Interview "Arcaden binden Kaufkraft in Bilk"

Düsseldorf · Ulrich Wölfer ist Geschäftsführer der mfi Construction Services GmbH und damit auch verantwortlich für die Realisierung des Einkaufszentrums Düsseldorf Arkaden in Bilk. Das sieht er auf einem guten Weg. Sämtliche negativen Prognosen seien nicht eingetroffen, sagt Wölfer.

 Ulrich Wölfer, Geschäftsführer von mfi: „Wir würden den Vorplatz der Arcaden gern für Events, Bürgerfeste oder auch Verkaufsveranstaltungen nutzen. Aber das Baurecht schränkt uns enorm ein.“

Ulrich Wölfer, Geschäftsführer von mfi: „Wir würden den Vorplatz der Arcaden gern für Events, Bürgerfeste oder auch Verkaufsveranstaltungen nutzen. Aber das Baurecht schränkt uns enorm ein.“

Foto: Endermann, Andreas

Wie sehen Sie die Lage der Düsseldorf Arkaden, drei Jahre nach der Eröffnung?

Wölfer Die Situation ist gut bis sehr gut. Wie erwartet, hat sich der Umsatz zwei bis zweieinhalb Jahre nach der Eröffnung in zweistelligen Zuwachsraten entwickelt.

Wo liegt er derzeit?

Wölfer Das Center setzt derzeit im Jahr über 100 Millionen Euro um.

Wie sehen Sie die nächste Zukunft?

Wölfer Die Arcaden werden enorm profitieren von der Fertigstellung der Wehrhahnlinie. Derzeit haben wir dort ja noch die Baustellensituation mit einer teilweise sehr unübersichtlichen Verkehrslage und -führung. Auch die Zufahrt zu unserem Parkhaus wird dadurch beeinträchtigt. Wenn das vorbei ist, werden wir das spüren. Nicht zuletzt, weil die U-Bahn direkt vor unserer Tür hochkommt, es also sehr leicht und schnell möglich ist, quer durch die Stadt zu uns zu kommen.

Woher kommen eigentlich Ihre Kunden?

Wölfer Der Anteil der Kunden aus der unmittelbaren Umgebung ist sehr hoch. Im Grunde sind wir vor allem ein Stadtteilzentrum — viele Kunden sind aus Bilk, Friedrichstadt und anderen benachbarten Stadtteilen.

Wie wirkt sich das auf die anderen Einzelhändler aus — zum Beispiel auf der Friedrichstraße?

Wölfer Den Prognosen zum Trotz haben doch alle von dem Zentrum profitiert, denn wir locken Menschen an, sorgen für Verkehr — und damit für die Aufwertung des gesamten Umfelds. Das haben wir genau so auch in anderen Städten erlebt. Tatsache ist: Das Einkaufszentrum bindet Kaufkraft in Bilk und damit in Düsseldorf. Das wirkt sich auch in der weiteren Entfernung aus. Ein Beispiel sind die Geschäftsräume von Data Becker an der Merowinger Straße - die standen lange leer, und jetzt sind sie wieder vermietet. Außerdem fällt auf, dass viele der Häuser in den letzten Jahren renoviert, ihre Fassaden verbessert worden sind. Auch das Schwimmbad wird gut angenommen. Und die Bibliothek ist eine der am besten Genutzten in der ganzen Stadt.

Es gab einige Wechsel im Center.

Wölfer Das stimmt, aber das ist ganz normal, vor allem am Anfang. Manche Konzepte funktionieren nicht, wie es sich dann in der Praxis zeigt. Aber wir haben jetzt dort die Post und Deichmann, das kommt gut an.

Haben Sie Probleme damit, neue Mieter zu finden?

