Düsseldorf Auschwitz in der Bunkerkirche

Düsseldorf · Eine eindrucksvolle Ausstellung in Heerdt erinnert an Konzentrations- und Vernichtungslager.

 Eine Besucherin blickt in der Ausstellung auf ein Bild von Wladyslaw Siwek: SS-Männer schlagen mit ihren Gewehren Neuankömmlinge im KZ.

Eine Besucherin blickt in der Ausstellung auf ein Bild von Wladyslaw Siwek: SS-Männer schlagen mit ihren Gewehren Neuankömmlinge im KZ.

Foto: A. Endermann

Man glaubt das alles schon zu kennen und ist doch jedes Mal von Neuem erschüttert, wenn Bilder den Alltag von Auschwitz, Birkenau und anderen Stätten nationalsozialistischen Mordens veranschaulichen. Im verwinkelten Keller der Heerdter Bunkerkirche St. Sakrament zielt jetzt eine Ausstellung unter dem Titel "Todesfabrik Auschwitz" darauf, möglichst viele Besucher und insbesondere Schulklassen an das Thema heranzuführen.

Der Kölner Bauzeichner Peter Siebers, Jahrgang 1956, befasst sich seit mehr als 30 Jahren mit Auschwitz und hat in seine Recherchen fast 200 000 Euro aus privater Hand investiert. Für die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln entstand, hat er Grundrisse und Bauten der Todeszone gezeichnet und um Bilder ergänzt, die Überlebende anfertigten. Zu denjenigen, die das Grauen nachträglich in Aquarellen festhielten, zählt der Pole Wladyslaw Siwek. Seine Bilder, in der Ausstellung als Reproduktionen präsent, führen den Betrachtern vor Augen, wie es in Auschwitz zuging. Schon der Empfang derer, die nach langer, strapaziöser Bahnfahrt im Konzentrationslager angelangt waren, ließ Schlimmes befürchten. Ein Aquarell zeigt SS-Männer, die die Neuankömmlinge samt Kindern erst einmal mit Gewehren schlugen.

Ein wenig abseits hängt ein Bild von David Olère: "Erstickungstod durch Zyklon B" - versteckt deshalb, weil Kinder es nicht ohne Vorbereitung sehen sollen. Nackte Menschen umfassen schreiend einander in der Gaskammer.

Ulrike Bornewasser von der Initiative Friedensort Bunkerkirche, die zuvor am selben Ort eine vielbeachtete Otto-Pankok-Schau betreut hatte, hat diesmal vier Medienstationen eingerichtet. Auch auch diesem Wege sollen Schüler angesprochen werden, mehr aber noch durch Arbeitsblätter. Nach dem Rundgang sollen die jungen Besucher herausfinden, welche der vorgestellten Personen Täter, welche Opfer und welche beides zugleich waren.

Eine der Stationen befasst sich mit Block 10 des Lagers, dem "Experimentierblock". Dabei ging es speziell um Zwangssterilisation "rassefremder" Bevölkerungsteile. Die Slawen, so erfährt man, sollten innerhalb einer Generation ausgelöscht werden. Block 11 war der Todesblock, in dem die Insassen des Lagers aufgehängt oder als Nackte erschossen wurden. Die letzte Schrifttafel befasst sich mit "Auschwitz vor Gericht" und schildert, wie sich NS-Täter nach dem Krieg eine bürgerliche Existenz aufbauten, in der viele einer Strafverfolgung entgingen. Mit Auschwitz, so zeigt sich, sind wir noch lange nicht fertig.

Pastor-Klinkhammer-Platz; Eröffnung morgen um 18.30 Uhr; geöffnet Sa./So. 15-17 Uhr, bis 28. Juni; Führungen: Tel. 0211 4745588

(RP)
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