Düsseldorf Auch Homosexuelle und Muslime als Könige

Düsseldorf · Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften hat neue Regeln beschlossen. Nach und nach diskutieren die örtlichen Vereine, ob und wie sie diese umsetzen sollen.

 Sie schrieben Düsseldorfer Schützengeschichte: Frank Russek (rechts) und Sebastian Wohlfromm wurden im Mai erstes schwules Regiments-Schützenkönigspaar von Düsseldorf.

Sie schrieben Düsseldorfer Schützengeschichte: Frank Russek (rechts) und Sebastian Wohlfromm wurden im Mai erstes schwules Regiments-Schützenkönigspaar von Düsseldorf.

Foto: RP-Foto; Andreas Endermann

Im März hat der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BDHS) eine neue Geschäftsordnung verabschiedet. Demnach können auch Nicht-Christen und Homosexuelle Schützen - und Schützenkönig - werden. Dabei sind die Regeln nicht bindend, jeder Verein kann selber entscheiden, wie weit er sich öffnen will. In Kaiserswerth etwa wurde das Thema nun bei der Herbstversammlung ausgiebig diskutiert.

"Mit großer Mehrheit wurde entschieden, die Möglichkeiten einer Mitgliedschaft und die Übernahme von Ämtern innerhalb der Bruderschaft dem heutigen gesellschaftlichen Zusammenleben anzupassen", erklärt die Kaiserswerther Bruderschaft. Konkret bedeutet das, dass auch aus den Kirchen ausgetretene männliche Getaufte oder Nichtchristen wie Muslime in Einzelfällen in die Bruderschaft aufgenommen werden. "Jeder Fall wird aber mit unseren Pfarrern geprüft, damit wir sehen, ob der Bewerber zu unseren Zielen steht, denn wir sind und bleiben eine christliche Bruderschaft", sagt Klaus Peters, 2. Vorsitzender der Kaiserswerther Schützen. Der Wahlspruch "Für Glaube, Sitte, Heimat" habe Bestand.

Die Kaiserswerther Bruderschaft hat die neuen Regelungen ganz bewusst öffentlich gemacht. "Wenn wir so etwas beschließen, sollten wir auch dazu stehen", sagt Peters. Künftig kann in Kaiserswerth auch ein schwuler Schützenkönig seinen Lebenspartner als Begleitung wählen.

Damit wird offiziell gemacht, was schon in anderen Düsseldorfern Vereine praktiziert wird. Schon vor zwei Jahren hat beispielsweise der schwule Schützenkönig der Kompanie Friedrichstädter Reserve, Udo Figge, zusammen mit seinem Ehemann den Thron bestiegen. Eine Alibi-Frau für das Königsamt zu nehmen, hatte Figge abgelehnt. Das hatte damals noch zu Kritik des BHDS geführt. Als vergangenen Mai in Oberkassel das erste schwule Regimentskönigspaar von Düsseldorf gekrönt wurde, sorgte das schon nicht mehr für große Aufregung.

"Der BHDS hat nur Empfehlungen ausgesprochen und Möglichkeiten eröffnet. Die müssen aber nicht übernommen werden. Jeder Verein sollte schauen, was das Beste für ihn, den Stadtteil und die Tradition ist," sagt Britta Damm. Sie ist Vorsitzende der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützenvereine und vertritt somit 15.000 Düsseldorfer Schützen.

Sehr schnell hatten etwa die Schützen in Lohausen die Orientierungshilfen des BHDS übernommen und bereits im April darüber abgestimmt. "Vorher wurde in den einzelnen Kompanien teilweise sehr kontrovers diskutiert, ob wir auch Nicht-Christen als Mitglieder zulassen sollen", sagt Schützenchef Peter Keulertz. Keine Kontroverse habe es dagegen zum Thema Homosexualität und Schützenwesen gegeben. "Bei uns hat schon vorher die sexuelle Ausrichtung keine Rolle gespielt."

Das war in anderen Vereinen auch der Fall, die deshalb die neuen Regeln für längst überfällig hielten. Es gibt aber auch Traditionalisten wie die St. Sebastianus Schützenbruderschaft Hamm von 1458, die an ihren Satzungen nichts ändern will. "Wir haben das Thema diskutiert, aber es gab dazu keine Anträge, deshalb sehen wir keinen Anlass, unsere Satzung zu ändern", sagt der Vorsitzende Willi Andree.

(brab)
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