An diese Fälle erinnert sich Kommissar Schneider noch heute

1977: Die Entführung von Hanns-Martin Schleyer

Jürgen Schneider stand als Kommissaranwärter in Köln ganz am Anfang seiner Karriere, als die Rote Armee-Fraktion (RAF) den Arbeitgeberpräsidenten entführte. Die Täter überfielen Schleyer am 5. September 1977 in seinem Auto, erschossen seinen Chauffeur und drei Leibwächter. Dann verschleppten sie Schleyer. Mit seiner Entführung wollte die RAF Gefangene freipressen.

Wie viele andere Polizisten überprüfte Jürgen Schneider wochenlang Hinweise auf Wohnungen, in denen Schleyer möglicherweise gefangengehalten wurde. "Wenn damals jemand sich über seinen Nachbarn ärgerte, weil der zu laut Musik hörte, rief er einfach bei der Polizei an und behauptete, da hätten Leute einen großen Pappkarton in die Wohnung geschleppt", erinnert sich Schneider. Gefunden wurde Schleyer nicht. Seine Leiche wurde am 19. Oktober in Frankreich gefunden

1995: Die Busgeiselnahme in Köln-Deutz

Als Leiter der Kriminalgruppe 1 in Köln war Jürgen Schneider der "Mann fürs Grobe": zuständig unter anderem für Morddelikte, Entführungen, Drogenermittlungen. Am Morgen des 28. Juli nimmt ein schwer bewaffneter Mann einen Reisebus voller Touristen am Messegelände in Deutz Geisel. "Der Täter hat auf alles geschossen, was sich bewegt hat", erinnert sich Schneider.

Mehrere Menschen werden getötet. Berühmt wird ein Bild von einem kleinen Jungen, der durch die zertrümmerte Heckscheibe des Busses in Sicherheit springt und fliehen kann. Als Besonders dramatisch ist Jürgen Schneider in Erinnerung geblieben, dass der Täter etwas trug, das wie ein Sprengstoffgürtel aussah. "Wir mussten erst mal klären, ob der echt war." Später stellt sich heraus: Es war eine Attrappe. Nach mehreren Stunden stürmt das SEK den Bus und erschießt den Täter.

1999: Die Geiselnahme in der Landeszentralbank in Aachen

Auch dieser Fall ist spektakulär: Am 20. Dezember überfällt der Täter die Zentrale eines Geldtransporterunternehmens in Würselen und flieht mit drei Geiseln in einem Transporter - in den Bunker der Landeszentralbank. Dort lässt er sich eine Million Mark aushändigen - inzwischen hat die Polizei aber die Ausfahrt dicht gemacht.

Stundenlang dauern die Verhandlungen, immer wieder droht der Geiselnehmer mit Gewalttaten. "Der Täter war unfassbar kaltblütig. Er hat beispielsweise eine scharfe Handgranate, die herunterfiel, einfach mit einem Fußtritt unter ein Auto befördert", sagt Schneider. Er war damals Teil des Polizeipräsidiums Köln, das den Einsatz leitete. Am Ende wurde auch dieser Täter erschossen, als er schließlich die Bank verlässt.

2009: Der Amoklauf von Schwalmtal

Als "Direktionsleiter K" griff Jürgen Schneider immer dann ein, wenn größere Lagen anstanden. Ein dramatischer Fall ereignete sich am 18. August in Schwalmtal am Niederrhein, wo ein 72-Jähriger bei einer Hausbesichtigung zwei Rechtsanwälte und einen Immobiliengutachter erschoss. Ein zweiter Gutachter konnte schwer verletzt fliehen. Der Mann hielt die Polizei stundenlang in Atem, weil er sich im Haus verschanzte. "Die Frage war: Gehen wir rein? Oder bringen wir dadurch noch mehr Menschen in Gefahr?", so Schneider.

Am Ende gab der Täter auf und ließ sich festnehmen. Im Haus hatte früher seine Tochter gewohnt. Es sollte zwangsversteigert werden. Wie sich im Prozess zeigte, verlor der Rentner die Nerven, weil ihn der Scheidungsstreit seiner Tochter so aufregte. Er wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt und in eine Psychiatrie eingewiesen.

2014: Der Amoklauf am Höherweg

Die Düsseldorfer Automeile war Anfang März 2014 Ausgangspunkt eines wüsten Amoklaufs: In einer Anwaltskanzlei am Höherweg versuchte der Täter zunächst, eine Anwältin zu erschießen. Wegen einer Ladehemmung tötete er sie und einen Kolegen dann mit einem Messer. Anschließend legte er Feuer in der Kanzlei. Dann fuhr er weiter nach Erkrath und erschoss dort eine Anwaltsgehilfin. Ein Rechtsanwalt im Rollstuhl schoss er an, bevor er auch dort Feuer legte. "Problematisch war für uns, dass wir viele nur bedingt verwertbare Zeugenaussagen bekamen", erzählt Jürgen Schneider. "Eine Frau sagte am Telefon, dass sie den Täter an einem Sportplatz in Mettmann sehen könnte - dabei war er zu dieser Zeit ganz woanders." Dass viele Aussagen während einer Großlage sich als fehlerhaft erwiesen, sei normal. "Die Menschen stehen dann unter dem Eindruck eines Traumas."

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