Stichflammen aus dem Dach Bahn brennt am Benrather Bahnhof

Düsseldorf · Stichflammen aus dem Dach, schwarzer Rauch aus allen Fenstern – diese Szenen erlebten gestern Mittag die Fahrgäste einer Straßenbahn und die Besucher der Benrather Bierbörse. Da der Fahrer schnell reagierte, blieben alle Insassen des Unglückzuges unverletzt.

 Die Straßenbahn, die in Benrath in Brand geriet.

Die Straßenbahn, die in Benrath in Brand geriet.

Foto: Feuerwehr

Stichflammen aus dem Dach, schwarzer Rauch aus allen Fenstern — diese Szenen erlebten gestern Mittag die Fahrgäste einer Straßenbahn und die Besucher der Benrather Bierbörse. Da der Fahrer schnell reagierte, blieben alle Insassen des Unglückzuges unverletzt.

 Die Straßenbahn wurde beim Brand zerstört.

Die Straßenbahn wurde beim Brand zerstört.

Foto: Feuerwehr

Mohammed Danadi hat gerade die letzte Fahrt seiner Schicht begonnen, als das Unglück seinen Lauf nimmt. Der Stromabnehmer oben auf der Straßenbahn trennt einen Draht aus der Oberleitung, der Starkstrom-Draht (rund 500 Volt Spannung) fällt auf das Dach des Zuges. Ein Blitz schießt hervor, es knallt — und kurz darauf schlägt eine große Stichflamme aus dem Dach über dem Fahrerhäuschen. Die Bahn brennt. Danadi beginnt sofort, das gute Dutzend Fahrgäste aus der Bahn zu bringen.

Auf dem gegenüberliegenden Gleis steuert Michael Frings seine Bahn Richtung Benrath. Als er die Flammen sieht, stoppt er seinen Zug, rennt hinüber und hilft seinem Kollegen, die Leute ins Freie zu holen. Hinter ihnen breitet sich das Feuer aus, schwarzer Rauch quillt aus den Fenstern.

Rund 90 Minuten war die Feuerwehr gestern Mittag in der Nähe des Bahnhofs im Düsseldorfer Stadtteil Benrath im Einsatz, um die Straßenbahn der Linie 701 zu löschen und die Gefahr durch den herab hängenden Draht zu beseitigen. Vor und hinter dem Zug schoben die Einsatzkräfte eine so genannte Erdungsstange zwischen Schienen und Draht, erzeugten damit zunächst einen Kurzschluss und sorgten dann dafür, dass jeder weitere Strom direkt in die Erde fließt. Aus zwei Rohren schoss anschließend das Wasser gegen die Flammen an der Decke des Zuges, Ventilatoren trieben den Rauch aus der Bahn.

Die Polizei kümmerte sich in der Zwischenzeit um die Besucher und Anbieter der nahe gelegenen Benrather Bierbörse. Sie brachte sie aus der Gefahren zone, hinter Absperrbändern verfolgten sie die Arbeiten der Feuerwehr. "Zum Glück war es noch recht früh und dadurch auch ziemlich leer", erklärt Bierbörsen-Veranstalter Werner Nolden. "Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das Ganze abends stattgefunden hätte."

Die Rettungskräfte gaben kurze Zeit später Entwarnung. Keiner der Evakuierten war durch das Feuer oder den Rauch verletzt worden. Die Mediziner betreuten Fahrer Danadi wegen des erlittenen Schreckens kurz, entließen ihn dann aber auch nach Hause.

Die Folgen des Brandes waren im Nahverkehr noch bis zum Nachmittag zu spüren. Bis 14 Uhr setzte die Rheinbahn rund um den Unglücksort Ersatzbusse ein, wie sie auch in den kommenden Tagen für den Abschnitt vorgesehen sind (siehe Info). Auf der Strecke zum S-Bahnhof in Rath warteten die Fahrgäste länger auf ihren Zug.

Weshalb der Stromabnehmer den Draht abtrennte, wird die Rheinbahn in den kommenden Tagen untersuchen. "Der Fahrer hatte zuvor Probleme am Fahrzeug festgestellt, deshalb den Stromabnehmer vom Draht genommen und neu herangeführt — ein Standardverfahren", erklärte Rheinbahn-Sprecher Eckhard Lander gestern auf RP-Anfrage.

Die Höhe des Schadens konnten die Experten des Nahverkehrsunternehmens gestern ebensowenig beziffern wie sie beurteilen konnten, ob der Zug wieder fahren wird — Flammen und Löschwasser hatten so viele Spuren im Innenraum hinterlassen, dass erst nach den Aufräumarbeiten das Ausmaß der Zerstörung vollends sichtbar wird: Die Decke, durch die die Flammen geschlagen waren, war komplett schwarz, Teile der Verkleidung waren auf den Boden gestürzt, die roten Sitze zeigten deutliche Brandspuren.

Für die Rheinbahn war es der zweite Brand an einer der alten rot-weißen Bahnen innerhalb weniger Monate. Anfang Mai hatte eine defekte Bremse für starken Rauch im U-Bahn-Tunnel kurz vor dem Hauptbahnhof gesorgt. Damals ließ die Polizei mehrere Stationen räumen. Davon waren mehrere tausend Fußball-Fans betroffen, die die Bundesliga-Partie zwischen Bayer Leverkusen und Arminia Bielefeld in der Düsseldorfer Arena sehen wollten.

(RP)
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