Düsseldorf Auf der Suche nach einem neuen Weg

Düsseldorf · Die Diakonie hat mit ihrem Programm "Sprungbrett" ein Hilfsangebot für Jugendliche geschaffen, die es nicht leicht hatten im Leben. Die 19-jährige Michaela lebt jetzt in einer betreuten WG.

 Michaela (M.) kann sich auf die Unterstützung von Peter Hainski, Leiter von "Check in, Check out", und Betreuerin Sarah Köhler verlassen.

Michaela (M.) kann sich auf die Unterstützung von Peter Hainski, Leiter von "Check in, Check out", und Betreuerin Sarah Köhler verlassen.

Foto: H.-J. Bauer

Vor zwei Jahren ist Michaela von zu Hause ausgezogen. Da war sie 17 Jahre alt. Ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester seien darüber sehr traurig gewesen, erzählt die Abiturientin. Aber im Haus ihrer Eltern habe sie es einfach nicht mehr aushalten können, sagt sie.

Für junge Erwachsene wie Michaela hat die Diakonie ein Programm entwickelt, das sie auf dem Weg ins Leben begleiten soll. Jugendliche, die in ihren Familien nicht den Rückhalt bekommen, den sie brauchen oder andere Hürden im Leben nehmen müssen, sollen nicht sich selbst überlassen werden, so die Idee. Und nicht etwa in die Obdachlosigkeit oder in die Kriminalität abrutschen.

Das Angebot, das Michaela wahrgenommen hat, heißt "Check in, Check out". Das Programm bietet Jugendlichen die Möglichkeit, bei ihren Eltern auszuziehen und mit anderen jungen Erwachsenen zusammen in einer Wohngemeinschaft zu leben. 16 Plätze gibt es aktuell. Für Michaela war das genau der richtige Weg. "Ich bin ein geselliger Mensch, ich bin froh, dass ich die anderen um mich herum habe", sagt sie.

Zusammen mit drei anderen Mädchen wohnt sie in einer Wohnung, die die Diakonie angemietet hat. Finanziert wird das Wohnprojekt auch vom Jugendamt, das den Jugendlichen bis sie 21 Jahre alt sind, Jugendhilfe zahlt. Etwa 350 Euro bekommt Michaela im Monat. 120 Euro sollen für die Lebensmittel reichen, 40 Euro für Kleidung und der Rest ist Taschengeld.

Den Jugendlichen werde dabei viel Freiraum eingeräumt, sagt Peter Hainski, Leiter des Bereichs Jugend bei der Diakonie. "Wir schränken wenig ein", sagt Hainski. "Bis auf die gesetzlichen Vorgaben natürlich." Sogar Party ist erlaubt. Michaela hat ihren 18. Geburtstag in der WG gefeiert. Die wirklich wichtige Regel sei: Die Jugendlichen müssen immer auf dem Handy erreichbar sein.

Etwa 100 Jugendliche werden derzeit mit dem Programm "Sprungbrett" betreut. Neben dem Wohnprojekt "Check in, check out", gibt es Streetworker, die für Jugendliche unterwegs sind und spezielle Angebote für junge Männer, denen immer häufiger gerade männliche Vorbilder fehlten, sagt Peter Hainski.

Um die Jugendlichen in den Wohnprojekten kümmern sich vier Sozialarbeiter. Die Eltern dürfen ihre Kinder nur noch angemeldet besuchen. Sarah Köhler betreut Michaela. Ihr Büro hat sie über den Wohnräumen von den jungen Frauen. "Wir kochen manchmal zusammen", sagt die 31-Jährige. "Ich bin für die Mädchen immer erreichbar."

Die Erfolgsquote des Programms sei hoch. Dass die Zusammenarbeit mit einem Jugendlichen abgebrochen werden müsse, komme selten vor, sagt Hainski. Dafür gebe es eigentlich nur zwei Gründe. "Wenn der Jugendliche harte Drogen nimmt, können wir ihn nicht mehr pädagogisch begleiten", sagt Hainski. Ein weiterer Grund sei die Suizidgefahr. Es komme aber auch vor, dass Jugendliche die Zusammenarbeit beenden würden, etwa, weil sich ihr familiärer Hintergrund geändert habe. Michaela ist heute mit sich und ihrem Leben zufrieden. In Kürze wird die 19-Jährige Abitur machen und möchte danach vielleicht in eine andere Stadt ziehen. "Ich bin viel selbstständiger geworden", sagt Michaela. "Es ist gut, dass man auf so was zurückgreifen kann." Auch nach Hause gehe sie inzwischen wieder gerne. Gerade erwägt sie, Innenarchitektur zu studieren. Aber wer weiß schon, wie es kommen wird. Dass das Team der Diakonie weiterhin für sie da sein wird, sei sehr beruhigend.

(klik)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort