Dort hat sie ihren Ex-Mann dann massiv belastet, ihn als aggressiven, argwöhnischen Mann beschrieben. Der Angeklagte, der zum Mordvorwurf schweigt, kommentierte die Worte der Ex-Frau nur mit abfälligen Grimmassen.

Nicht einmal hat die Zeugin am Montag das Wort Liebe benutzt. Mit 17 hatte sie den Angeklagten in Russland geheiratet, war ihm nach Aachen gefolgt, hatte mit 19 bei einem Russlandbesuch "unter Druck" der Scheidung zugestimmt — und sei ihm damit ausgeliefert gewesen. Denn er habe dann stets gedroht, auch hier die Scheidung offen zu legen — was die Abschiebung der Frau in die Heimat bedeutet hätte. Dabei habe ihr Mann nur mit einem erschwindelten Diplom aus Russland hier ein Studium absolviert.

Doch während die Frau nach eigenem Architekturstudium Arbeit fand, habe er sich vergebens als Vermittler der Öl-Branche versucht, als Projektleiter oder mit einer Model-Agentur. Sein Hang zur Gewalt und sein Misstrauen, dass sie andere Männer kennenlernen könnte, hätten ihr und der 2005 geborenen Tochter den Alltag zur Hölle gemacht. "Ich konnte unter dem Druck nicht mehr leben", sagte sie, berichtete von "Anforderungen und Bedingungen, die ich einzuhalten hatte", beschrieb ein Ehe-Klima aus Angst, Dauerkontrolle, Bedrohung.

Als sich bei ihr 2011 eine Beziehung mit Bürokollege H. anbahnte, floh sie samt Tochter aus der Ehewohnung ins Frauenhaus, erwirkte gegen ihren Ex-Mann wegen Prügelattacken eine Kontaktsperre — und zog zuletzt bei Torsten H. ein. Prompt habe ihr Ex-Mann gedroht, "dass jeder Mann in unserer Nähe ausgelöscht wird". Der Angeklagte habe erklärt: "Es wird Tote geben, aber dann ist meine Seele beruhigt!" Laut Anklage hat er genau das im März 2012 umgesetzt, hat dem neuen Partner der Ex-Frau in dessen Hausflur aufgelauert, ihn mit vielen wuchtigen Schlägen getötet. Morgen geht der Indizienprozess weiter.