Wölfer Nein. Zwei vorübergehend leerstehende Flächen sind bereits wieder vermietet. Wölfer Das Center lebt vom Wettbewerb. Wer uns besucht, der ist sicher, dass er in einem der Geschäfte das findet, was er sucht. Daher haben wir etwa auch mehrere Schuhgeschäfte. Für die Kunden ist das wichtig: Zu wissen, dass er Alternativen hat, falls er bei einem Händler nicht das findet, was er sucht. Wir sehen das unter dem Grundsatz Konkurrenz belebt das Geschäft. Leider haben wir aufgrund des sehr restriktiv vereinbarten Sortimentmixes die Verkaufsfläche um 2000 Quadratmeter unterschreiten müssen. Stünden uns diese heute zur Verfügung, zum Beispiel im Bereich der gehobenen Herrenausstattung, würden vor allem die Geschäfte im Center davon profitieren.

Spüren Sie eigentlich den Sog des Rheinpark-Centers in Neuss?

Wölfer Nein, überhaupt nicht. Wie gesagt — ein großer Teil Kunden kommt aus der näheren Umgebung. Und für die gibt es offenbar keinen Grund, nach Neuss zu fahren. Die Menschen fahren eben nicht über die Brücke zum Einkaufen.

Könnte man den riesigen Vorplatz der Arkaden nicht intensiver nutzen?

Wölfer Das würden wir ja gern, für Events, Bürgerfeste oder auch Verkaufsveranstaltungen. Aber das Baurecht schränkt uns enorm ein. Wenn dort beim Weihnachtsmarkt eine Würstchenbude steht, geht das in Ordnung, verkauft aber einer irische Wollpullover, dann zählt das zur Verkaufsfläche der Arcaden und die ist ja bekanntlich eng begrenzt. Da würden wir uns schon über etwas lockerere Nutzungsmöglichkeit freuen. Überhaupt fänden wir es schön, mehr Normalität im Umgang mit uns zu erleben. Immerhin haben wir seinerzeit 200 Millionen Euro hier investiert, 800 bis 1000 Menschen arbeiten hier, aber wirklich willkommen waren wir hier nicht.

Es hat auch Kritik vonseiten der Politik gegeben, mfi halte sich nicht an das Versprechen, zu einem bestimmten Termin Wohnungen zu bauen.

Wölfer Die Darstellung ist so nicht richtig. Wir konnten bis März 2010 gar nicht bauen, weil es für Wohnungsbau kein Baurecht gab. Die Rechtslage ließ bauen gar nicht zu. Das hat die Politik in Teilen selbst verschuldet. Und die Zahl der Wohnungen ist so wie dargestellt nie fest vereinbart worden. Aber jetzt wird ja gebaut: Wir haben das Projekt an den niederländischen Bouwfonds weitergegeben, und der wird nun die Wohnungen errichten.

Warum haben Sie das abgegeben?

Wölfer Weil das nicht unser Kerngeschäft ist, das kann Bouwfonds besser als wir.

Wie schätzen Sie die Situation beim Wohnungsbau in Düsseldorf ein? Die Stadt braucht ja dringend weiteren Wohnraum.

Wölfer Ich glaube, dass die Politik in Düsseldorf flexibler sein könnte bei der Unterstützung von Wohnraumbau.

Wie ist Ihr Urteil über die Einkaufsstadt Düsseldorf?

Wölfer Als Einzelhandelsstandort ist Düsseldorf natürlich topp. Nehmen wir doch mal allein das Beispiel Schadowstraße, die ohnehin eine hohe Frequenz hat. Wenn die Baustellen verschwunden sind, wird die Straße sich sehr positiv weiter entwickeln. Warum sonst haben einige große Firmen sich dort Adressen gesichert oder investieren viel Geld. Aber Düsseldorf muss dafür sorgen, dass nicht der Eindruck entsteht, Investoren würden hier nur zögerlich betreut.

Sie kennen die Stadt, und auch ihre Stadteile — wo sehen Sie noch Potenzial?

Wölfer Düsseldorf hätte ganz klar noch das Potenzial für ein weiteres Einkaufszentrum, die Kaufkraft dafür ist vorhanden. Aber es gibt klare Signale aus der Verwaltung, dass es so etwas hier nicht mehr geben wird. Andere Städte sehen das anders — vergleichbare Städte wie Köln oder München haben 10-15 Shopping Center, Berlin hat 50 oder 60 solcher Einkaufszentren.

(jul)
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