Düsseldorf/Meerbusch Ausgerechnet Gerichtskasse betrogen?

Düsseldorf/Meerbusch · Aus Schulden einen Gewinn zu machen, ist bei einem 40-jährigen Geschäftsmann aus Meerbusch nicht gelungen. Das stellte das Amtsgericht fest, verurteilte ihn zu anderthalb Jahren Haft, weil er die Gerichtskasse in Düsseldorf mit einem gefälschten Dokument um 50.000 Euro betrügen wollte.

Erhalten hat er das Geld aber nicht - und seit Freitag kämpft er in der Berufung beim Landgericht gegen die Verurteilung als Betrüger. Der Mann ist wegen ähnlicher Delikte schon gerichtsbekannt - und die Version, die er am Freitag lieferte, klingt ungewöhnlich. Demnach habe ein früherer Geschäftspartner, dem er noch Geld schuldete, auch seinen Briefkastenschlüssel besessen und habe dem Angeklagten Anfang 2013 nach einer gemeinsamen Werklohn-Klage jene "Gerichtsgutschrift" präsentiert mit dem Drängen, den Betrag einzulösen, seine Altschulden zu begleichen.

Angeblich gutgläubig, habe der Angeklagte auf die Echtheit der "Gutschrift" vertraut, habe deshalb sogar zwei Anwälte eingeschaltet, um den Betrag von der Justiz notfalls per Klage einzufordern. Dass sich das Schriftstück schnell als Fälschung herausstellte, jede Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Mitarbeiter der Gerichtskasse ins Leere lief, habe er nicht vorausgesehen, sondern der Echtheit des Dokuments vertraut.

Für die Justiz war jener Ex-Geschäftspartner aber nicht greifbar. Gerichtspost an eine Adresse in Oberhausen kam als "unzustellbar" zurück. Von den damals eingeschalteten Anwälten schloss einer am Freitag nicht aus, dass beim Kanzlei-Besuch des Angeklagten ein zweiter Mann dabei war. Der andere Advokat wies das aber strikt zurück. Mitte November geht der Prozess um die gefälschte Gerichtsrechnung daher weiter.

(wuk)
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