Düsseldorf Apps stellen den Taximarkt auf den Kopf

Düsseldorf · Die Taxi-Zentrale sieht Handy-Apps wie mytaxi als existenzielle Bedrohung. Jetzt soll die eigene App der Taxigenossenschaft namens "Taxi Deutschland" beworben werden.

 Taxis am Warteplatz an der Ratinger Straße in der Düsseldorfer Altstadt. Immer mehr Kunden bestellen heute die Taxen per App.

Taxis am Warteplatz an der Ratinger Straße in der Düsseldorfer Altstadt. Immer mehr Kunden bestellen heute die Taxen per App.

Foto: Andreas Endermann

Apps, diese kleinen praktischen Computerprogramme auf dem Smartphone, revolutionieren das Verbraucherverhalten. Gleichzeitig stellen sie aber auch bewährte Einrichtungen infrage. Besonders der Taximarkt bekommt diesen Wandel zu spüren - auch nachdem der umstrittene private Mitfahrdienst Uber vom deutschen Markt nach vielen Rechtsstreitigkeiten wieder verschwunden ist.

Am Düsseldorfer Markt sind derzeit verschiedene Taxi-Apps verfügbar. Neben etwa Taxi.eu oder "Taxi Deutschland" gibt es den Marktführer namens mytaxi. An dem Unternehmen sind mit der Deutschen Telekom und Daimler gleich zwei große Dax-Konzerne beteiligt. Für den Taxi-Kunden sind die Services der verschiedenen Anbieter relativ ähnlich. Auf dem Handy können Kunden in der Regel verfolgen, wo das bestellte Fahrzeug gerade ist. Die Programme sind für den Fahrgast gratis. Auch die Bestellung der Taxen verursacht keine Gebühren.

Aus Sicht der Taxiunternehmer und insbesondere der Taxi-Zentrale sieht das aber ganz anders aus. Denn für die Vermittlung des Fahrgastes stellt der Anbieter von mytaxi dem Taxiunternehmer mindestens sieben Prozent des Umsatzes der vermittelten Fahrt in Rechnung. Dennis Klusmeier, dem Chef der Düsseldorfer Taxi-Innung, ist mytaxi noch aus anderen Gründen ein Dorn im Auge. "mytaxi erhebt von den Taxi-Unternehmern unterschiedlich hohe Gebühren. Daher ist der Wettbewerb verzerrt", sagt Klusmeier. Denn mytaxi vermittele nicht einfach nur stets das nächstgelegene Fahrzeug. "Wenn ein Taxi bei der Bestellung zwar 1000 statt 500 Meter vom Kunden entfernt ist, kann es sein, dass dennoch das weiter entfernte Fahrzeug kommt, weil dessen Betreiber etwa acht statt sieben Prozent des Fahrpreises an mytaxi entrichtet", sagt Klusmeier.

Daraus macht mytaxi offensichtlich auch kein Geheimnis. In einem offenen Brief an seine Partnerunternehmen beschrieb mytaxi Anfang 2014 die damals neuen Vergaberegeln. Danach gebe es vier Kriterien für die Vergabe des Auftrags: "1.) Nähe zum Kunden, 2.) Höhe der eingestellten Fairmittlungsgebühr, 3.) Qualität des Taxis und Fahrers (Bewertungen, Abbruchquote, etc.) 4.) Außenwerbung". Das zuerst angefragte Taxi habe dann fünf Sekunden Zeit, die Anfrage anzunehmen. Danach erhalte das nächste Taxi die Anfrage und danach das nächste und so weiter.

Klusmeier sieht durch mytaxi und Co. das Geschäftsmodell der Taxi-Zentrale in Gefahr. Außerdem entstünden Nachteile für Kunden, weil etwa verloren gegangene Handtaschen oder Handys nicht per mytaxi wieder gefunden werden könnten. Auch besondere Dienste für Senioren oder behinderte Fahrgäste könne diese App nicht leisten. Daher soll eine andere, eigene App ab Beginn kommenden Jahres stärker beworben werden. "Taxi Deutschland" ist nämlich die App eines Zusammenschlusses der deutschen Taxi-Zentralen und -Genossenschaften verschiedener Großstädte. Für die Mitglieder der Taxi-Innung fallen bei der App von "Taxi Deutschland" ebenso wie für den Kunden keine Gebühren an. Laut Klusmeier sind sie mit den Mitgliedsbeiträgen gedeckt.

In der Taxi-Zentrale arbeiten heute 35 Mitarbeiter in einem Schichtsystem 24 Stunden am Tag und 365 Tage pro Jahr. Bislang spürt man dort noch keinen deutlichen Rückgang der telefonischen Taxi-Buchungen. Dennoch setzt man auf die eigene App.

(tb.)
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