Düsseldorf Anwaltskammer-Chefin darf bleiben

Düsseldorf · 56-Jährige war fristlos entlassen worden. Das Gericht hob die Kündigung auf.

Aufgehoben hat das Arbeitsgericht gestern die fristlose Kündigung der langjährigen Hauptgeschäftsführerin der Düsseldorfer Rechtsanwaltskammer. Die 56-Jährige war Ende 2015 unter anderem entlassen worden, weil sie ein Gutachten von einer Angestellten der Kammer abtippen ließ. Auch ein Betrag von zehn Euro, den sie aus einer Bürokasse entnommen habe, hätte laut Urteil nur zur Abmahnung, aber nicht zur fristlosen Kündigung führen dürfen. Die Frau muss weiter beschäftigt werden.

"Sie war personell ein Volltreffer aufgrund ihrer Fähigkeiten", lobte der Anwaltskammer-Präsident die gefeuerte Hauptgeschäftsführerin gestern. Trotzdem hielt die Kammer die auch als Wissenschaftlerin renommierte Frau Ende 2015 nicht mehr für tragbar. Gemunkelt wurde damals von finanziellen Unregelmäßigkeiten unter ihrer Regie, doch eine Rechnungsprüfung kam zu einem anderen Ergebnis: Es sei ein ordnungsgemäßer und vollständiger Jahresabschluss vorgelegt worden, so die Prüfer. Nur zehn Euro, die die 56-Jährige aus einer Bürokasse entnommen habe, tauchten in der Kündigungsbegründung jetzt noch auf. Zudem wurde ihr angelastet, für ein Gutachten eine Fachangestellte über zwei Büro-Tage hinweg eingespannt zu haben.

Doch hier drehte die 56-Jährige den Spieß um. Erst auf Drängen des Kammerpräsidenten habe sie jenen Auftrag angenommen: "Ich fühlte mich dazu genötigt." Auch habe er genehmigt, die Fachangestellte während der Arbeitszeit als Schreibhilfe zu nutzen. Das sei ihr 2003 beim Einstellungsgespräch auch so zugesagt worden. Das bestritt der aktuelle Chef gestern: "Die Bürokräfte werden von Pflichtbeiträgen der Mitglieder bezahlt. Darüber kann ich und werde ich doch nicht verfügen." Wer in diesem Punkt die Wahrheit sagte, blieb offen. Die Richter hielten die Vorwürfe insgesamt aber nicht für massiv genug, um die Frau nach mehr als zwölf tadellosen Jahren fristlos zu entlassen. Sie befanden ihre Kündigung für nicht rechtens.

(wuk)
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