Düsseldorf Altlasten gefährden Zeitplan für Kolleg

Düsseldorf · Bereits in einem Jahr soll der Neubau des Albrecht-Dürer-Kollegs in Benrath beginnen. Aber noch immer ist nicht klar, wie aufwendig die Sanierung der Altlasten im Boden wird. Die CDU kritisiert mangelnde Transparenz im Verfahren.

Der Stadtrat hat entschieden, dass das Albrecht-Dürer-Kolleg nach Benrath ziehen wird - nun rückt die Frage der Altlasten-Sanierung in den Fokus. Auf dem Grundstück an der Telleringstraße befand sich früher ein Blechwalzwerk von ThyssenKrupp, im Boden haben Gutachter diverse Giftstoffe nachgewiesen. Bevor der Neubau der Schule mit Turnhalle sowie einem angrenzenden Wohnquartier beginnen kann, müssen die Verantwortlichen klären, wie sie mit der Verunreinigung umgehen. Die Stadttochter IDR, die den Bau ausführen soll, und das Umweltamt erarbeiten derzeit ein Sanierungsgutachten - von dem abhängt, wie langwierig und teuer die Arbeiten werden und wann Schüler und Lehrer umziehen können.

Die Frage ist heikel, denn der Zeitplan für das 70-Millionen-Euro-Projekt ist eng. Bereits Mitte des kommenden Jahres will man mit dem Bau auf der 6,6 Hektar umfassenden Brache beginnen. Das Berufskolleg mit rund 4200 Auszubildenden in rund 30 Berufen, das derzeit an drei Standorten in Unterbilk sowie Heerdt ansässig ist, wartet dringend auf den Umzug. Es fehlt an Platz, außerdem ist der Zustand der bisherigen Gebäude schlecht. Auch IDR-Chef Denis Rauhut meint, dass der Zeitplan straff ist. "Aber ich glaube daran, dass es machbar ist."

Fast sechs Jahre war um den neuen Standort des größten handwerklich orientierten Berufskollegs der Stadt gerungen worden. Die Altlasten waren dabei das wichtigste Argument gegen den Umzug nach Benrath. Der damalige Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) hatte die Völklinger Straße als Alternative vorgeschlagen, da eine zu aufwendige Sanierung der Schadstoff-Belastung zu befürchten sei. Auf Anfrage von CDU und FDP hieß es vor zwei Jahren, "von einer kurz- oder mittelfristigen Umsetzung" sei wegen der Altlasten "nicht auszugehen". Im Boden sind diverse Schadstoffe wie polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle und Mineralölkohlenwasserstoffe nachgewiesen.

Inzwischen - und nach dem Machtwechsel im Rathaus - bewertet die Stadt die Lage deutlich positiver. Eine neue Untersuchung des Grundstücks hat es nach 2013 nicht gegeben, wie die Stadt auf RP-Anfrage mitteilt. Es wurden aber eine Oberflächenkartierung und eine Bewertung der vorhandenen Oberflächenversiegelung erstellt. Dass Teilbereiche des Geländes unter anderem durch Schwermetalle belastet sind, ist unstrittig. Ein Ingenieurbüro bewertet das Grundstück aber als "grundsätzlich geeignet".

Nun muss sich zeigen, was das für die Bauarbeiten heißt. Die CDU sieht viele offene Fragen. Mehrere Lehrer wollten sich aus Angst vor der Belastung versetzen lassen, heißt es. Warum es in Benrath nun so schnell gehen soll, will die Opposition erklärt haben. "Wir fordern ein ordentliches Konzept für die Sanierung", sagt Fraktionschef Rüdiger Gutt. Man dürfe nicht hinterher vor Problemen stehen, weil man jetzt schnell sein wolle. Die Fraktionen im Ampel-Bündnis werfen der CDU im Gegenzug "Panikmache" vor - und betonen, man gehe verantwortungsvoll mit dem Problem um. So äußern sich auch IDR und Stadtverwaltung. Geplant sei ein "Bodenmanagementsystem", das berücksichtige, dass die Altlasten sich nicht gleichmäßig verteilten, sondern auf "eng abgrenzbare Teilbereiche" beschränkt seien. Möglicherweise wird auf Teilstücken der Boden ausgehoben, auf anderen versiegelt. Zu konkreten Schritten und den Folgen für Zeitplan und Kosten äußert man sich noch nicht.

Dass Risiken bleiben, sei schon allein wegen des rechtlichen Verfahrens ausgeschlossen, sagt eine Stadtsprecherin. "Voraussetzung für eine Neunutzung ist, dass auf dem Grundstück gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gemäß den bodenschutz- und baurechtlichen Anforderungen hergestellt werden."

(RP)
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