Düsseldorf Arme Brüder atmen vorerst auf

Düsseldorf · Das Landgericht wies die Fünf-Millionen-Forderung eines Finanzdienstleisters ab. Ärger droht dem Sozialwerk des Ordens nun aber erneut vom Ex-Partner Fiftyfifty. Die Geschichte eines Konflikts.

 Dirk Buttler ist Vorsitzender der Ordensgemeinschaft.

Dirk Buttler ist Vorsitzender der Ordensgemeinschaft.

Foto: A. Bretz

Was hat Fiftyfifty mit dem Orden der Armen Brüder des Heiligen Franziskus zu tun? Bruder Matthäus von der Ordensgemeinschaft und Hubert Ostendorf haben Mitte der 1990er gemeinsam das Obdachlosenmagazin Fiftyfifty entwickelt und in der Folge viele Hilfsprojekte initiiert. Fiftyfifty sammelte Spenden in Millionenhöhe, mit denen das Sozialwerk des Ordens sieben Häuser für die Wohnungslosenhilfe finanzierte. Bis zum Zerwürfnis 2014 galten beide Organisationen als untrennbar verbunden. Bruder Matthäus und Ostendorf wurden 2007 mit dem Düsseldorfer Friedenspreis geehrt.

Wie kam es zu dem Zerwürfnis? Anfang Februar 2014 wurde bekannt, dass die Armen Brüder bei einem Anlagegeschäft 7,2 Millionen Euro verloren hatten. Fiftyfifty sah durch den Skandal seine Reputation gefährdet, warf dem Orden Spekulation mit Spendengeldern vor und kündigte die Zusammenarbeit auf.

 Hubert Ostendorf ist Geschäftsführer bei Fiftyfifty.

Hubert Ostendorf ist Geschäftsführer bei Fiftyfifty.

Foto: A. Endermann

Wer war schuld an dem Verlust? Das ist juristisch noch nicht geklärt. Die Inhaber der Infinus AG, bei denen der Orden sein Geld angelegt hatte, stehen in Dresden vor Gericht. Sie sollen ihre Kunden per Schneeballsystem um rund eine Milliarde Euro betrogen haben. Ein Ende des Strafprozesses ist nicht in Sicht. Die Ordensgemeinschaft entließ ihren Geschäftsführer und setzte einen neuen Vorstandsvorsitzenden ein. Der Berater, der das Anlagegeschäft vermittelt hatte, nahm sich das Leben, bevor über eine Schadenersatzklage des Ordens verhandelt werden konnte.

Welche Folgen hatte der Skandal? Fiftyfifty beklagte unmittelbar nach dem Skandal einen Spendeneinbruch. Die Organisation arbeitet inzwischen mit anderen Trägern zusammen, hat aber auch eigene Wohnprojekte geschaffen. Das Sozialwerk der Armen Brüder setzt seine Wohnungslosenhilfe unter anderem in den Häusern fort, die mit Hilfe von Fiftyfifty finanziert wurden.

Worum geht es im neuen Streit zwischen Fiftyfifty und dem Orden? Das Sozialwerk hat kürzlich eines der sieben Wohnhäuser verkauft. Fiftyfifty bezweifelt, dass der Käufer die Mietverträge der ehemals Wohnungslosen unverändert lässt. Die Organisation droht mit Klage und beruft sich auf Auflagen im Schenkungsvertrag, mit denen die Spendengelder einst an den Orden weitergegeben wurden. Der Vorstand der Armen Brüder dagegen sagt, einen solchen Vertrag gebe es nicht.

Ist die Finanzmisere des Ordens jetzt erledigt? Noch nicht ganz. Zwar ist gestern eine Nachforderung des Insolvenzverwalters der Muttergesellschaft von Infinus, Future Business, kurz FuBu) vom Landgericht abgewiesen worden. Aber dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig, eine Berufung ist möglich. Die FuBu hatte 2013 rund 5,5 Millionen Euro als nachrangiges Darlehen von den Armen Brüdern erhalten. Im Fall einer Insolvenz sollte es erst nach den Forderungen anderer Gläubiger bedient werden. Tatsächlich hatte FuBu das Geld bereits Ende 2013 samt Zinsen zurückgezahlt. Nach Ansicht des Insolvenzverwalters hätte das nicht passieren dürfen, weil das Unternehmen bereits 2012 insolvenzreif gewesen sei. Das Gericht entschied nun, dass die Nachrangigkeitsvereinbarung nicht vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens greife.

Welche Rolle spielt das Verfahren im Streit um das Haus? Fiftyfifty befürchtet, dass der Orden weitere Immobilien verkauft, sollte er doch noch zur Rückzahlung der fünf Millionen verurteilt werden. Der Orden will den Verkaufserlös von rund 730.000 Euro wieder in die Obdachlosenhilfe investieren.

(RP)
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