Düsseldorf AOK-Studie: Kliniken weisen Kritik zurück

Düsseldorf · Die Krankenkasse hat vier Düsseldorfer Krankenhäusern eine schlechte Qualität bei Operationen bescheinigt. Die Uniklinik, das Evangelische Krankenhaus und das St.-Vinzenz-Krankenhaus sind allerdings der Meinung, dass die Studie Mängel aufweist.

So gut sind die Kliniken im Rheinland
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Foto: Gerhard Berger

Drei der vier Düsseldorfer Krankenhäuser, die beim Krankenhaus-Report der AOK Rheinland/Hamburg schlechte Bewertungen für die Behandlungsqualität erhalten hatten, äußern Zweifel an der Qualität der Studie. "Wir schließen uns der Bewertung der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen an, die wiederholt darauf hingewiesen hat, dass der AOK-Krankenhausnavigator fachliche Defizite aufweist, wissenschaftliche Standards nicht berücksichtigt und aufgrund einer intransparenten Datenlage und Bewertungsmethodik als Qualitätsmaßstab zur Patienteninformation nicht geeignet ist", sagte die Sprecherin des Evangelischen Krankenhauses (EVK), Mareike Dietzfelbinger, auf RP-Anfrage. Eine Meinung, die auch vom St.-Vinzenz-Krankenhaus geteilt wird.

Beim Krankenhaus-Report der AOK Rheinland/Hamburg war die Behandlungsqualität an vier Düsseldorfer Krankenhäusern als unterdurchschnittlich bewertet worden. So schnitten das EVK, die Uniklinik und die Sana-Kliniken in Benrath bei Herzkatheter-Eingriffen an Patienten schlecht ab, die Benrather Klinik auch beim Hüftgelenkersatz, das EVK und das St.-Vizenz-Krankenhaus auch bei Kniegelenkimplantationen.

Die Krankenkasse hatte die Daten ihrer Versicherten daraufhin untersucht, ob während und nach einer Operation im Zeitraum von 2010 bis 2012 Komplikationen auftraten, etwa Folgeeingriffe notwendig waren oder Bluttransfusionen verabreicht werden mussten. Auch die Sterblichkeitsrate wurde berücksichtigt. Anschließend wurde analysiert, wie viele Komplikationen in den Kliniken bei den sechs überprüften OP-Disziplinen zu erwarten waren und ob die tatsächliche Anzahl der Vorfälle über oder unter dem ermittelten Wert lag. Eingeteilt wurden alle 141 überprüften Kliniken dann in überdurchschnittliche, durchschnittliche und unterdurchschnittliche Kliniken. Mit der Studie will der Krankenversicherer mehr Transparenz über die Behandlungsqualität an Kliniken schaffen und Betroffenen bei der Suche nach einer geeigneten Klinik helfen.

Kritik an dem Bericht gibt es aber auch von der Uniklinik. So werde "anders als in anderen untersuchten Leistungsbereichen bei den ,therapeutischen Herzkathetereingriffen' nicht zwischen geplanten und ungeplanten Eingriffen unterschieden", teilte Sprecherin Susanne Dopheide mit.

Es sei nicht korrekt, "dass weitere Eingriffe in der Verlaufsbeobachtung generell als Komplikation bewertet werden." Denn in vielen Fällen handele es sich "um ein geplantes, schrittweises Vorgehen bei schwerkranken Patienten, um für den Patienten "die Belastung durch notwendige Maßnahmen so gering wie möglich" zu halten.

"Dieses Vorgehen, sogar wenn nötig inklusive einer Bypass-OP, ist besser und schonender für den Patienten", meint die Sprecherin. Sinnvoll wäre es zudem, wenn die Krankenhäuser die von der Krankenkasse ausgewerteten Fälle selber analysieren könnten: "Aus Datenschutzgründen können uns die Daten, so die AOK, nicht zur Verfügung gestellt werden. Für dieses Problem sollte eine Lösung geschaffen werden."

"Krankenhaus-Bewertungen sind an sich schwierig", meint Martin Schicht, Sprecher des St.-Vinzenz-Krankenhaus: So schnitt die Klinik im AOK-Ranking schlecht ab, in das Focus-Ranking der besten Kliniken des Landes schaffte es die Orthopädie aber dennoch. "Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte", sagte der Sprecher, und die liege in Deutschland "auf einem sehr hohen Niveau." Außerdem, so Schicht, sollten die Daten von einem unabhängigen Institut ausgewertet werden.

An der Sana-Klinik in Benrath will man nach den schlechten Noten handeln. "Wir müssen uns den negativen Bewertungen stellen und Konsequenzen ziehen", sagte der Ärztliche Direktor, Wolf-Dieter Schoppe. Wichtig sei es, die Ursachen festzustellen. Dafür werde man sich nun etwa die Klinik-Akten ansehen und Mitarbeiter-Gespräche führen.

(RP)
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