Ausstellung ist eine Hommage Deshalb ist Düsseldorf fußballverrückt

Düsseldorf · Eine neue Ausstellung zur Fußballgeschichte der Landeshauptstadt zeigt, wie sich der Sport in Düsseldorf etabliert hat.

 Olga und Guido Welsch in ihrer Ausstellung "Düsseldorfer Fußballgeschichte", die vor allem von den Originaldokumenten lebt.

Olga und Guido Welsch in ihrer Ausstellung "Düsseldorfer Fußballgeschichte", die vor allem von den Originaldokumenten lebt.

Foto: Andreas Bretz

Reinhold Scheffler steht vor einer der Stellwände im Foyer der Volkshochschule und besieht sich selbst. Es ist ein seltsames Gefühl für den 78-Jährigen. Da steht er also in der Reihe seiner Mannschaft, es war 1957, VfL Benrath gegen Alemannia 90 Berlin, das Finale um die deutsche Amateurmeisterschaft im Fußball.

Am Morgen hatte es noch geregnet, doch gegen Mittag verzogen sich die Wolken über dem Niedersachsenstadion, das an diesem Tag geschmückt worden war. 90 Minuten dauerte das Spiel, "das war früher auch nicht anders", am Ende steht es 4:2 für die Benrather. Für Scheffler war es der größte Erfolg seiner Laufbahn. Und auch in der Ausstellung über die Düsseldorfer Fußballgeschichte nimmt der Sieg der Düsseldorfer einen besonderen Platz ein.

Eine Hommage an den beliebtesten Sport der Düsseldorfer ist diese Ausstellung, die von Guido und Olga Welsch kuratiert wurde. Und gleichzeitig erinnert sie daran, dass Fußball in Düsseldorf mehr ist, als ein Profigeschäft und die Begeisterung für die Fortuna.

Gerade der Ehrenpräsident der Flingeraner, Hans-Georg Noack, hebt das hervor. Für ihn, der den Fußball in der Stadt 75 Jahre begleitet und gestaltet hat, bildet der Zweite Weltkrieg die große Zäsur im Düsseldorfer Fußball. Mochte die Stadt nach dem Krieg fußballverrückt sein, vor dem Krieg scheint sie - so beschreibt es Noack - wie ein einziger, großer Rasenplatz. Nein, es gab nicht weniger Menschen, die ins Stadion gingen, sie verteilten sich eben auf mehrere Vereine.

Heute mag die Fortuna bei den Zuschauerzahlen dominieren, damals gingen tausende nach Benrath, zur Turu, zum BV04. "Und die Spiele von damals waren genauso spannend wie heute", so Noack. Wenige Städte in Deutschland haben eine so große Geschichte wie Düsseldorf, führt er aus. Höhepunkt war wohl der Gewinn der Deutschen Meisterschaft gegen Schalke durch die Fortuna 1933. "Nach dem Krieg hat der Fußball nie mehr so Fuß fassen können in Düsseldorf", so Noack.

Doch naturgemäß spielen gerade jene Zeiten eine große Rolle in der Ausstellung, die von Bürgermeister Günter Karen-Jungen, der OB Thomas Geisel heute vertritt, eröffnet wird. "Manchmal mag man meinen, da klaffen Welten zwischen den Straßenfußballern von damals und dem modernen Spiel von heute", sagt er, aber, wer die Bilder von damals sehe, merke, dass sich der Sport an sich kaum verändert habe. Es sei die Leidenschaft, die den Ausschlag gebe, sagt Karen-Jungen.

Er erntet beipflichtenden Applaus bei seinen Zuhörern, die meisten von ihnen Veteranen des Sports, Männer, die Schlachten geschlagen haben mit Lederbällen, die schwer wie Bowlingkugeln über den Spann rutschten, wenn sie sich auf den schlammigen Plätzen der Nachkriegszeit mit Wasser vollgesaugt hatten. Doch halt, es gibt noch einen besonderen Aspekt, den die Ausstellung beleuchtet, und das ist der Frauenfußball.

Eröffnung der deutschen Fußball Route NRW in Düsseldorf
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Foto: rpo

Als Pionier des Sports hat sich hier Johannes Decker hervorgetan. Weil seine Frau eben Fußballspielen wollte, übernahm er irgendwann den Posten des Trainers in Lohhausen, die dann prompt die Niederrheinmeisterschaft gewannen. Er erinnert an Zeiten, in denen "auch Anwesende" die Frauen auf dem Platz verspotteten, tatsächlich verbot der DFB sogar Frauenfußball bis 1970. Und doch setzte sich der Sport durch. Immer größer wurde der Zulauf. Heute boomt der Sport auch und gerade bei Mädchen.

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Foto: dpa, mb

Damals wurde in den ausgestellten Zeitungsausschnitten noch betont, wie zerzaust die Frisuren der "Damen" waren. Dass man das Spiel haushoch gewonnen hatte, schien ein Nebenaspekt zu sein. Die Ausstellung ruft natürlich alte Zeiten in Erinnerung, aber sie würdigt vor allem die Arbeit im Kleinen. Denn nur dort entsteht dann wirklich Großes.

(RP)
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