Düsseldorf An der Kaiserswerther Straße sorgt Denkmalschutz für Lärm

Düsseldorf · Der Denkmalschutz an der Kaiserswerther Straße sorgt für Unmut bei den Anwohnern. Denn asphaltieren darf die Stadt die Straße nicht, die Autos verursachen aber viel Krach auf dem Pflaster.

 Eva Hattann-Schneider und ihr Mann Hans Schneider sehnen sich nach mehr Ruhe an der Kaiserswerther Straße.

Eva Hattann-Schneider und ihr Mann Hans Schneider sehnen sich nach mehr Ruhe an der Kaiserswerther Straße.

Foto: anne orthen

Vor knapp zwei Jahren zogen Eva Hattann-Schneider und ihr Mann Hans Schneider aus Spanien wieder nach Deutschland, in eine - nicht ganz billige - Wohnung an der Kaiserswerther Straße. Aus der lichtdurchfluteten Finca sei Hattann-Schneider nur unter der Bedingung ausgezogen, in Düsseldorf eine ebenso schöne Wohnung mit Ausblick zu bekommen. Das Rentner-Ehepaar sagte daher sofort zu, als es die 100 Quadratmeter große Wohnung im siebten Stock gezeigt bekam. Nur das Rauschen und Poltern der Autos auf dem Granitpflaster störte die beiden, doch das sollte nach Angaben einer Maklerin mit dem geplanten Flüsterasphalt bald passé sein.

Vor kurzem erfuhren die beiden, dass der leise Straßenbelag an dieser Stelle nicht kommen wird - und sich auch schon ihre Nachbarn in den vergangenen Jahren an dem Denkmalschutz die Zähne ausgebissen haben.

"Ich kann nicht verstehen, dass eine Straße unter Denkmalschutz gestellt wird", sagt Hattann-Schneider. Die 77-Jährige erzählt von einer Nachbarin, die ergebnislos gegen den Schutz des Granitschuppenpflasters vor den Fenstern des Hauses an der Friedrich-Lau-Straße geklagt hat, nun aber keine Energie mehr hat, sich weiter mit der Stadt auseinanderzusetzen. "Wir können das aber nicht hinnehmen", sagt die Rentnerin. Zu keiner Tageszeit könne man den großen Balkon nutzen, den sich das Ehepaar Schneider für die schonen Sonnentage schmuck hergerichtet hat.

Als Schneiders sich vergangenes Jahr mit dem Bau- und dem Denkmalschutz auseinandersetzten, erfuhren sie, dass die Kaiserswerther Straße mit ihren muschelartig verlegten Granitpflastersteinen vom Reeser bis zum Freiligrathplatz seit April 2009 als historische Prachtstraße aus der Nazizeit geschützt ist und der von vielen geforderte Flüsterasphalt nicht kommen wird. "Wenn es um Geld geht: Die dringend notwendige Reparatur des Pflasters kann auch sehr teuer werden", mutmaßt Hattann-Schneider.

Besonders ärgerlich sei, dass der Übergang von normalem Asphalt auf das historische Pflaster am Reeser Platz demonstriere, wie leise es sein könnte, wenn auch auf dem Rest der Kaiserswerther Straße eine moderne Decke aufgetragen wäre. "Bis dahin ist das nur ein leichtes Rauschen, das hören Sie gar nicht", sagt die 77-Jährige. Auf der breiten Straße vor ihrem Balkon komme neben der huckeligen Fahrbahn noch ein weiterer Lärmfaktor hinzu: "Hier fahrt auch kaum jemand 50, meistens eher 60."

Aus der überhöhten Geschwindigkeit leiteten sie und ihr Mann eine Idee ab, wie dem lauten Pflaster zumindest in Teilen beizukommen ist, wenn schon nicht durch neuen Asphalt: "Man bräuchte nur die kleine 22-bis-6-Uhr-Platte unter dem Tempo-30-Schild abschrauben und hätte das Problem gelöst", sagt Schneider. Denn auf der Straße vor ihrem Haus gilt nachts schon jetzt eine Geschwindigkeitsbegrenzung, die sich das Ehepaar auch tagsüber wünscht. Wichtig sei, dass das Tempo auch kontrolliert werde, ob durch Stichproben oder stationäre Blitzer, ist den Rentnern egal.

"Ich wäge Denkmalschutz gegen Lebensqualität ab", sagt Schneider, der der Stadt eine falsche Gewichtung der Situation zuschreibt. Seine Frau habe den Tempo-30-Vorschlag auch schon bei der Bürgerbeteiligung zum Lärmaktionsplan II eingebracht. Das Ehepaar hofft nun, dass es erreichen, wozu vor Ihnen niemand in der Lage war: ein leiseres Wohnklima zu schaffen, und den Straßenlärm, dem sie und ihre Nachbarn Tag und Nacht ausgesetzt sind, zumindest einzugrenzen.

(bur)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort