Immer mehr Übergriffe Am Düsseldorfer Hauptbahnhof fehlen Polizisten

Düsseldorf · Die Zahl der Übergriffe auf Beamte im Düsseldorfer Hauptbahnhof ist in diesem Jahr um mehr als 25 Prozent gestiegen. Auch die knappe Personaldecke ist daran schuld. Immer mehr Bundespolizisten müssen an anderen Standorten helfen. Trotzdem sei für Sicherheit der Bürger gesorgt, heißt es.

 Als ein psychisch Kranker im März mit einer Axt im Hauptbahnhof Amok lief, waren Bundes- und Landespolizei blitzschnell mit Großaufgeboten vor Ort. Eine Spezialeinheit der Bundespolizei kam vom Fußballeinsatz in Dortmund.

Als ein psychisch Kranker im März mit einer Axt im Hauptbahnhof Amok lief, waren Bundes- und Landespolizei blitzschnell mit Großaufgeboten vor Ort. Eine Spezialeinheit der Bundespolizei kam vom Fußballeinsatz in Dortmund.

Foto: dpa, os kno

Am liebsten sieht Ralf Gehling im Bahnhof weiße Mützen. Je mehr, desto besser die Präsenz der Bundespolizei, und damit auch das Sicherheitsgefühl der Reisenden. Allerdings sind es immer weniger Mützenträger, die der Inspektionsleiter der Bundespolizei Düsseldorf zu verteilen hat. "Wir unterstützen die Bundespolizei am Flughafen, und wir müssen wie alle Inspektionen Kollegen nach Bayern abgeben, wo sie bei den Grenzkontrollen eingesetzt werden", sagt Gehling.

Zu seiner Inspektion gehören fünf Reviere an den Bahnhöfen Mönchengladbach, Wuppertal, Oberhausen, Duisburg und Düsseldorf. Von 250 Mitarbeitern stehen rund 200 tatsächlich zur Verfügung, die auch für die Verwaltung, in der Führungsgruppe und im Ermittlungsdienst arbeiten. Für die Dienstgruppen, die auf den Bahnhöfen unterwegs sind, bleiben aktuell rund 100 Beamte.

In zwei Jahren soll der Nachwuchs kommen

Während einige Reviere deshalb schon mal geschlossen bleiben, sind die Wachen in Düsseldorf und Duisburg immer, in Mönchengladbach zumindest meistens besetzt. Allerdings längst nicht mehr so stark wie noch vor einem Jahr. "Das finden wir nicht gut", sagt Gehling, "es ist aber bis 2019 nicht zu ändern."

In zwei Jahren will der Bund 7500 zusätzliche Beamte ausgebildet haben, dann soll die Lücke, die auch durch die Pensionierung der geburtenstarken Jahrgänge entsteht, ein bisschen kleiner werden. "Bis dahin müssen wir da durch" sagt Gehling. Die Kehrseite der Medaille: Die Bundespolizei braucht auch mehr Kollegen für die Ausbildung, die anderswo wieder fehlen. Für die eigene Fortbildung bleibt wenig Zeit, mehr als die Pflichttrainings beim Schießen und im Anti-Terror-Einsatz seien derzeit nicht drin, sagt der Inspektionsleiter, der seinen Kollegen großen Respekt zollt. "Was die aushalten, verdient echte Hochachtung." Die Sicherheit der Bürger sei trotz der Personalknappheit garantiert. "Die Landespolizei kennt unsere Lage und ist sofort da, wenn wir Unterstützung brauchen", sagt Gehling.

"Im Ernstfall sind wir alle mit im Einsatz"

Wenn am Wochenende Fortuna Düsseldorf gegen Kaiserslautern spielt, werden Bundespolizisten aus dem ganzen Land sein Team verstärken, ebenso beim Derby in Mönchengladbach. Manchmal haben solche Fußballeinsätze ihr Gutes: Als im März ein Geisteskranker mit einer Axt im Bahnhof Amok lief, konnte eine Spezialeinheit der Bundespolizei aus Dortmund nach Düsseldorf umgeleitet werden. "Im Ernstfall sind wir alle mit im Einsatz", sagt Gehling, "von Führungsgruppe bis Ermittlungsdienst, wir sind ja alle Polizisten."

Die Zahl der Übergriffe auf Beamte ist im ersten Halbjahr 2017 gegenüber 2016 um 25 Prozent gestiegen. Am knappen Personal liege das nicht allein, sagt Gehling, sondern vor allem am mangelnden Respekt des Gegenübers.

(sg)
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