergessenen Menschen. In der Küche entdeckte Fritsch Haushaltsgegenstände aus der Nachkriegszeit, und im Bad ließen goldverzierte Armaturen an eine glanzvolle Ära erinnern.

Eric Fritsch hatte eine Idee. "Ich wollte diesen Zustand dokumentieren und der Nachwelt zeigen." Mit seinen Kommilitonen Dario Riemann, Jennifer Zehl, Tina Bornkampf und dem Architekten Jens Hecker rückte Fritsch das Interieur für die Kameras ins rechte Licht. Eine Meisterleistung: Flure, Schlafzimmer, Küche und Dielen sind perfekt ausgeleuchtet. Die Fotos zeigen zahllose Details des täglichen Lebens einer alten Dame: An den Wänden mit den geblümten Jugendstil-Tapeten hängen Schwarz-Weiß-Fotografien, in der Küche scheint auf dem Gasherd ein Wasserkessel vor sich hin zu pfeifen, in der Sitzecke mit Möbeln der Vorkriegszeit könnten Gäste zu Tee und Gebäck Platz nehmen.

Aber Menschen zeigen die Szenen nicht. Noch nicht, denn: Mit ihren Bildern fragten die Studenten bei Mode-Fotografen und Videokünstlern an, ob sie Interessen am Haus als Kulisse hätten. "Wir müssen niemanden zwei Mal bitten", sagt Fritsch. Im Sommer 2013 kam reges Treiben in die Villa. Fotografen und Filmer reisten an, teilweise mit professionellen Visagisten, Beleuchtern und Fotomodellen. Sie hauchten den leblosen Räumen vorübergehend neues Leben ein. Die fertigen Motive beeindrucken teils durch ihre Gegensätze, teils durch die Idee, die Modelle im Stil der Zeit zu inszenieren: Kaum bekleidete Frauen und Männer in erotischen Posen lehnen sich an antike Wände und Schränke. Weitere Modelle räkeln sich auf zerwühlten Betten und abgewetzten Teppichen. Andere Bilder nähern sich dem Haus, indem sie die Menschen in Kleidung und Stil der Vergangenheit ablichteten. Der Betrachter mag selbst entscheiden, ob diese Szenen unter die Kategorie "moderne Kunst" fallen oder eine Respektlosigkeit der ehemaligen Bewohner darstellen. Die hohe technische darstellende Qualität hingegen ist unbestritten.

Aus mehreren Tausend Fotos wählen Eric Fritsch und seine Kollegen die besten Werke aus und stellten sie in einen Katalog zusammen. Etwa 80 Bilder druckten die Studenten auf bis zum 100 mal 150 Zentimeter großen Alu-Dibond-Platten, so dass sie ihre Leuchtkraft entfalten. Buchgestaltung, Druck, Layout und Fotodruck - das verschlang einen hohen vierstelligen Betrag. Einen Teil der Kosten übernahmen die jungen Leute selbst, für den Rest kamen Sponsoren wie der Heimatverein "Düsseldorfer Jonges", Hausmakler Dieter Friedrich Ruß und andere Geldgeber auf. "Ohne deren Unterstützung hätten wir unser Projekt nicht in dieser hohen Qualität realisieren können", sagt das Organisations-Team.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort