Beschwerden über Kneipenlärm Anwohner klagen über zu laute Musik in Düsseldorfs Altstadt

Düsseldorf · Nachbarn der Hausbrauereien und Kneipen in Düsseldorfs Altstadt rufen immer öfter die Ordnungshüter, weil es ihnen zu laut ist. Die Stadt hat Terrassenbeschallung inzwischen untersagt, erklärt aber auch: "Die Altstadt wird kein Kurort."

 Am Füchschen steht man auf der Ratinger Straße, aber Musik kann man hier nicht mehr hören.

Am Füchschen steht man auf der Ratinger Straße, aber Musik kann man hier nicht mehr hören.

Foto: Andreas Endermann

Zweimal hat es die Hausbrauerei Im Füchschen in diesem Sommer probiert. Es gab die neue Reihe "Mittwoch mit Musik", man konnte beim Bierchen auf der Ratinger Straße ein wenig im Takt mitwippen. Dann gab es im sozialen Netzwerk Facebook die dürre Mitteilung: "Unsere Idee ,Mittwoch mit Musik' ist zwar bei vielen gut angekommen, aber mit Rücksicht auf die Nachbarschaft müssen wir die Terrassenbeschallung leider wieder einstellen. Einen Versuch war es jedenfalls wert."

Das Problem kennt auch Uerige-Baas Michael Schnitzler. Türen zu, wenn drinnen Musik ist, und Vorsicht selbst bei offiziellen Anlässen. Auch wenn sich die Stadtspitze freut, wenn viele bei der Jazz Rally mitmachen und Bands verpflichten oder Top-Events wie die Tour de France unterstützen. "Als wir bei der Tour zum Abschluss die Rheinpiraten hier hatten, rückte der Ordnungsdienst an." Wenn es Beschwerden gibt, muss der OSD nachschauen. "Wir versuchen, das alles mit Augenmaß und den Vorschriften entsprechen zu handhaben", sagt Schnitzler. Er bittet um Verständnis: "Wer neben die Kirche zieht, hört die Glocken läuten, und am Wald zwitschern die Vögel." Und in der Altstadt sei eben ab und an was los.

Füchschen-Baas Peter König hat sogar schon versucht, einem besonders empfindlichen Nachbarn ein anderes Leben zu ermöglichen. "Ich hätte ihm den Umzug bezahlt, aber er möchte lieber hierbleiben und es ruhig haben."

"Wer da hinzieht, sollte wissen, dass die Ratinger Straße eine Feiermeile ist", sagt Ordnungsamtschef Michael Zimmermann. "Da machen wir auch keine Ruhezone draus." Ruhiger sei es in der Altstadt ohnehin schon geworden, seit die Duldung für die Terrassenbeschallung vor rund zweieinhalb Jahren aufgehoben wurde. "Es ist in Ordnung, wenn man im Vorbeigehen hört, welche Musik in einem Lokal läuft", fasst er die seinerzeit getroffene Regelung zusammen. "Dass die Gastronomen den Wettbewerb über die Terrassenlautstärke austragen, haben wir dadurch unterbunden."

Lautsprecher in geöffneten Fenstern sind seither ebenso untersagt wie TV-Musik, nur bei Fußballübertragungen hat auch das Ordnungsamt nichts gegen Fernsehton auf der Terrasse. "Das funktioniert gut", sagt Zimmermann. Da liegt nicht nur an der Einsicht der Wirte, sondern auch an den Kontrollen des OSD, der auch nicht mehr wie früher Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten ausstellt. "Wir drohen bei wiederholten Verstößen Zwangsgelder nicht unter 1000 Euro an — das überzeugt." Tatsächlich seien die Beschwerden über Kneipenlärm seither weniger geworden. Dass sich das durch die neuen Nachbarn im Andreasquartier ändert, glaubt er nicht. "Natürlich haben die Leute dort auch einen Anspruch auf Ruhe. Aber nur, weil sie dort viel Geld bezahlt haben, wird aus der Altstadt kein Kurort."

Das unterschreibt auch Uwe Schmitz, der Chef der Frankonia Eurobau AG, die das Andreasquartier für 400 Millionen Euro errichtet hat. Die vielen Befürchtungen der letzten Monate, die Bewohner der knapp 270 Wohnungen könnten die Kultur der Ratinger Straße kaputtmachen, wischt er beiseite. "Diese ewigen Nörgler. Es geht mir auf den Geist", schimpft der Investor. Allerdings: Die meisten Wohnungen werden erst in den nächsten Wochen bezogen. Der Block gleich an der Ratinger Straße ist jedoch bereits seit Februar/März bewohnt, dort gibt es rund 60 Wohnungen. Beschwerden von dort: null. Die Dreifachverglasung dürfte ihren Anteil daran haben. Peter König bestätigt: "Von diesen Leuten haben wir noch nichts gehört."

(RP)
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