Axt-Angriff am Düsseldorfer Hauptbahnhof Mutmaßlicher Amokläufer ist 36-Jähriger aus Wuppertal

Ein mit einer Axt bewaffneter Mann hat am Donnerstagabend im Düsseldorfer Hauptbahnhof sieben Menschen verletzt. Darunter ist nach Informationen unserer Redaktion ein 13-jähriges Mädchen. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

Hauptbahnhof Düsseldorf nach Axt-Angriff abgeriegelt
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März 2017: Amok-Lauf am Düsseldorfer Hauptbahnhof

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Foto: Gerhard Berger

Es handelt sich nach Angaben der Polizei um einen 36-jährigen Mann, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und in Wuppertal lebt. Er soll unter einer psychischen Störung leiden. Der Mann hatte gegen 20.50 Uhr am Hauptbahnhof Reisende mit einer Axt angegriffen — erst in einer S-Bahn, dann im Bahnhof selbst. Sieben Menschen wurden verletzt, drei davon schwer. Einer der Verletzten hat eine Schädelfraktur erlitten.

Polizei und Feuerwehr waren mit einem Großaufgebot im Einsatz, auch Einsatzkräfte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) waren vor Ort. Der Hauptbahnhof wurde abgeriegelt. Die Polizei bezeichnet die Tat als Amoklauf. Auf einen terroristischen Hintergrund gibt es bisher keine Hinweise.

Derzeit keine Hinweise auf zweiten Täter

Der mutmaßliche Täter wurde kurz nach den Angriffen in der unmittelbaren Nähe des Bahnhofs festgenommen. Er war über die Gleise aus dem Bahnhof geflüchtet und von der Eisenbahnbrücke in die Unterführung an der Ellerstraße gesprungen. Er verletzte sich dabei schwer und wird derzeit unter Überwachung der Polizei behandelt.

Die Beamten schlossen zunächst nicht aus, dass es einen weiteren Täter geben könnte. Ein Polizeihubschrauber kreiste über Düsseldorf. Konkrete Hinweise auf einen zweiten Täter gab es aber zu keinem Zeitpunkt. Die Polizei hielt am Bahnhof mehrere verdächtige Personen vorübergehend fest, um sie zu überprüfen. "Derzeit sieht es nicht so aus, als gäbe es einen zweiten Täter", sagte Polizeisprecher Markus Niesczery am späten Abend.

Oberbürgermeister Thomas Geisel fuhr zum Bahnhof, um sich ein Bild von der Lage zu machen und den Einsatzkräften zu danken. Auch Polizeipräsident Norbert Wesseler kam am späten Abend noch persönlich zum Bahnhof. Der Bahnhof blieb bis etwa 0.30 Uhr gesperrt. Dann wurden alle Gleise bis auf 13 und 14 wieder freigegeben. Dort war die Spurensicherung noch nicht abgeschlossen. Eine Putzkolonne rückte an, um den Bahnhof von den sichtbaren Spuren der Tat zu reinigen.

Inzwischen sind auch die Gleise 13 und 14 wieder freigegeben, wo der mutmaßliche Täter seinen Angriff begonnen hatte. Am Freitagmorgen bleiben Störungen im Bahnverkehr nach Angaben der Deutschen Bahn aus. "Es fahren momentan alle Züge planmäßig", sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn.

Eine junge Frau, die in eine S-Bahn Richtung Mettmann stieg, berichtete von einem 13-jährigen Mädchen, das mit der Axt verletzt worden sei. Die klaffende Wunde am Oberarm beschrieb die Zeugin, als hätte jemand mit einer Axt in einen Baum geschlagen. "Ich habe ihr geholfen, die Wunde zu versorgen, und ihre Eltern angerufen", berichtete die Frau. In der Bahn gab es glücklicherweise einen Arzt-Koffer, mit dem das Opfer versorgt werden konnte.

Ein Mann Ende 20 sei von seinem Freund in die Bahn gezogen worden, offenbar bewusstlos, berichtet die Frau weiter. Er war am Kopf verletzt, später aber wieder ansprechbar. In der Bahn hätten sich sofort mehrere Passagiere um den Mann gekümmert.

Der Zugführer habe die Türen geschlossen, berichtet die Augenzeugin. Einige Reisenden forderten, dass sie die Bahn verlassen durften. Da die Türen aber nicht einzeln geöffnet werden konnten, musste alle in der Bahn bleiben. Erst als die Bundespolizei kam, öffnete der Fahrer alle Türen. Er sagte: "Sie sind jetzt sicher, die Polizei steht auf dem Bahngleis". Die Reisenden durften auch anschließend den Banhnhof zunächst nicht verlassen. Sie wurden von der Polizei als Zeugen befragt.

Auch Tobias Schneeberger (30) aus Ratingen wurde zum Augenzeugen der Tat. Er berichtet, er habe gegen 20.50 Uhr mit seiner Freundin und vier Kindern (neun Monate, zwei, fünf und sieben Jahre) am Gleis 11 auf die S6 Richtung Köln gewartet. Gegenüber an Gleis 13 fuhr die S28 Richtung Mettmann ein. Nach Schneebergers Beobachtung stieg der Täter aus und lief zunächst mit einer Axt am Bahnsteig auf und ab.

Er beschreibt den Mann als zwischen 30 und 40 Jahre alt, im Aussehen an einen Drogensüchtigen erinnernd. Die Menschen seien schreiend weggerannt, Taschen seien umhergeflogen. Die Züge hätten dauerhaft gehupt — "um den Täter zu irritieren". Der Täter sei dann offenbar von Gleis 13 auf Gleis 10 herübergelaufen. "Das habe ich aus der Bewegung der schreienden Menschen geschlossen", so Schneeberger. Er habe seine Freundin und seine Kinder in den Aufzug gedrängt, an dem sie standen. "Ich habe mich vor die Kinder gestellt, damit sie den Mann nicht sehen." Sie seien dann mit dem Aufzug runter gefahren und hätten den Bahnhof verlassen.

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