Düsseldorf Bahnhofsviertel soll vom Zwie- ins Rampenlicht rücken

Düsseldorf · Düsseldorfer Künstler möchten gemeinsam mit der Stadt das Image des Bahnhofsviertels aufpolieren. Das Projekt soll Nachahmer in anderen Städten und internationale Beachtung finden.

 Zum Bahnhofsviertel gehört auch das Rotlichtmilieu: Palina Vetter führt am heiligen Sonntag, 25. Juni, im "Solid Gold" in den Poledance ein.

Zum Bahnhofsviertel gehört auch das Rotlichtmilieu: Palina Vetter führt am heiligen Sonntag, 25. Juni, im "Solid Gold" in den Poledance ein.

Foto: Markus Ambach

Im Café Byzantio in der Bismarckstraße kann man große Torten für große Anlässe bestellen. Aber auch an einem gewöhnlichen Dienstagnachmittag ist die griechische Konditorei gut besucht. Eine Sünde nach der anderen verlässt die Ladentheke: viel Sahne, viel bunt, viel klebriger Zuckerguss. "Wir haben einen sehr guten Ruf", sagt Mitarbeiterin Maria Praou. Bei Griechen, bei Türken, bei Deutschen. Egal.

Nur die nötige Aufmerksamkeit in der Stadt, die habe das Café in Düsseldorf eben noch nicht, sagt Künstler Markus Ambach. Gemeinsam mit anderen Kulturschaffenden, dem Forum Freies Theater, dem Tanzhaus NRW und der Filmwerkstatt, hat sich der Künstler deshalb ein Projekt überlegt, das Vorbild für andere Städte werden soll: Bahnhofsviertel neu denken.

Mit dem Imageproblem ist Düsseldorf nicht allein. Bahnhofsviertel haben auch in anderen Städten oftmals einen zwielichtigen Ruf. Bei der Stadt sind die Künstler deshalb auf offene Türen gestoßen: Allein die Auftaktveranstaltungen des neuen Kunstprojekts fördert die Stadt mit 50.000 Euro. Auch das Land ist begeistert und hat Zuschüsse zugesagt.

Am Freitag startet der sechswöchige Auftakt mit knapp 30 Veranstaltungen, im nächsten Jahr soll aus der Vision dann etwas ganz Großes werden: Geplant ist ein internationales Kulturfestival rund um das Bahnhofsviertel. Düsseldorfer Künstler aus Theater, bildender Kunst, Tanz, Film und Musik wollen das "Problemviertel" Bahnhof mit Performances und Streetart in ein anderes Licht rücken.

Viel brauche es dazu nicht, sagt Ambach. Nur jemanden, der die vielen einzelnen Akteure miteinander verknüpft und dem Viertel einen Namen gibt: "Von fremden Ländern in eigenen Städten" soll das Gemeinschaftsprojekt von Künstlern und Stadtplanern heißen. Tourist in der eigenen Stadt sei man schließlich viel zu wenig, und viele Städter wüssten gar nicht, was es in nächster Nähe zu entdecken gebe.

Dabei hat sich das Umfeld des Hauptbahnhofs in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Standort für die Kulturszene entwickelt. In Acker-, Harkort- oder Mintropstraße liegen etliche Ateliers. Auch Tanzhaus und Capitol haben sich dort angesiedelt. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wie die Stadt ihre Gäste empfangen möchte. Konrad-Adenauer-Platz, Busbahnhof, Bertha-von-Suttner-Platz seien wenig einladend, sagt Ambach. Ab Freitag präsentieren die Künstler nun erste Ideen, wie man das Viertel anders denken kann. Der Absolvent der Kunstakademie Manuel Graf will den Bertha-von-Suttner-Platz per Lichtinstallation in die persische 4-Iwan-Moschee verwandeln. Wie das aussehen soll, zeigt er am Freitag, 29. Juli, um 20 Uhr.

Und auch das Café Byzantio soll endlich mehr Aufmerksamkeit bekommen: Am Samstag, 15. Juli, wollen Kunststudenten mit einer Performance griechische Backwaren verteilen. Torten für alle - und eine Bühne für das Bahnhofsviertel.

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