Düsseldorf Balletthaus kostet die Stadt 31 Millionen

Düsseldorf · An diesem Projekt, das Investor Hochtief baut, entzündet sich erneut der Streit um die Schuldenfreiheit. SPD-OB-Kandidat Geisel rechnet vor, das Haus selbst zu errichten sei günstiger. Stimmt nicht, sagt Kämmerer Abrahams.

 Die Tanzcompagnie der Rheinoper erhält am Steinberg ein neues Probenzentrum.

Die Tanzcompagnie der Rheinoper erhält am Steinberg ein neues Probenzentrum.

Foto: Rheinoper

Das Balletthaus am Steinberg nimmt Form an - und befeuert einen erneuten Streit um die Frage: Können Schulden sinnvoll sein? Oder ist es besser, so lange es geht, schuldenfrei zu bleiben? Denn das Projekt wird vom privaten Investor Hochtief gebaut, die Stadt muss dafür weder an ihre Rücklagen gehen noch einen Kredit aufnehmen, um das Gebäude zu finanzieren. Aber sie zahlt jeden Monat 88 000 Euro Miete an den Eigentümer - an den Konzern Hochtief.

Das ist kaufmännisch Unsinn, sagt SPD-OB-Kandidat Thomas Geisel. Würde die Stadt selbst bauen und zahlen, wäre das günstiger. Denn als Kommune genießt sie die höchste Bonitäts-Einstufung auf dem Kapitalmarkt und bekommt sehr günstig Kredite. Stimmt nicht, sagt der städtische Herr der Kasse, Kämmerer Manfred Abrahams, und macht seine Rechnung auf: Für einen Kredit würde man Zinsen zahlen und müsste wegen der Nutzung (die andernfalls bezahlt werden müsste) Rücklagen bilden, um am Ende sein Kapital wieder zu haben. Geisel sieht das anders: Die Zinsen wären niedriger als der Profit des Investors, den dieser sich ja von der Stadt zahlen lässt. Nein, sagt Abrahams, man habe das geprüft - würde die Stadt Düsseldorf in Eigenregie bauen, wäre es sogar 650 000 Euro teurer.

Wie sind die realen Kosten?

Der von der Stadt offiziell genannte Preis von 26 Mio Euro ist der sogenannte Barwert. Die Summe kalkuliert über einen Zeitraum von 30 Jahren auch die Geldentwertung ein.

Was zahlt die Stadt tatsächlich?

Nach heutiger Rechnung über 30 Jahre 88 000 Euro pro Monat, das macht knapp 31 Millionen Euro.

Wo liegt der Profit des Investors?

Laut Abrahams ist der Vorteil des Investors, dass er das Bauwerk vermutlich weitaus günstiger errichten kann, als es die Stadt könnte. Das liegt an anderen Ausschreibungsregeln, besseren Bedingungen, die Hochtief als Bauunternehmen bei anderen Firmen der Branche bekommt. Nur darin liegt laut Abrahams der - mögliche - Profit des Investors.

Wie sieht die SPD das?

Völlig anders. Geisel, ebenfalls als Manager aus der Energiebranche kaufmännisch beschlagen, ist fest davon überzeugt, dass die Stadt das ganze Projekt günstiger haben könnte, Dass sie schlechtere Ausschreibungs- und Kostenbedingungen akzeptieren und daher mehr zahlen müsste, lässt er nicht gelten.

Was ist nach Ablauf der 30-Jahre-Frist?

Das Gebäude kann von der Stadt übernommen werden, sagt Abrahams - ohne Zuzahlung. Aber sie muss es nicht übernehmen, sondern kann es auch weiter mieten. Das Projekt ist auf einem Erbbau-Grundstück errichtet, der Vertrag dazu läuft über 50 Jahre.

Was bedeutet das für die beiden Vertragsparteien?

Für Geisel sind diese weiteren 20 Jahre "das goldene Ende" - Hochtief gehört das Gebäude und das Unternehmen könnte mehr Miete verlangen, das investierte Kapital sei erwirtschaftet, der Mietvertrag werde neu abgeschlossen, die Miete womöglich erhöht. Abrahams ist anderer Meinung - er sieht den Vorteil bei der Stadt, weil man die Wahl habe. Zudem wisse heute keiner, ob man zu der Zeit überhaupt noch ein Balletthaus wolle oder brauche.

Warum also dieses Modell?

Die Entscheidung für die Schuldenfreiheit ist eine politische, CDU und FDP wollen sie auf jeden Fall beibehalten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort