Neue Prognose Bald 74.000 Düsseldorfer mehr?

Düsseldorf · Das Land berechnet für die Landeshauptstadt ein Wachstum von 13,1 Prozent und geht von 677 000 Düsseldorfern im Jahr 2040 aus. Die Stadt bezweifelt die Aussagekraft und gibt sich zurückhaltender.

Neue Prognose: Bald 74.000 Düsseldorfer mehr?
Foto: dpa-Infografik

Düsseldorf wächst schneller als erwartet, die Stadt muss ihre Erwartungen nach oben korrigieren. Das Amt für Statistik nahm vor vier Jahren in seinem letzten Demografiebericht noch an, dass 2025 die Bevölkerungszahl bei 605 500 liegt. Nun ist diese Zahl beinahe schon im vorigen Jahr erreicht worden, also zehn Jahre früher: Zum Stichtag 31. Dezember wurden 603 210 Düsseldorfer gezählt.

Die Landesregierung setzt dem Positivtrend jetzt die Krone auf. Sie geht in ihrer Vorausberechnung, die gestern veröffentlicht wurde, davon aus, dass es 2040 sage und schreibe 677 000 Düsseldorfer gibt, also fast 74 000 mehr als heute. Das macht auf Basis der Zahlen vom 1. Januar 2014 ein Plus von 13,1 Prozent. Nur den Städten Köln (+19,3) und Münster (+16,6) wird eine noch bessere Perspektive zugesprochen.

Experten der Stadtverwaltung sind von den Zahlen alles andere als beeindruckt. "In fünf Jahren sollen wir 24 000 Bürger mehr haben, in zehn Jahren sogar 44 000", sagt Manfred Golschinski, der Leiter des Amtes für Statistik. Das hält er für völlig abwegig, "denn wir haben gar nicht den Platz für eine solche Entwicklung, es sei denn, wir bebauen auch noch die zweite Startbahn des Flughafens mit Wohnhäusern". Dass Golschinski so deutliche Worte findet, hat methodische Gründe. Es handele sich bei dem Bericht von IT.NRW lediglich um die mathematische Hochrechnung eines in der Vergangenheit liegenden Trends. Die lokalen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen würden nicht berücksichtigt. Diese Fakten und ihre Gewichtung - etwa die Frage, wer zieht nach Düsseldorf, wie alt sind diese Menschen - seien aber entscheidend, um eine Prognose abgeben zu können.

Eine solche Prognose soll sich in der Neuauflage des Demografieberichts wiederfinden, der nach 2009 und 2011 Ende 2015 wieder erscheinen soll. Der Bericht wird ein Szenario für 2030 liefern, und der Amtsleiter geht viel eher davon aus, dass die Bevölkerungszahl dann bei 620 000 als bei 630 000 liegen - selbst wenn in der Landeshauptstadt nun noch mehr Wohnungen gebaut werden als noch vor zwei Jahren gedacht, nämlich um die 15 000.

Demographischer Wandel: Zahlen und Fakten zum alternden NRW
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"Diese Erwartung ist aber zunächst nur ein Bauchgefühl", sagt Golschinski. Es steht aber bereits fest, dass die Statistiker offensiver werden, denn ihre Prognose war zuletzt zu defensiv. Allerdings hat sich der Zuzug nach Düsseldorf in den letzten Jahren auch sehr dynamisch entwickelt. Zwischen 1999 und 2013 kletterte die Bevölkerungszahl im Durchschnitt um jährlich 2700 Personen. 2013 lag die Zunahme bei 4000 und im vorigen Jahr bei 6000 Köpfen. "Wir sind halt eine attraktive Stadt", sagt Golschinski. Und Wachstum gibt es eben auch dort, wo gar keine Neubauten in großem Stil entstehen, etwa in der Innenstadt - die alleinstehende Person zieht aus der großen Wohnung, die vierköpfige Familie ein.

Bis 2020 rechnet die Stadt mit 6000 Schülern zusätzlich, Fachdezernent Hintzsche korrigiert die Zahl nun um 600 nach oben. Interessant: Insgesamt verliert die Stadt mehr Familien ans Umland, als dass neue hinzukommen. Den größten Anteil am Bevölkerungswachstum haben nach wie vor die 18- bis 30-Jährigen, die meist wegen Ausbildung, Studium oder Berufsstart nach Düsseldorf ziehen. 2013 waren dies fast 21 400 Personen, das machte knapp die Hälfte aller Zuzüge nach Düsseldorf aus.

(RP)
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