Düsseldorf Auf der Suche nach dem besten Stuckateur

Düsseldorf · Wer das Wort "Stuck" hört, denkt an schön verzierte Decken in Altbauwohnungen. Ein Stuckateur macht aber noch viel mehr als das. In Düsseldorf fand jetzt der jährliche Stuckateur-Contest für NRW statt.

 Stuckateur-Geselle Andreas Baumberg beim Bau eines Wandmodells, für das er nur sechs Stunden Zeit hat.

Stuckateur-Geselle Andreas Baumberg beim Bau eines Wandmodells, für das er nur sechs Stunden Zeit hat.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Andreas Baumgarten muss sich beeilen, er hat nur noch anderthalb Stunden Zeit. Die Unterkonstruktion hat er schon fertig, gerade verspachtelt er die Rigipsplatten. Die Spachtelmasse quillt in kleinen Würsten durch die Löcher der sogenannten "Eckprofile", die die Platten zusammenhalten. "Ich bin nicht gut in der Zeit", sagt Baumgarten. Anfangs hatte er Probleme, das Gerüst zum Stehen zu kriegen. "Die Platten müssen ja in sich selbst halten", erklärt er.

Die Aufgabe beim Stuckateur-Wettbewerb im Bildungszentrum des Baugewerbes e.V. Düsseldorf (BZB) ist es, in sechs Stunden ein Wandmodell aus Trockenbau anzufertigen und dabei besonders ordentlich und genau zu arbeiten. In einem zweiten, sogenannten "Speed-Modul", geht es darum, in knapper Zeit Strukturputz mit Putzfasche aufzutragen. Eine Putzfasche ist unter anderem an Fenstern zu sehen: ein abgesetzter, aus Putz gestalteter Streifen.

Wer beim Wettbewerb gute Arbeit leistet, hat Chancen, einen begehrten Platz im Nationalteam der Stuckateure zu ergattern. Ende des Jahres scheiden turnusgemäß fünf Mitglieder des Teams aus, die durch die fünf Sieger der Wettbewerbe in Düsseldorf (NRW), Bühl (Baden-Württemberg) und Nürnberg (Bayern) und den Siegern vom Bundesleistungswettbewerb ersetzt werden. Wer im Nationalteam ist, darf bei den Europa- und Weltmeisterschaften antreten. Frank Schweizer ist der Initiator des Projekts. "Beim Contest zählt nur, was heute geleistet wird. Schul- oder Ausbildungsnoten spielen keine Rolle, anders als beim Bundesleistungswettbewerb. So wollen wir auch Leute mit Migrationshintergrund fördern", erklärt er. Um Chancengleichheit geht es also.

Andreas Baumgarten ist eher durch "Zufall" Stuckateur geworden. "Mein Vater arbeitet als Landschaftgärtner und musste öfters auch mal mit Trockenbau arbeiten", sagt der 20-Jährige. Als sein Vater für die Hans-Peter Heiser GmbH Pflaster legen sollte, hat er ihm im Alter von 14 Jahren geholfen. "Nach der Realschule habe ich meine Ausbildung am BZB gemacht und mich bei dieser Firma beworben", sagt er. Er wollte Geld verdienen, auf Abitur hatte er keine Lust. "Der Beruf macht mir Spaß", sagt er.

Weibliche Stuckateure gibt es nur selten. "In meiner Firma gibt es nur eine Frau. Aber das ist o. k., ich fühle mich dort zu Hause", sagt Baumgarten und lacht. Nur die wenigsten Jugendlichen wissen überhaupt, was ein Stuckateur macht. "Zwar gibt es einige Firmen, die sich um den Stuck an der Decke kümmern, das Aufgabenfeld des Stuckateurs umfasst aber viel mehr: Vom Brandschutz, über Wärme- und Verbundsysteme bis hin zum Denkmalschutz ist alles dabei", sagt Dieter Stempel, Ausbildungsmeister am BZB. Er erzählt auch, dass es auf "absehbare Zeit einen akuten Nachwuchsmangel geben wird." Das liege daran, dass die Jugendlichen heute schnell einfach Geld verdienen wollen. Die Mitglieder des Nationalteams sollen dem entgegenwirken. Sie arbeiten als Botschafter und sollen junge Leute für den Beruf des Stuckateurs begeistern.

Es ist 16 Uhr, der Contest vorbei. David Enginler (22) aus Iserlohn hat die beste Arbeit im BZB geleistet. Zusammen mit Jens Beyer, Martin Andris, Marc Armbrüster und Robin Scherer besetzt er die freien Plätze im Nationalteam. "David hat sehr souverän gearbeitet", sagt Stempe.

(RP)
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