Düsseldorf "Arme Brüder" verlassen Düsseldorf

Düsseldorf · Die 250 Mitarbeiter des Ordens-Sozialwerks werden von einer neuen Stiftung übernommen.

 Bruder Lukas Jünemann, Dirk Buttler und Peter Hinz wollen mit der Stiftung und als "franzfreunde" die Sozialarbeit der "Armen Brüder des Heiligen Franziskus" fortsetzen.

Bruder Lukas Jünemann, Dirk Buttler und Peter Hinz wollen mit der Stiftung und als "franzfreunde" die Sozialarbeit der "Armen Brüder des Heiligen Franziskus" fortsetzen.

Foto: sg

Die Zeit der Ordensgemeinschaft der "armen Brüder des Heiligen Franziskus in Düsseldorf ist abgelaufen", sagt Bruder Lukas Jünemann, Mitglied im Vorstand der Brudergemeinschaft. Vor allem Altersgründe spielten eine Rolle: die beiden letzten verbliebenen Mönche seien deutlich über 70 Jahre alt. Sie werden ab Februar im Aachener Mutterhaus des Ordens ihren Ruhestand verbringen. Gestern informierten Jünemann und der Chef des Ordens-Sozialwerks, Dirk Buttler, die rund 250 Mitarbeiter der verschiedenen sozialen Einrichtungen über den Abschied, der auch ein Neuanfang sein soll. Das Sozialwerk, bislang als Verein von den Ordensbrüdern betrieben, wird zu einer Stiftung, die sich nach dem Gründer der Ordensgemeinschaft "Franziskanische Stiftung Johannes Höver" nennen wird. Unter deren Dach werde eine gemeinnützige GmbH den laufenden Betrieb der Wohnungs- und der Seniorenhilfe fortführen, versicherte Buttler den Mitarbeitern und Vereinsmitgliedern. Letztere sollen in der Stiftung als Kuratorium fungieren.

Die Ordensgemeinschaft war vor drei Jahren in finanzielle Schieflage geraten. 7,2 Millionen Euro hatten die Armen Brüder bei der Dresdner Anlagefirma Infinus angelegt, in der Hoffnung auf hohe Rendite auf die Spendengelder. Der Finanzdienstleister meldete Insolvenz an, nachdem seine Geschäftsführer unter Betrugsverdacht geraten waren. Sie stehen derzeit vor Gericht. Mit einem unzulässigen Schneeballsystem sollen sie ihre Kunden um insgesamt eine Milliarde Euro betrogen haben. Der Insolvenzverwalter dagegen fordert Nachzahlungen - allein von den "Armen Brüdern" rund fünf Millionen Euro, die er in zweiter Instanz vor dem Landgericht einzuklagen versucht. In erster Instanz hatte das Sozialwerk gewonnen, und Dirk Buttler ist zuversichtlich, dass auch die zweite Entscheidung zugunsten des Sozialwerks fallen wird.

Vom Finanzskandal, der 2014 zum Zerwürfnis zwischen Sozialwerk und der Obdachlosenhilfsorganisation Fiftyfifty geführt hatte, habe man sich inzwischen erholt. "Wir sind finanziell stark, haben das vergangene Jahr mit einem Plus von 340.000 Euro abgeschlossen", sagte Buttler. "Wir bauen weiter Liquidität auf und unsere Angebote aus. " Geschäftsführer Peter Hinz findet deshalb schade, dass der Skandal dem Sozialwerk noch immer nachhänge: "Wir sind ein leistungsfähiger Dienstleister, dessen Projekte im In- und Ausland als vorbildlich gelten."

Der Marken-Relaunch sei aber nicht dazu gedacht, das Image aufzupolieren, sondern in erster Linie Folge des Ordens-Rückzugs. "Wir wollen uns nicht mit fremden Federn schmücken, schließlich sind die meisten, die für das Sozialwerk arbeiten, schon lange keine Brüder mehr", sagt Buttler. Der Ordensgemeinschaft bleibe man aber weiter verbunden, nicht nur durch den Namen der Stiftung, sondern auch dadurch, dass ein Sitz im Vorstand für die Gemeinschaft reserviert sei. In den ersten fünf Jahren soll Bruder Lukas Jünemann diese Rolle des "spirituellen Vorstandsmitglieds" ausfüllen.

Auch im Namen des künftigen Sozialwerks spiegelt sich die Nähe zu den "Armen Brüdern": Mit einer professionellen Agentur einigten sich die Macher auf "franzfreunde", was zum einen auf Franz von Assisi, zum anderen auf die Art des freundschaftlichen Helfens hinweisen soll. Die Umsetzung der Neuordnung soll 2018 erfolgen.

(RP)
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