Nach Freiburger Vorbild Altstadt: Polizei will Alkoholverbot

Düsseldorf · Sein Besuch in Freiburg gab den Ausschlag: Polizeipräsident Herbert Schenkelberg will in den Partynächten das Trinken auf den Altstadtstraßen verbieten und damit nicht bloß enthemmte Randalierer stoppen. Auch das allwöchentliche Scherbenmeer würde eingedämmt.

Wenn an der längsten Theke der Welt zu bestimmten Zeiten kein Alkohol mehr auf der Straße getrunken werden darf, wird das die schlimmsten Altstadt-Probleme lösen. Das ist die Überzeugung von Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. Gestern warb er in den Ratsfraktionen für ein "örtlich und zeitlich befristetes Alkoholkonsumverbot", das zunächst für mindestens ein Jahr gelten soll.

Seinen "Aktionsplan Sichere Altstadt" hatte Schenkelberg bereits im Kopf, als er vorige Woche nach Freiburg reiste, um sich anzusehen, wie das dort 2008 eingeführte Alkohol-Konsumverbot funktioniert. Voll des Lobes seien nicht bloß die Freiburger Polizisten, sondern auch die badischen Altstadt-Gäste gewesen: "Endlich kann man hier wieder ohne Angst hin gehen", habe er mehr als einmal gehört.

Bis 2008 waren in der Freiburger Altstadt die Probleme dieselben wie in Düsseldorf: immer mehr Gewalttaten, Verletzungen durch Flaschen, morgens ein Scherbenmeer und übelriechende Hinterlassenschaften volltrunkener Wildpinkler. Seit die Verbotsverfügung umgesetzt wird, ist die Partyzone wieder seltener in der Kriminalstatistik. So wünscht es sich Schenkelberg auch für die deutlich größere Düsseldorfer Altstadt.

Allerdings sieht sein Aktionsplan einen Verbotsbeginn erst später als in Freiburg vor: Dort wird ab 22 Uhr aus der Altstadt verbannt, wer sein Getränk nicht aus der Hand geben will. In Düsseldorf will Schenkelberg erst ab 24 Uhr, wenn die Kneipen-Terrassen schließen müssen, die Gelage auf den Straßen untersagen. Und zwar in den Wochenend- und den Nächten vor Feiertagen, weil in denen die meisten alkoholbedingten Straftaten aktenkundig werden.

Seit Januar wurden in der Altstadt 37 Menschen durch Flaschen verletzt — durch Schläge, Würfe und Stiche mit abgebrochenen Flaschenhälsen. 19 der Verletzten kamen mit schweren Gesichts- und Kopfverletzungen ins Krankenhaus. Für Schenkelberg belegen die Zahlen eine "abstrakte Gefahr", die vom Alkoholkonsum auf der Straße — sprich: aus am Büdchen gekauften Flaschen — ausgeht. "Die Flaschen werden regelmäßig als Waffen benutzt."

Diese Erkenntnis sei Grund genug für ein Verbot, von dem auch Polizisten profitieren könnten: Die müssen nach manchem Nachtdienst die Uniformen von Bier und anderem Schüttgut reinigen — fast jeder, den sie in Partynächten überprüfen wollen, hat eine Flasche in der Hand.

Im Rathaus hatte man sich bislang gegen ein Verbot gesträubt, weil ein Gutachter es für nicht rechtens hielt. "Hätte der Experte die Fallzahlen gekannt, wäre die Stellungnahme anders ausgefallen", sagt Schenkelberg und ist so sicher, dass er der Stadt anbietet: "Falls wir einen Prozess verlieren, übernehme ich persönlich die Verantwortung."

(RP)
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